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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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verändert hatte? War jene zerfetzte Kreatur dafür verantwortlich?
    »In Alles über Zwerge «, sagte Michael, »spricht G. G. Greenleaf darüber, dass Zwerge meisterhafte Dammbauer sind. Nicht wie die Elfen. Die wollen immer nur Schönheitssalons errichten. «
    Emma stöhnte und meinte, dass sie und Kate nichts mehr über Zwerge hören wollten. »Wenn wir schon sterben müssen, dann musst du uns nicht auch noch foltern.«
    Die Kreatur trat hinter ihnen zwischen den Bäumen hervor und fuchtelte mit dem Schwert.
    »Kommt weiter«, sagte Kate.
    Während die Kinder bergab stiefelten, stahl sich Kates Hand zu dem Medaillon ihrer Mutter. Es war ihre Aufgabe, ihre Geschwister aus dieser bedrohlichen Lage zu befreien, sie zu beschützen. Immerhin hatte sie es versprochen.
     
     
    »Sind das … «, sagte Emma.
    »Ja«, antwortete Kate.
    »Und …«
    »Ja.«
    »Was machen sie mit ihnen?«
    »Ich weiß nicht.«
    Die Kreatur hatte sie aus dem Wald zu einer Lichtung neben dem Damm gebracht. Von Nahem gesehen war es tatsächlich eine riesige hölzerne Wand, vielleicht zehn Meter dick. Die Konstruktion war leicht gebogen und zog sich in einem sanften Schwung von einer Seite der Schlucht zur anderen. Auf der
einen Seite erstreckte sich eine weite, stille Wasserfläche. Auf der anderen – nichts, bloß ein Abgrund.
    Aber keiner von ihnen, weder Kate noch Emma oder Michael, schaute dorthin.
    Und das hatte einen ganz einfachen Grund.
    Sie hatten die Kinder von Cambridge Falls gefunden.
    Mitten auf der Lichtung standen dicht gedrängt etwa vierzig oder fünfzig Jungen und Mädchen. Kate schätzte, dass das jüngste Kind etwa sechs Jahre alt war und das älteste etwa in Michaels Alter. Es gab kein Geschrei, niemand schubste oder lief herum. Niemand benahm sich so, wie Kinder sich normalerweise untereinander benehmen. Etwa fünfzig Kinder standen still und ruhig auf einem Fleck.
    Und um sie herum liefen neun dieser schwarz gekleideten, faulig riechenden Kreaturen.
    Ein raues Bellen ertönte und die Kreatur hinter ihnen stieß die drei Geschwister vorwärts.
    »Emma«, flüsterte Kate, »wir brauchen Antworten von diesen Kindern. Also halte dich zurück, ja?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Sie will damit sagen, dass du dich nicht gleich wieder prügeln sollst«, erklärte Michael.
    »Na gut«, grummelte Emma.
    Die Kreatur trieb sie ans hintere Ende der Gruppe. Erleichtert sah Kate, dass die meisten Kinder zum Wald auf der anderen Seite der Schlucht schauten und nicht auf sie achteten. Aber ein Junge starrte sie geradewegs an. Er hatte ein rundes Gesicht, einen roten, wild gelockten Haarschopf und sehr lange Schneidezähne.
    »Was glotzt du so …?«, setzte Emma an.

    »Emma.«
    Emma klappte den Mund zu.
    »Ihr seid nicht von hier«, sagte der Junge.
    Er sprach leise, und Kate kannte den Ausdruck, der auf seinem Gesicht lag. Sie hatte ihn auf den Mienen der Kinder gesehen, die Jahr um Jahr im Waisenhaus verbrachten und irgendwann einmal zu der Erkenntnis kamen, dass niemand sie adoptieren würde. Dieser Junge hatte keine Hoffnung mehr.
    »Ich heiße Kate«, sagte sie, genauso flüsternd wie der Junge. »Das sind mein Bruder Michael und meine Schwester Emma. Wie heißt du?«
    »Stephen McClattery. Woher kommt ihr?«
    »Aus der Zukunft«, sagte Michael. »Etwa fünfzehn Jahre voraus, mehr oder weniger.«
    »Michael ist unser Anführer«, sagte Emma fröhlich. »Also ist es seine Schuld, wenn wir alle sterben.«
    Der Junge wirkte verwirrt.
    »Das Ding hat uns im Wald aufgespürt und uns gezwungen, mitzukommen«, sagte Kate. »Was sind das für Kerle?«
    »Du meinst die Kreischer?«, fragte Stephen McClattery. Ein kleines Mädchen hatte sich zu ihm gesellt. »So nennen wir sie, weil sie so schreien. Ihr habt sie ja gehört, nicht wahr?«
    »Ich hör sie im Schlaf«, sagte das kleine Mädchen.
    Kate schaute sie an. Sie war jünger als Emma, hatte Zöpfe und trug eine Brille mit Gläsern, hinter denen ihre Augen riesig wirkten. Sie umklammerte eine abgewetzte Puppe, die kaum noch Haare hatte.
    »Ist das deine Schwester?«
    Stephen McClattery schüttelte den Kopf. »Das ist Annie. Sie hat drüben am Ende des Dorfs gelebt.«

    Das kleine Mädchen nickte heftig, um zu zeigen, dass er die Wahrheit sagte.
    »Und wo lebt ihr jetzt?«, fragte Kate, obwohl sie die Antwort bereits wusste.
    »Im großen Haus«, sagte Stephen.
    Kate warf ihren Geschwistern einen Blick zu. Es war klar, dass sie alle an den großen Saal mit den vergitterten

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