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Email ans Universum (German Edition)

Email ans Universum (German Edition)

Titel: Email ans Universum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Anton Wilson
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weil ein Mann behauptet, am Leben zu sein, niemand dazu verpflichtet sei, diese unbestätigte Aussage auch zu akzeptieren.
    Oder: Bischof Berkeley, der mit akribischer Logik bewies, dass das Universum nicht existiert, obwohl Gott der hartnäckigen Illusion verfallen ist, dass das Universum sehr wohl existiert.
    Oder: der skandalöse Fall von Molly Blooms ehebrecherischen Affären in Ulysses . Die Anzahl der Affären wird unterschiedlich beziffert: von einer (die Affäre mit Hugh Boylan) bis zu mehr als 30 (inklusive die Affären mit einigen Priestern, Lord Mayor und einem italienischen Leierkastenmann), je nachdem, welchem von Joyces 100 oder mehr Erzählern man gerade Glauben schenken will. Dies wird noch verwirrender, wenn man realisiert, dass einige der „Erzähler“ eher Schreibstilen als Personen gleichen: Schreibstile, die sich als Personen tarnen.
    Oder: die Geister verstorbener Poeten, in dem Sinne wie Berkeley Newtons Infinitesimale „die Geister verstorbener Quantitäten“ nannte?
    Kolonisierte und post-kolonisierte Personen lernen viel über Texte und das, was zwischen den Zeilen steht; und Yeats entwickelte seine Mystik von Masken und Anti-Masken nicht ausschließlich aus der Hermetischen Metaphysik heraus. Während der sechs Jahre (1982-88), in denen ich Pubs in Dublin besuchte, belauschte ich viele Gespräche folgender Form:
    „Ich habe deinen Typen letzte Nacht gesehen.“
    „Oh? Und?“
    „Ist dort alles gut gegangen.“
    Wer zum Teufel ist „dieser Typ“? Bezieht sich das auf Haschisch aus Amsterdam, geschmuggelt für eine Horde Punkrocker, Plastiksprengstoff auf dem Weg nach Derry oder tief verwurzelte Verhaltensweisen – Masken und Anti-Masken –, die sich in 800 Jahren Besatzung herausstrukturiert haben? Wahrscheinlich bezog sich der Sprecher auf Tickets für ein Fußballspiel … (Einen ähnlich schrägen Dialog findet man im zweiten Teil der „Wandering Rocks“ in Ulysses, mit Ausnahme, dass „dieser Typ“ zu „der gewissen Partei“ wurde. Vermutlich sind Palästinenser mittlerweile auf diese Weise „irisch“ geworden.
    Ich behaupte nicht, dass ausschließlich die angelsächsische Eroberung Irlands unglaublich geistreiche Menschen und spielerische Poesie hervorgebracht hat, aber sie hatte mit Sicherheit bereits entsprechende Tendenzen herausgearbeitet, bevor es einen Finn Mac Cumhal gab. Yeats sagt irgendwo, dass Irland bis zu der Schlacht von Boyne Teil Asiens war, doch diese Zeitangabe repräsentiert bloß William Butlers reaktionäre Romantik. Joyce wusste, dass Irland immer Teil Asiens geblieben war. In Finnegans Wake berichtet er uns explizit davon, dass Irland aus „dem gehetzten Tintenfass, keine Nummer, Brimstone Walk, Asien in Irland“ aufgetaucht war.
    Man kann den darin enthaltenen Grad der Wahrheit dadurch überprüfen, dass man sowohl in Tokio als auch in Dublin einfach nur nach dem Weg fragt. In beiden Orten wird man mit der altmodischen Höflichkeit und Freundlichkeit behandelt, die in den meisten Teilen der industriellen Welt unbekannt ist. Schließlich wird man jedoch in die falsche Richtung geschickt. Bösartiger Humor? Ich denke nicht. Die asiatischen Sprachen, einschließlich dem irischen Englisch, passen sich einfach nicht dem Newton´schen Raster an, weder räumlich noch zeitlich.
    Arlen und ich versuchten ein Spiel in Dublin: Wann immer wir zwei Uhren sahen, verglichen wir die Zeiten miteinander. Sie stimmten niemals überein.
    Die vier Uhren am Rathaus in Cork zeigen grundsätzlich vier verschiedene Zeiten an. Ortsansässige nennen sie „die vier Lügner“.
    Ein Soziologe mag dies als „post-kolonialistisches Syndrom“ bezeichnen – auf dem unheilvollen Verdacht basierend, dass die Engländer die Zeit einführten, um einen Mann länger arbeiten zu lassen, als es der liebe Gott jemals für ihn vorgesehen hatte – doch Joyce bemerkte, dass die einzigen drei Philosophen von Weltrang und keltischer Abstammung (Erigena, Berkeley und Bergson) alle die Realität der Zeit abstritten (und nur Berkeley lebte unter englischer Herrschaft).
    Eine Dubliner Legende erzählt von einem Engländer, der, als er bemerkte, dass die zwei Uhren der Padraic Pearse Station nicht übereinstimmten, lauthals äußerte, dass diese Unordnung „so verdammt typisch, dämlich Irisch ist.“ Ein Dubliner korrigierte ihn: „Gewiss, aber wenn sie übereinstimmen würden, wäre ja eine von ihnen überflüssig.“
    Etwas mehr in der Tradition der Taoisten: Zwei Männer aus Cork

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