Email ans Universum (German Edition)
Erkenntnissen führen).
Das Milton-Modell, benannt nach Dr. Milton Erickson – laut Meinung der Fachleute „der größte Therapeuten-Hypnotiseur des 20. Jahrhunderts“ – beinhaltet keine Vorschläge, wie eine Aussage zu beweisen oder zu widerlegen sei. Es verwendet Sprache in der Art, wie es der Kerry Farmer tat, und kann dadurch sowohl intellektuelle als auch physiologische Veränderungen bewirken. Weil er so großen Erfolg darin hatte, die angeblich Unheilbaren zu heilen, wurde er häufig „der Wundermacher“ genannt.
Seltsamerweise dachten die meisten Patienten Dr. Ericksons nicht, dass sie sich überhaupt einer Hypnose unterzogen hatten. Sie erinnerten sich nur daran, ein nettes Gespräch mit einem ungewöhnlich sympathischen Doktor geführt zu haben.
Entsprechend der Korzybski-Whorf-Sapir-Hypothese beeinflusst die Sprache, die die Menschen gewohnheitsmäßig sprechen, ihre Sinneswahrnehmungen, ihre „Konzepte“ und besonders die Art und Weise, wie sie sich selbst un d die Welt im Allgemeinen erleben . Wie Whorf diese Tatsache darstellte: „Eine Veränderung der Sprache kann unsere Wahrnehmung des Kosmos transformieren.“
Die klinischen Aufzeichnungen Ericksons und seiner Schule legen nahe, dass uns sprachliche Kunstgriffe krank machen können oder uns wieder gesunden lassen.
Das irische, neurolinguistische System illustriert diese Theorien ungewöhnlich gut.
Ob man es nun spielerische Sprache nennt oder Erickson´sche Hypnose (oder das verbale Äquivalent dazu, LSD in das Trinkwasser der Linguistik zu schütten), zeigt irisches Englisch – gerade in den professionellen Werken der großen irischen Schriftsteller – die gleiche nicht-aristotelische „Unlogik“ oder den Zen-Humor, die auch der Kerry Farmer an den Tag legte.
Death and life were not
Till man made up the whole,
Made lock, stock and barrel
Out of his bitter soul 14
(W. B. Yeats)
Der Versuch, die wissenschaftlichen, theologischen und philosophischen Deutungen von „Tod“ und „Leben“ wortwörtlich zu nehmen, führt dazu, den Tod und das Leben bloß als zwei grammatikalische Kategorien aufzufassen – und dann?
„Menschen sind geborene Lügner.“ (Liam O´Flaherty, im ersten Satz seiner Autobiografie)
Logiker nennen dies ein eubulidisches 15 Paradoxon. Für einen irischen Stylisten ist dies weder eubulidisch noch paradox, sondern bloß ein weiterer schwangerer Bulle. Wenn O´Flaherty zur Klasse der Menschen gehört, dann lügt er. Aber wenn er lügt, dann klingt seine Aussage nicht überzeugend, also erzählt er ja vielleicht die Wahrheit …
„Sind die Kommentatoren in Hamlet wirklich verrückt oder täuschen sie dies nur vor?“ (Oscar Wilde)
Thy spirit keen through radiant mien
Thy shining throat and smiling eye
Thy little palm, thy side like foam –
I cannot die!
O woman, shapely as the swan,
In a cunning house hard-reared was I:
O bosom white, O well-shaped palm,
I shall not die! 16
(Padraic Colum)
(Den Stil betreffend ein Gedicht der Romantik; den Inhalt betreffend ein Gedicht der Anti-Romantik– ob man diese Frau nun für eine menschliche Person oder ein Symbol Irlands à la Cathleen ni Houlihan, Dark Rosaline oder Shan van Vocht hält, Colum würde bestimmt nicht für sie sterben.)
„Durtaigh disloighal reibel aigris dogs.“ (Myles na gCopaleen)
(Es bekommt nur einen Sinn, wenn man es Gälisch betont, dann klingt es nach gewöhnlichem Englisch und drückt die gewohnheitsgemäße englische Haltung ihren hibernischen Nachbarn gegenüber aus.)
„They shall come to know good.“ (James Joyce)
(Lies es leise, dann lies es laut.)
„In der Menschheit besteht eine gewisse *********************** hic multa *************************************** disiderantur ********************. Und das halte ich für eine klare Lösung dieser Angelegenheit.“ (Jonathan Swift) – sämtliche Zensierungen in Swifts Originaltexten.
„Ich betrachte es als erstrebenswert, dass er nichts über mich weiß, doch noch besser wäre es, wenn er verschiedene Dinge über mich wüsste, die vollkommen falsch sind.“ (Flann O´Brien)
Oder, um einige Beispiele zu nennen, die sich eher für eine weitere Verdichtung als für ein Zitat eignen:
Betrachten wir Swifts „Krieg der Pamphlete“ mit dem Astrologen Partridge, von dem Swift behauptete, er wäre gestorben, wobei Partridge vehement darauf bestand, weiterhin am Leben zu sein. Swift gewann diese Debatte spielend, indem er darauf hinwies, dass bloß
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