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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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können euch so durcheinanderbringen, dass ihr eure eigenen Nasenspitzen nicht mehr findet. Dann müsst ihr Miss Sallow rufen, damit sie euch holen kommt, und dann, ihr Küken, würdet ihr euch wünschen, dass ihr nie geboren worden wärt.«
    Er wollte schon hinausgehen, zögerte aber und wandte sich noch einmal um.
    »Das hätte ich fast vergessen. Ich habe etwas für euch.«
    Er zog eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie aus seiner Westentasche
und reichte sie Kate. Das Foto zeigte einen großen ruhigen See und in der Ferne die mit Schornsteinen bestückten Dächer eines Hauses hinter einer Baumgruppe. Sie reichte Michael das Foto, der es, ohne die Augen zu öffnen, in sein Notizbuch steckte.
    »Das habe ich vor beinahe fünfzehn Jahren aufgenommen. Könnt ihr euch noch an die Schlucht erinnern, an der wir entlanggefahren sind? Da war früher ein Damm, der den Fluss staute, sodass dieser einen See bildete, der sich von dem großen Haus hier bis zum Dorf erstreckte.«
    »Ein Damm?« Michael gähnte. »Wozu braucht denn das Dorf einen Damm?«
    »Langweilig«, murmelte Emma und rollte sich auf die Seite.
    Unbeirrt fuhr Abraham fort: »Natürlich um einen Kanal zum unteren Tal zu bauen. Cambridge Falls lebt vom Bergbau; die Menschen graben Erz aus den Bergen. So war’s jedenfalls früher. Heute ist das vorbei, aber damals war das hier ein anderer Ort. Es war ein anständiges Dorf. Die Männer hatten Arbeit in den Minen. Die Leute waren freundlich. Alle Hügel waren bewaldet. Die Kinder …« Er verstummte.
    »Was ist mit den Kindern?«, fragte Kate.
    Und trotz ihrer Müdigkeit dämmerte ihr plötzlich, dass sie auf ihrem Weg durch das Dorf kein einziges Kind gesehen hatten.
    Mit einer Handbewegung wischte Abraham die Frage beiseite. »Nichts. Es ist schon spät und ich bin ein bisschen durcheinander. Das Foto soll euch nur daran erinnern, dass euer neues Zuhause nicht immer der finstere und verfluchte Ort war, der es heute ist. Jetzt wünsche ich euch eine gute Nacht: Und nicht herumschleichen!«
    Dann war er weg, zur Tür hinausgeschlurft, ehe sie noch eine
weitere Frage stellen konnten. Michael und Emma schliefen fast sofort ein, aber Kate lag noch lange wach, betrachtete den Widerschein des Feuers an der Zimmerdecke und fragte sich, was für ein Geheimnis Abraham wohl hütete. Das ungute Gefühl, das sie beim Anblick des Hauses empfunden hatte, setzte sich wie kaltes Metall in ihrem Herzen fest.
    Doch schließlich forderten die lange Reise, das ausgiebige Mahl und die Wärme des Feuers ihren Tribut und sie fiel in einen unruhigen Schlaf.
     
     
    Auf dem Weg zur Küche verirrten sich die Kinder. Sie landeten in einem Raum im zweiten Stock, der früher einmal eine Ahnengalerie oder aber ein überdachter Tennisplatz gewesen war. Sie waren hungrig und entmutigt.
    »Zwerge haben einen ausgezeichneten Orientierungssinn«, bemerkte Michael. »Sie verirren sich niemals.«
    »Ich wünschte, du wärst ein Zwerg«, sagte Emma.
    Michael fand ebenfalls, dass das eine gute Sache wäre.
    »Riecht ihr auch gebratenen Speck?«, fragte Kate.
    Sie folgten dem Geruch und stolperten zehn Minuten später in die Küche, wo Miss Sallow erklärte, sie fühle sich geehrt, dass der Kaiser und die Kaiserinnen von China sich herablassen würden zu erscheinen und dass sie das nächste Mal, wenn die Kinder zu spät kämen, ihr Essen an die Hunde verfüttern würde. Keiner verlor ein Wort darüber, dass die drei Geschwister anscheinend über Nacht von königlichen Hoheiten zu kaiserlichen Majestäten befördert worden waren.
    »Wir müssen das Haus erkunden, damit wir uns zurechtfinden«, erklärte Michael, während er nach einem hohen Stapel
Pfannkuchen griff. Kate und Emma waren derselben Meinung, und nach dem Frühstück gingen sie zunächst in ihr Zimmer, wo Michael in seiner Tasche kramte, bis er zwei Taschenlampen, seine Kamera, Papier und Bleistift für das Erstellen von Karten, ein kleines Messer, einen Kompass und ein Päckchen Kaugummi auf einen Stapel gelegt hatte.
    »Also gut. Es ist wohl offensichtlich, dass ich diese Expedition leiten werde.«
    »Wohl kaum. Kate sollte die Anführerin sein. Sie ist die Älteste. «
    »Aber ich habe bei Erkundungsgängen die meiste Erfahrung. «
    Emma schnaubte. »Du meinst wohl, es reicht, wenn man im Dreck buddelt und sagt: ›Oh, schaut mal, der Stein da! Tun wir mal so, als ob er einem Zwerg gehören würde. Er ist ja so süüüüüüß!‹«
    Kate erklärte, sie hätte nichts dagegen, wenn Michael

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