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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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erwartet!«
    Zwei Wochen waren seit jener schicksalhaften Begegnung mit Mrs Lovestock vergangen. Miss Crumley hatte sofort Kontakt zu allen Waisenhäusern aufgenommen, die sie kannte, und nach einem gesucht, das die Kinder aufnehmen würde. Noch vor wenigen Tagen hatte Kate zufällig vor ihrem Büro gestanden und gehört, wie sie am Telefon flehte: »Ich weiß, dass es ein Tierheim ist. Aber wirklich: Diese Kinder brauchen nicht viel.« Und dann war der Anruf eines Waisenhauses gekommen, das bereit war, sich ihrer anzunehmen.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Kate.
    »Nach Cambridge Falls. Es ist oben, in der Nähe der Grenze vermutlich. Ich selbst war noch nie dort.«
    »Ist es schön dort?«
    »Ob es schön ist?« Miss Crumley kicherte, als ob das der beste Witz wäre, den sie seit Langem gehört hatte. »Oh, das würde ich nicht sagen. Nein, kein bisschen. Also, hier sind eure Fahrkarten. Ihr fahrt bis nach Westport. Dort wird euch ein Boot über den See bringen. Es wird euch am Pier 12 erwarten. Auf der anderen Seite wird euch dann jemand in Empfang nehmen, meinte Dr. Pym. Nun fort mit euch. Für mich ist die Sache erledigt.«
    Die Kinder stiegen ein. Miss Crumley stand auf dem Bahnsteig und schaute zu.

    »Guckt sie euch an«, sagte Emma. »Sie will sicher sein, dass wir auch bestimmt abfahren. Ich würde es ihr so gerne heimzahlen! « Sie ballte die Hände zu Fäusten.
    »Hat jemand Lust auf ein Bonbon?«
    Die Mädchen starrten ihren Bruder verblüfft an. Michael hielt eine Plastiktüte in der Hand, die bis oben hin mit Süßigkeiten gefüllt war. Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin letzte Nacht in ihr Büro geschlichen.«
    Auf dem Bahnsteig schaute Miss Crumley dem Zug zufrieden nach. Aber auf dem Rückweg ins Waisenhaus ging ihr das Bild der Jüngsten dieser missratenen Geschwister nicht aus dem Sinn. Emma hatte ihr die Zunge herausgestreckt, als der Zug angefahren war. Miss Crumley hätte schwören können, dass das Mädchen dabei an einer Lakritzschnecke kaute. Was natürlich lächerlich war. Woher sollte ein Mädchen wie dieses Lakritze bekommen?
     
     
    Als der Zug in Albany gehalten hatte, war Kate hinausgesprungen und hatte mit dem bisschen Geld, das sie besaß, Käsebrötchen gekauft. Die Kinder verspeisten die Brötchen, während sie immer weiter nach Norden fuhren und die Landschaft draußen vor dem Fenster immer hügeliger wurde. Dann gingen Michael und Emma mit vollen Mägen den Zug erkunden, während Kate sich zurücklehnte und die Augen schloss. Sie schlief beinahe sofort ein.
    Kate hatte einen Traum. Sie stand vor einem großen Haus aus Stein. Es war wie eine Festung, dunkel und bedrohlich, und sie wollte nicht hineingehen. Aber dann war sie plötzlich drin und stieg eine spärlich beleuchtete Treppe hinab. Am Fuß der
Treppe ging sie durch eine Tür in ein Arbeitszimmer. Oberflächlich betrachtet sah alles ganz gewöhnlich aus: ein Schreibtisch, Stühle, ein Kamin, Bücherregale. Aber jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, veränderte sich die Umgebung. Die Wände glitten zurück. Die Bücher sortierten sich neu. Die Stühle tauschten die Plätze. Und dann wurde sie von einer entsetzlichen, alles verschlingenden Furcht gepackt. Es drohte Gefahr. Entsetzliche Gefahr für sie selbst und für ihre Geschwister.
    Das war der Moment, in dem der Zug ruckelte und sie erwachte, den Kopf gegen die kalte Glasscheibe gelehnt. Sie verspürte das dringende Verlangen, nach Michael und Emma zu sehen, und so stand sie auf und machte sich auf die Suche.
    Kate war die Einzige, die sich noch wirklich und wahrhaftig an ihre Eltern erinnern konnte. Michaels Erinnerungen, die er manchmal ausschmückte, bestanden lediglich aus vagen Eindrücken. Kate sah noch das Bild der schönen Frau mit der weichen Stimme vor sich und das des großen Mannes mit dem kastanienbraunen Haar. Sie wusste auch noch, wie das Haus aussah, in dem sie gelebt hatte, wie es in ihrem Schlafzimmer gewesen war, wusste, dass Weihnachten gewesen war … Sie hatte Erinnerungen an ihren Vater, der auf der Bettkante saß und ihr vorlas – auch wenn sie die Geschichte selbst nicht mehr wusste. Im Lauf der Jahre hatte sie viele Stunden damit verbracht, nach Puzzlestücken aus diesem anderen Leben zu suchen. Aber wenn eine Erinnerung zu ihr zurückkehrte, kam sie immer unerwartet. Ein Satz, ein Geruch, die Farbe des Himmels mochten plötzlich etwas auslösen, und dann erinnerte sich Kate an ihre Mutter, die Essen kochte oder Hand in Hand mit ihrem Vater

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