Emil und die drei Zwillinge
sagte zu sich: „Aha.“ Doch zu Emil sagte sie nichts. Wenigstens vorläufig nicht.
Als sie mittags in der Veranda saßen und sich’s schmecken ließen, meinte der Justizrat: „Falls es den verehrten Anwesenden nicht allzu unangenehm ist, möchte ich vorschlagen, daß wir heute abend ins Strandhotel gehen und uns die dortigen Darbietungen zu Gemüte führen.“
Die Jungen hätten am liebsten den Nachtisch stehen- und liegenlassen. Obwohl es sich um Weingelee handelte. Und Weingelee war eine Spezialität von Klotilde Schlips!
Na, sie aßen den Nachtisch trotz alledem. Dann aber rannten sie im Dauerlauf zum Strandhotel. Während sie vor dem Hoteleingang herumstanden und beratschlagten, wer von ihnen hineingehen und mit dem Pikkolo reden sollte, erschien Pony Hütchen auf der Bildfläche.
„Nanu, wie kommst denn du hierher?“ fragte Gustav.
„Auf zwei Beinen“, erklärte Pony. „Im übrigen will ich für heute abend einen Tisch bestellen. Oder habt ihr etwas dagegen?“
Es erhob sich kein Widerspruch.
Pony ging in das Hotel hinein.
Der Herr Geschäftsführer kam auf sie zu. „Womit kann ich Ihnen dienen, gnädiges Fräulein?“
„Ich möchte den Pikkolo sprechen.“
„Schmauch ist im Speisesaal“, sagte der Herr Geschäftsführer, drehte ihr den Rücken und verschwand im Schreibzimmer.
Pony fand den Speisesaal! Und sie fand Hans Schmauch, den Pikkolo. Er balancierte gerade einen Berg Teller übers Parkett und meinte: „Moment, Pony. Stehe sofort zu Diensten.“ Sie wartete.
Er kam eilends zurück und fragte: „Was darf’s denn sein?“
„Ich möchte für heute abend einen Tisch bestellen.“
„Für wieviel Personen?“
„Moment. Ich muß mal nachrechnen. Also für den Justizrat, seine Frau, die Großmutter, mich, Klotilde Schlips und drei Jungens, das sind …“
„Acht Personen“, erklärte der Pikkolo. „Ist gemacht. Möglichst weit vorn. — Vielleicht kommt mein Onkel, der Kapitän, auch her. Den müßt ihr kennenlernen.“
Pony gab Hans Schmauch die Hand und sagte: „Also einen Tisch für neun Personen.“
Der Pikkolo machte eine Verbeugung. „Die Vorstellung beginnt kurz nach acht Uhr.“
„Das macht nichts“, erwiderte Pony. „Wir kommen trotzdem!“
Nach dem Abendessen zogen sich sämtliche Bewohner der Villa Seeseite so fein wie möglich an und spazierten feierlich zum Strandhotel. Der Tisch, den Hans Schmauch reserviert hatte, stand in der ersten Tischreihe, ganz vorn an der Bühne.
Der Justizrat bestellte für die Erwachsenen Wein. Die Kinder bekamen Orangeade.
Die Vorstellung hatte noch nicht begonnen, obwohl es acht Uhr war. Die Kapelle spielte bekannte Konzertstücke, eins nach dem andern, und der Saal füllte sich mit vergnügten Kurgästen, bis schließlich kein Tisch mehr frei war.
Vorm Hotel hatten sich zahlreiche Einwohner aus Korlsbüttel eingefunden. Sie blickten neugierig durch die Hotelfenster und wollten gratis zuschauen. Doch da kamen ein Kellner und der Pikkolo angerückt und zogen die Vorhänge zu. Der Pikkolo war übrigens nicht sehr gründlich. Die Portieren, die er schloß, ließen breite Spalten offen.
„Das ist nett von ihm“, sagte Emil. „Nun können die Leute draußen doch noch ein bißchen was sehen.“
„Hans Schmauch, der Menschenfreund“, meinte der Professor“
Sein Vater, der Justizrat, klopfte Gustav auf die Schulter.
„Seit wann bist du denn so fleißig, daß du mit Büchern ins Varieté gehst?“
Gustav wurde rot. „Es ist ein englisches Wörterbuch“, erklärte er.
„Willst du hier Vokabeln pauken?“
Gustav schüttelte den Kopf. „In den Ferien? Das fehlte noch!“ Pony lachte. „Er will sich bestimmt mit den zwei akrobatischen Zwillingen unterhalten.“
„Will ich auch“, meinte Gustav. „Die Jungens heißen Byron. Sind also Engländer. Na, und wenn sie mir etwas antworten, was ich nicht kapiere, schlage ich einfach im Wörterbuch nach.“
„Auf diese Unterhaltung bin ich gespannt“, sagte die Groß- mutter. Sie hatte ein schwarzes Taftkleid an und sah pompös aus.
Dann tauchte noch ein Gast auf. Ein großer, behäbiger Mann.
Er trug eine blaue Schiffermütze und einen blauen Anzug, blieb auf dem Parkett stehen und schaute sich suchend um. Plötzlich kam der Pikkolo angefegt, sprach mit dem Mann, führte ihn an Haberlands Tisch und sagte: „Darf ich den Herrschaften meinen Onkel vorstellen? Herr Kapitän Schmauch.“ Dann ging Hans wieder fort.
Die Kinder standen auf. Der Justizrat auch. Er
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