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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Frage, der Zaun war tödlich für alles, was atmete und sich bewegte.
    Natürlich war es Rasim gewesen, der messerscharf den einzig richtigen Schluss aus diesem Experiment gezogen hatte, indem er feststellte: »Egal, was die Malachim anstellen, wir kommen hier nie wieder raus.«
    Tatsächlich hatte der Zaun nirgendwo so etwas wie ein Tor. Die einzige Tür auf dem Gelände war die von dem kleinen Gebäude, an dessen Mauer gelehnt sie saßen. Ein kleiner Kubus aus Backstein, mit einem Dach aus gewelltem Metall.
    Die Tür bestand ebenfalls aus Metall und war mit grauer Farbe angemalt. Unter der Klinke war ein Schloss, das Rasim als »modern« und »etwas, das man in der Stadt finden würde« bezeichnet hatte. Jedenfalls war die Tür fest verschlossen, und was immer sich in dem kleinen Gebäude befand, war damit absolut unerreichbar für sie.
    Außer dem Häuschen befanden sich auf dem Gelände jede Menge Pfähle und Kästen aus Metall, alle akkurat aufgestellt, die die Luft mit einem ständigen Summen erfüllten. Eingedenk ihrer Erfahrung mit der Eidechse hatte Jimmy den Kindern verboten, diesen Dingern zu nahe zu kommen. So hatten sie sich auf einer kleinen Wiese niedergelassen, die von einem Rechteck aus Betonplatten eingerahmt war, die einzige größere Freifläche innerhalb der Zäune.
    »Kannst du mal kommen?« Unversehens war die kleine Mara wieder vor ihnen aufgetaucht.
    »Was ist denn?«, fragte Jimmy.
    »Ruby geht’s nicht gut. Sie ist ganz heiß und hat so komische Flecke.«
    Jimmy seufzte. Das war genau das, was ihm noch gefehlt hatte.
    »Na los, Dr. Larson«, spottete Rasim neben ihm. »Ihr Patient wartet.«
    Jimmy bedachte ihn mit einem ärgerlichen Blick. Dann stemmte er sich an der Wand in die Höhe. »Wo ist Ruby denn? Bring mich zu ihr.«
    Zu Jimmys Überraschung ergriff Mara seine Hand und wollte ihn mit sich ziehen.
    »Vater werden ist nicht schwer …«, feixte Rasim.
    »Du passt auf die anderen auf!«, befahl Jimmy schroff.
    Rasim sprang in den Stand und salutierte. »Sir, yes, Sir.«
    Jimmy schüttelte den Kopf und ließ sich von Mara um die Ecke des Hauses führen, in banger Erwartung dessen, was er dort zu sehen bekommen würde.

    »Super, die Richtung, Coop.«
    »Halt die Klappe!«
    Sie standen vor einem steilen Abhang. Etwa zwanzig Meter ging es abwärts, eine fast senkrechte Wand aus Lehmerde und lockerem Schiefer. Der Peeyawaukah hatte sich hier sein Bett tief in den weichen Waldboden gefräst. Weiter rechts, also flussabwärts, sahen sie gefährliche Stromschnellen. Die Wand auf der anderen Seite hatte ungefähr die gleiche Höhe, doch soweit Cooper sehen konnte, führte kein direkter Weg auf die andere Seite. Links neben ihnen war eine mächtige Fichte abgerutscht und bildete eine Art natürliche Brücke. Doch ihre Spitze hatte sich auf der gegenüberliegenden Seite etwa zwei Mannslängen unter der Bruchkante des Hanges eingekeilt.
    »Und jetzt?«, stocherte Brent weiter. »Was sagt dein Malachauge dazu?«
    Tatsächlich war ihr inneres Auge immer noch blind, also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf dessen äußere Pendants zu verlassen. Sie ließ den Blick noch einmal über den Hang schweifen.
    »Da!« Sie zeigte nach links. »Sieht aus, als ob es dort niedriger wird. Vielleicht flacht der Hang so weit ab, dass man runterklettern und den Fluss überqueren kann.«
    »Vielleicht wachsen uns Flügel, und wir können rüberfliegen.«
    »Bleib doch hier, wenn’s dir nicht passt, Feigling«, schnappte Cooper.
    »Vielleicht tu ich das wirklich. Ich frag mich schon lange, was ich hier eigentlich mache. Suche Medikamente für eine alte Vettel, die Stacy stets einreden will, was für ein dämlicher Scheißprolet ich bin. Folge einer Bekloppten, die meint, sie würde Signale von einem Malach empfangen, oder Visionen von ihrem toten Vater hat oder …«
    »Sei still, Brent!«
    »Du kannst mir nicht einfach …«
    »Halt einfach die Schnauze!«, zischte sie. »Da kommt irgendwas.«
    Stille. Die Bäume wuchsen direkt bis an die Bruchkante, sodass man nicht allzu weit sehen konnte. Beide lauschten angestrengt in das Grün. Fast dachte Cooper schon, sie hätte sich geirrt, da war auf einmal ein Knacken zu hören. Gedämpft. Noch weit entfernt. Aber ohne Zweifel bahnte sich irgendetwas Größeres seinen Weg in ihre Richtung.
    »Von wo kommt das?«, flüsterte sie.
    »Ich glaub, längs des Canyons«, antwortete Brent ebenfalls im Flüsterton und wies in die Richtung, in die sie sich gerade hatte

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