Email ans Universum (German Edition)
entsprechen, und bezieht sich auf einen brunoesken Einfluss in den ersten Manifesten der Rosenkreuzer 119 . Gewiss zeigt The Alchemical Marriage of Christian Rosycross mehr als nur eine leichte Färbung von Brunos Tantrismus. „Geheime Sprichworte“ wie „nur am Kreuz kann die Rose erblühen“ zeigen sowohl Brunos Sexmagick als auch seine Liebe für das Paradoxe 120 . (Zwei Lieblingskoans des Nolaners waren: „Im Schmutz Erhabenheit; in der Erhabenheit Schmutz“ und „In der Freude Tränen; in Tränen Freude“.)
Die Frage, inwieweit diese tantrische Tradition nach Europa kam, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Neben weiterer Leistungen und Unverschämtheiten war Ezra Pound auch einer der führenden Gelehrten auf dem Gebiet der frühen französischen Poesie. Seine 1916 überarbeitete Auflage von The Spirit of Romance enthält ein Kapitel, welches Beweise dafür präsentiert, dass in der Provence zur Zeit der Troubadours ein tantrischer Kult existierte, was sich auf den zweiten Blick in vielen ihrer Gedichte zeigt. Neben den Angaben, die von Pound aufgezeigt wurden, bemerkte ich selbst, dass sich die charakteristische Versform der Troubadours, sieben Strophen, auf die sieben Chakren des tantrischen Yoga beziehen könnte. Sicherlich existieren in der europäischen Literatur keine früheren Bezüge (jedoch sehr viele im Tantra) als das, was Pierre Vidals empörende Bemerkung erahnen lässt: „Ich denke, dass ich Gott gesehen habe, als ich mein nacktes Weib betrachtete.“ Als diese Worte geschrieben wurden, war das haarsträubende Blasphemie. Die innere Tradition des Tantra zeigt sich noch deutlicher in Sordellos lieblichen Worten:
And if flee you not, Lady who has captured my soul,
No sight is worth the beauty of my thought.
Und falls Ihr nicht flieht, die Ihr meine Seele gefangen haltet,
Kein Anblick ist meiner Gedanken Schönheit wert.
Pound vermutete (und er gab zu, lediglich zu vermuten), dass dieser „Yoga männlicher und weiblicher Energien“ nach tausend Jahren der Existenz im Untergrund als gnostische Häresie im mittelalterlichen Frankreich aufgetaucht war. In Love in the Western World präsentiert Denis de Rougemont eine imposante Anzahl von Beweisen dafür, dass der Yoga der Troubadoure von Kreuzfahrern aus dem Mittlern Osten mitgebracht wurde, die ihn von arabischen Mystikern, wahrscheinlich den schrulligen Sufis, erlernten hatten 121 .
Louis Culling, op. cit., behauptet, dass die tantrische Tradition des Westens eindeutig von den Sufis abstammt und auch im Rubiyat of Omar Khayaam verschlüsselt ist. Leider Gottes basiert diese Behauptung auf den „inneren Lehren“ verschiedener okkulter Orden und nicht auf Quellen, die von Historikern verwendet wurden. Sicherlich verwendete Sufi Mahmoud Shabistari im 14. Jahrhundert tantrische Elemente, als er schrieb: „Jedes Atom enthält tausend vernünftige Wesen.“
Der Ordo Templi Orientis (Aleister Crowley war für ein Vierteljahrhundert dessen Outer Head ) lehrt die Elemente des Tantra in neun langsam und vorsichtig zusammengestellten „Graden“ der Initiation. Der erste Grad rechnet diese Tradition eindeutig dem Sufismus im Allgemeinen und im Speziellen Mansur el Hallaj zu – einem Sufi Märtyrer, der dafür zu Tode gesteinigt wurde, dass er die wesentliche tantrische (und vedantische) Doktrin verkündete: „Ich bin die Wahrheit und innerhalb meines Turbans ist nichts außer Gott.“ (Einige Initiierte des O.T.O. denken, dass Mansurs wahre Geschichte die Vorlage des Mythos von Hiram in der orthodoxen Freimaurerei darstellt.) In meinem Sex, Drugs & Magick: A Journey Beyond Limits (Falcon Press, 1988) schenke ich all diesen Theorien Aufmerksamkeit und schlage darüber hinaus vor, dass eine Hauptrolle auch von Hassan I Sabbah gespielt wurde, dem Gründer der ismailitischen Sekte des Islam. Er benutzte sowohl Drogen als auch tantrischen Sex, um psychedelische Erfahrungen zu bewirken, welche viele angeblich Glauben machte, sie hätten das Paradies erleben dürfen, obwohl sie noch am Leben waren.
Die meisten Publizisten, die sich mit dieser Kunst beschäftigt haben, neigen an diesem Punkt zum Stottern und Stammeln oder schmeißen die Arme in die Luft und beginnen, vor Wut zu heulen. Einige denken, dass alles, was man beim Sex tun muss, „das Annehmen der richtigen Einstellung“ sei und – schwups – ist man ein Alchemist oder ein Magicker oder zumindest irgendein Hermetiker. Andere proklamieren, dass solcher Yoga
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