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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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führten und das er von seinem Versteck aus belauschen konnte, zunehmend elektrisiert.
    Offensichtlich hatten sich die beiden gerade erst kennengelernt, wobei für David im Dunkeln blieb, wann und wo genau oder unter welchen Umständen. Auf jeden Fall waren sie füreinander offenbar Fremde. Insofern wunderte es David nicht, dass ein Großteil des Gesprächs zunächst darin bestand, dass die Frau, die sich Stacy nannte, den Mann, der namenlos blieb, ausfragte.
    David rieselte aber ein Schauer über den Rücken, als deutlich wurde, dass der Mann kein Mensch war, sondern ein Malach und zudem quasi ein Abtrünniger oder besser Ausgestoßener seines Volkes. Durch irgendeine Art von Unfall – in dieser Hinsicht konnte David die Details nicht genau verstehen – war er mit einem anderen Menschen, einer Frau mit dem merkwürdigen Namen Cooper, körperlich verbunden worden.
    Dies hatte für den Malach zwei gravierende Konsequenzen. Die eine bestand darin, dass seine Verbindung mit dem kollektiven Bewusstsein der anderen Malachim abgebrochen war. Die zweite war, dass stattdessen eine Verbindung mit dem Bewusstsein dieser Frau entstanden war. David lauschte atemlos. Dass die Malachim ein mentales Kollektiv waren, in dem jedes Individuum auf die Sinneseindrücke und Erinnerungen aller anderen zurückgreifen konnte, war eines von vielen Gerüchten, die in der Gemeinde über sie kursierten. Nun wusste er, dass es der Wahrheit entsprach.
    Genau wie David selbst war Stacy, die Gesprächspartnerin des Malach, interessiert an weiteren Informationen über diese geheimnisvollen Wesen. Wo kamen sie her? Waren sie wirklich Engel? Was war der Grund für ihre feindliche Haltung gegenüber den Menschen?
    Schnell begriff David, dass Stacy keinesfalls eine Bewohnerin des Elysion, sondern aus einer der verlassenen Städte kam. Wie gern hätte er sie darüber ausgefragt, wie die Lebensbedingungen in der alten Heimat inzwischen waren. Nun, vielleicht würde die Gelegenheit noch kommen.
    Er konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.
    »Und was willst du jetzt von Cooper?«, fragte sie.
    »Ihr erklären, dass sie nun Teil von meinem Kollektiv ist.«
    »Hm. Ich glaube nicht, dass ihr das gefallen wird. Eigentlich ist Cooper schon in einem Kollektiv.«
    »Und was ist das für ein Kollektiv?«
    »Na ja, das von Brent und mir, schätze ich«, sagte sie leichthin, um dann mit etwas mehr Nachdruck hinzuzufügen: »Wir sind nämlich eine Familie.«
    »Du und dieser Brent, ihr seid nicht Teil des Kollektivs«, widersprach er, »sonst wäre ich auch mit dir verbunden.«
    Es klang wie eine nüchterne Feststellung.
    Sie reagierte entrüstet. »Nur weil zwischen ihr und mir nicht dieses Kollektivdings besteht, heißt das nicht, dass ich mit Cooper nicht verbunden bin. Cooper ist wie meine Schwester. Wir kennen uns schon, seit wir ganz klein waren. Ich wusste sogar schon, dass sie zu mir gehört, bevor sie es selber wusste.«
    »Wie meinst du das? Wie kann sie von der Verbindung zwischen euch nichts wissen?«
    »Ach, das ist … schwer zu erklären.«
    An der Art, wie sie herumdruckste, konnte David deutlich hören, dass ihr das Thema auf einmal unangenehm war. Ein Schweigen entstand, in dem David vor allem das Pochen seines eigenen Herzens hören konnte. Zwar schienen sie ihn nicht zu bemerken, aber es gab Gerüchte, die besagten, dass die Malachim die Menschen riechen konnten, so wie Hunde andere Lebewesen witterten. Der Wind wehte aber zum Fluss hin. Er betete, dass es so blieb.
    »Warst du das in unserem Haus? Cooper hat erzählt, sie hat ihren Vater gesehen. Aber der ist längst tot.«
    »Nein.«
    »Oh, dann war es also doch nur ein Hirngespinst von ihr, wie Brent vermutet hat. Arme Cooper.«
    »Nein. Der, den du ihren Vater nennst, ist nicht tot. Ich habe ihre Gedanken und Erinnerungen gesehen. Er ist derjenige, der mich entstehen ließ. Er ist nicht weit von hier in dem Gebäude mit dem Namen USAILEP .«
    David vergaß fast das Atmen. Doch er war nicht der Einzige, bei dem diese Offenbarung Aufregung verursachte.
    »Lügner. Er ist tot. Ich weiß es. Cooper gehört nur mir«, rief Stacy empört aus.
    »Meine Aussage ist richtig«, beharrte der Malach mit allergrößter Nüchternheit. »Ich werde sie zu ihm bringen. Er wird ihr sagen, dass wir verbunden sind.«
    Lautes Rascheln war zu hören. Offenbar war der Malach aufgesprungen.
    »Das darfst du nicht«, rief Stacy. »Ich verbiete es dir.«
    »Meine Prägung sieht für deine Befehle keine

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