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Email ans Universum (German Edition)

Email ans Universum (German Edition)

Titel: Email ans Universum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Anton Wilson
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„bin“.
    Naturgemäß macht mich eine solche Debatte neugierig. Der Dichter betete darum, dass „uns die Kraft gegeben werde, uns so zu sehen, wie die anderen es tun.“ Dieses zweifelhafte Privileg hat jedoch jeder veröffentlichte Schriftsteller. Ich wurde „Sexist“ genannt (von Arlene Meyers) und ein „männlicher Feminist… ein alberner, unter weiblichen Pantoffeln stehender Schwächling“ (von L.A. Rollins), „einer der Hauptdenker der Moderne“ (von Barbara Marx Hubbard) und „dumm“ (von Andrea Chaflin Antonoff), ein „Genie“ (SOUNDS, London), „geistig verwirrt“ (von Charles Platt), ein „Mystiker“ und „Scharlatan“ (von der Bay Area Skeptics ) und ein „Materialist“ (von einem anonymen Herren aus Seattle, der auch eine Torte nach mir warf). Wiederholt bin ich in amüsanten, ungebildeten und gewöhnlich anonymen Briefen von miesepetrigen, protestantischen Fundamentalisten auch „Satanist“ genannt worden.
    Ich kann daraus nur schließen, dass ich in Wirklichkeit einem Besucher aus einer nicht-euklidischen Dimension gleiche, dessen Aussehen für die euklidischen Bewohner und dogmatischen Flachländer verwirrend ist. Lichtenstein hatte recht, als er sagte, dass „ein Buch ein Spiegel ist. Wenn ein Affe hineinschaut, blickt kein Philosoph zurück.“
    Wir leben natürlich in einem gekrümmten Raum (wie ja seit Einstein bekannt). Das sollte uns davor warnen, dass uns die euklidischen Metaphern in die Irre führen können. Die Wissenschaft hat auch entdeckt, dass das Universum weiter als bis zwei zählen kann, was uns Entweder/oder-Wahlmöglichkeiten gegenüber misstrauisch werden lassen sollte. Es gibt acht Theorien oder Modelle der Quantenmechanik – ich habe sie gezählt, es sind wirklich acht –, von denen zwar alle dieselben mathematischen Gleichungen verwenden, jedoch radikal verschiedene philosophische Bedeutungen besitzen. So haben Physiker nun seit mehr als 80 Jahren den Lösungsansatz des Multi-Modells (oder „agnostisches Modell“) akzeptiert.
    In der modernen Mathematik und Logik gibt es zusätzlich zur zweiwertigen (ja/nein) Logik von Aristoteles und Boole verschiedene dreiwertige Logiken (z.B. das Ja, Nein und Vielleicht der von Neumann´schen Quantenlogik; das Ja, Nein und Po des Psychologen Edward de Bono usw.); auch eine vierwertige Logik (wahr, falsch, unbestimmt und bedeutungslos von Rapoport) und die unendlich-wertige Logik (Korzybski). In meinen neurowissenschaftlichen Seminaren stelle ich selbst eine vielwertige Logik vor. Das Grundgerüst dieses Systems findet man in meinem Buch Quantum Psychology .
    Zweiwertige euklidische Wahlmöglichkeiten – links oder rechts einer imaginären Linie – erscheinen mir im Vergleich zu der Vielseitigkeit moderner Wissenschaft und Mathematik nicht sehr „real“.
    Früher war es tatsächlich einmal sehr leicht, mich nach der simplen euklidischen Topologie zu bewerten. Nach einem neueren Artikel des brillanten Michael Hoy ( Critique , #19,20) wurde in meinem Gehirn, als ich noch recht jung war, eine Richtige-Antwort-Maschine installiert. Es war eine rechte Richtige-Antwort-Maschine im Allgemeinen und eine römisch-katholische im Besonderen. Sie wurde von Nonnen installiert, die sehr gut darin waren, solche Maschinen zu bauen und sie dann in hilflose Kinder zu implantieren. Als ich dann 1945 die Mittelschule verließ, hatte ich für alles die korrekte Antwort, die man in dieser Form heutzutage von, sagen wir, William Buckley Junior hören würde.
    Als ich dann auf die Brooklyn Technical High School ging, traf ich viele aufgeweckte, sympathische Kids, die weder katholisch noch durchweg rechts waren. Naturgemäß regte mich dies zu Beginn auf. (Das ist eine der Funktionen der Richtigen-Antwort-Maschine: Wenn man mit einer anderen Meinung konfrontiert wird, löst sie anstelle eines neuen Gedankens einen Adrenalinrausch aus.) Auf irgendeine Weise faszinierten mich diese aufgeweckten nicht-katholischen Kids jedoch – Protestanten, Juden, Agnostiker, sogar Atheisten. Das hatte zur Folge, dass ich damit begann, alle Schriftsteller zu lesen, vor denen mich die Nonnen gewarnt hatten – vor allem Darwin, Tom Paine, Ingersoll, Mencken und Nietzsche.
    Ich fand mich selbst schwebend in einem Hohlraum der Unentschlossenheit wieder, ein Eindruck, der unbekannt und damit ungemütlich war. Ich zog mich in den Robotismus zurück, indem ich mich dafür entschied, eine neue Richtige-Antwort-Maschine in meinem Gehirn zu installieren.

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