Email ans Universum (German Edition)
Bell bewiesen zu haben, dass sich zwei beliebige „Partikel“, die einmal in Kontakt zueinander standen, kontinuierlich so verhalten, als ob sie weiterhin miteinander verbunden wären – unabhängig davon, wie weit sie in Raum oder Zeit (oder in der Raum-Zeit) vorangeschritten sind. Hier kann man erkennen, warum New Ager es so faszinierend finden: Es hört sich so an, als ob es die alte magische Idee bestärkt, dass das, was auch immer man mit dem Haar eines Feindes anstellt, einen unweigerlichen Effekt auf den Feind selbst hat.
Die meisten Physiker glauben, dass diese Annahme durch eine lange Reihe von Experimenten (insbesondere die Experimente von Dr. Alain Aspect und verschiedenen Kollegen in den 70ern und Aspect 1982) untermauert wurde. Quanten-„Partikel“ (oder „Wellen“), einmal in Kontakt miteinander, bleiben mit großer Wahrscheinlichkeit „miteinander verbunden“ oder befinden sich in einer Wechselbeziehung. Zumindest tanzen sie in demselben Ballett. Dem stimmen jedoch nicht alle Physiker zu. Die Anti-Bellisten zum Beispiel veröffentlichen immer wieder Kritiken, die auf vermeintliche Fehler in den Experimenten verweisen.
Diese Argumente erscheinen mir zu technisch, um sie hier aufzuführen – nur eine kleine Minderheit klammert sich immer noch an sie. Dieser kurze Einwand war mir jedoch eine Erwähnung wert, da ihn die meisten New Ager nicht kennen und sie Bells Mathematik mit der gleichen Ehrfurcht betrachten, die Katholiken dem päpstlichen Dogma entgegenbringen.
Die tollkühnste Kritik an Bell kommt von Dr. N. David Berman von der Columbia-Universität. Er glaubt, dass er alle möglichen Interpretationen von Bells Theorem auf zwei reduziert hat:
(1) Non-Lokalität („absolute Verbindung“) und
(2) Solipsismus
Wir werden die Non-Lokalität weiter unten erklären, Dr. Berman fand sie jedoch so absurd, dass er dem Solipsismus den Vorzug gab. („Existiert der Mond, wenn ihn niemand betrachtet?“, Physics Today , April 1985. Er behauptet dort, dass der Mond und alles andere nicht existiert, bis es wahrgenommen wird; Bischof Berkeley hat wohl einen neuen Anhänger gewonnen.)
Unter denen, die Bells Theorem anerkennen, bietet Dr. David Bohm von der Universität von London drei Interpretationen an:
Es könnte bedeuten, dass alles im Universum in einer Art absoluter Verbindung zueinander steht, so dass alles, was geschieht, mit allem anderen in Beziehung steht; oder es könnte bedeuten, dass es eine Form von Information gibt, die sich schneller fortbewegt als das Licht; oder es könnte bedeuten, dass unsere Konzepte von Raum und Zeit auf eine Art modifiziert werden müssten, die wir noch nicht verstehen. ( London Times , 20. Februar 1983)
Bohms erstes Modell, die „absolute Verbindung“, auch Non-Lokalität genannt, bringt uns sehr nahe – sehr, sehr nahe – an den Orientalischen Monismus heran: „Alles ist eins“, wie im Vedanta, im Buddhismus und im Taoismus. Es bringt uns auch in Rufweite zur Jung´schen Synchronizität, eine Idee, die den meisten Wissenschaftlern „okkult“ oder schlechter als dies erscheint, obwohl sie sogar die Befürwortung durch Wolfgang Pauli gewann, ein Schwergewicht der Quantenphysik und Nobelpreisträger. Hier kann man erneut erkennen, warum die New Ager dieses Modell so sehr mögen. Diese Idee wird in Capras Das Tao der Physik mit großer Glaubwürdigkeit erörtert. Sie bedeutet im Grunde, dass atomare Teilchen weiterhin in Beziehung zueinander stehen, weil sowieso alles in Beziehung zueinander steht.
Ich vermute, dass die Physiker so häufig chinesische Metaphern zur Erklärung heranziehen, weil sie genauso wenig über Irland wissen wie über China und weil sie Finnegans Wake nicht gelesen haben.
Das radikalste Modell über Non-Lokalität, das Super-Determinismus genannt wird, behauptet, dass alles ein Ding „ist“ oder zumindest ein einziger Prozess. Vom Urknall bis hin zum letzten Wort dieses Satzes und darüber hinaus kann nichts zu etwas anderem werden, als es schon „ist“, da alles Teil eines großen ganzen Beziehungskomplexes bleibt. Niemand hat diese Sicht bisher öffentlich zum Ausdruck gebracht. Verschiedene Personen (Stapp, Herbert und andere) haben jedoch andere Personen (vor allem Capra) beschuldigt, diese Sicht unbewusst zu billigen.
Bohms zweite Alternative, Information schneller als Licht, führt uns in Bereiche, die zuvor nur in der Science-Fiction erkundet wurden. Bells Teilchen könnten miteinander korrelieren, weil
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