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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Kate. »Hast du dir das bloß ausgedacht? «
    Michael machte den Mund auf und wollte ihr versichern, dass er die Wahrheit sagte. Da sah er den Blick in ihren Augen und wusste, dass sie ihm und Emma befehlen würde, umzukehren, wenn er das tat. Und was sollte er auch sagen? Dass die Tür aus dem Nichts aufgetaucht war? Das war doch unmöglich. Er musste sie irgendwie übersehen haben.
    Aber das hatte er nicht. Da war er sich ganz sicher …
    »Michael?«
    »Ja, ich habe bloß Quatsch gemacht.« Und er lächelte, um ihr zu versichern, dass alles in Ordnung war.
    »Ich habe ja immer gesagt, dass er nicht alle Tassen im Schrank hat«, sagte Emma. »Guck doch, wie er grinst!«
    Die Tür ließ sich leicht öffnen. Dahinter kam eine Treppe zum Vorschein, die nach unten führte. Michael ging voraus, wobei er die Stufen laut mitzählte. Zwanzig, einundzwanzig, zweiundzwanzig … dreiundvierzig, vierundvierzig, fünfundvierzig … fünfzig… sechzig … siebzig. Bei der achtundachtzigsten Stufe kamen sie wieder an eine Tür.

    Michael blieb stehen und drehte sich zu seinen Schwestern um.
    »Ich muss euch was sagen. Ich habe gelogen. Die Tür war nicht da.«
    »Was?!« »Tut mir leid. Anführer sollten ihr Team niemals anlügen. Ich wollte nur herausfinden, was hier unten ist.«
    Kate schüttelte wütend den Kopf. »Wir müssen gehen … sofort. «
    Emma stöhnte. »Der spielt sich doch bloß auf! Das ist doch alles nicht wahr. Sag’s ihr!«
    »Kommt jetzt, alle beide!«
    »Kate …« Michael ging eine Stufe nach oben, ganz nah an Kate heran. »Bitte.«
    Hinterher dachte Kate manchmal an diesen Moment – an diesen einen, ganz besonderen Moment – und fragte sich, was passiert wäre, wenn sie nicht nachgegeben hätte, wenn sie sich nicht um Michaels Erregung, seine Vorfreude und das verzweifelte Flehen in seinen Augen gekümmert hätte …
    »Also schön«, seufzte sie und redete sich ein, dass er die Tür in dem schwach beleuchteten Keller einfach übersehen hatte, dass es keinen Grund zur Sorge gab. »Fünf Minuten.«
    Schon hatte Michael die Hand auf dem Türgriff. Hinter der Tür war es dunkel.
    Sie traten ein. Kate und Emma wandten sich zur einen Seite des Raumes, Michael zur anderen. Die Strahlen ihrer Taschenlampen enthüllten eine Art Labor oder einen Arbeitsraum. Die Decke war gewölbt, was dem Raum etwas Höhlenartiges verlieh, und sie konnten sich nicht darüber klar werden, ob er sehr groß, sehr klein oder ganz gewöhnlich groß war. Denn jedes Mal,
wenn sie sich umdrehten, schienen sich die Wände verschoben zu haben. Überall waren Bücher und Papiere, auf dem Boden, auf den Tischen und auf den Regalen. In Vitrinen standen dicht an dicht Flaschen in verschiedenen Größen sowie lange Messinginstrumente mit Skalen und Schrauben. Kate entdeckte einen Globus, aber als sie ihn drehte, schienen die Landmassen ihre Form zu verändern. Sie erkannte nichts darauf wieder.
    Wenn die Lampen angezündet gewesen wären oder im Kamin ein Feuer gebrannt hätte, hätte Kate das Arbeitszimmer aus ihrem Traum eher erkannt. Aber so stolperte sie nur durch die Dunkelheit und zählte die Sekunden, bis sie es wieder verlassen konnte.
    »Schaut euch das mal an«, sagte Emma. Sie stand vor einer Reihe von Glasgefäßen. Kate beugte sich vor. In einer goldfarbenen Flüssigkeit schwamm eine winzige Echse mit langen Klauen. Zusammengefaltet auf dem Rücken der Echse lagen zwei durchscheinende Flügel.
    Auf der anderen Seite des Raums hob Michael die Kamera. Es blitzte auf. Gerade als er das Foto schoss, hörte er Kate hinter sich etwas sagen, das so klang wie »Oh nein!«.
    Die Kamera spuckte das Foto aus, und Michael wedelte es trocken, wobei er blinzelte, um die roten Punkte zu vertreiben, die vor seinen Augen tanzten. Er hatte ein altes Buch fotografiert, das er auf dem Schreibtisch gefunden hatte. Es war in grünes Leder gebunden und alle Seiten waren leer.
    Kate hastete herbei und zerrte die protestierende Emma hinter sich her.
    »Wir müssen hier raus!«
    »Guck mal.« Mit einer Hand blätterte er durch das Buch. »Alle Seiten sind leer. Als ob es sauber gewischt worden wäre.«

    »Michael, wir sollten nicht hier sein. Das meine ich ernst.«
    Das Foto war getrocknet und Michael steckte es in sein Notizbuch. Dabei fand er das Foto, das Abraham ihnen gestern Abend gegeben hatte, das Foto von dem See mit dem Dorf dahinter.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Kate. »Wir sollten nicht hier sein.«
    »Lass mich los!« Emma

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