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Emilia Galotti

Emilia Galotti

Titel: Emilia Galotti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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die hier bei ihm ist, - deren Bräutigam so über Hals über Kopf sich aus der Welt trollen müssen, - mit dieser Emilia Galotti hat der Prinz heute Morgen, in der Halle bei den Dominikanern, ein langes und breites gesprochen. Das weiß ich; das haben meine Kundschafter gesehen. Sie haben auch gehört, was er mit ihr gesprochen. - Nun, guter Herr? Bin ich von Sinnen? Ich reime, dächt' ich, doch noch so ziemlich zusammen, was zusammen gehört. -
    Oder trifft auch das nur so von ungefähr zu? Ist Ihnen auch das Zufall? O, Marinelli, so verstehen Sie auf die Bosheit der Menschen sich eben so schlecht, als auf die Vorsicht.
    MARINELLI. Gräfin, Sie würden sich um den Hals reden -

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    ORSINA. Wenn ich das mehrern sagte? - Desto besser, desto besser! - Morgen will ich es auf dem Markte ausrufen. - Und wer mir widerspricht -
    wer mir widerspricht, der war des Mörders Spießgeselle. - Leben Sie wohl. (Indem sie fort-gehen will, begegnet sie an der Türe dem alten Galotti, der eiligst hereintritt)

Sechster Auftritt
    (Odoardo Galotti. Die Gräfin. Marinelli) ODOARDO GALOTTI.Verzeihen Sie, gnädige
    Frau -
    ORSINA. Ich habe hier nichts zu verzeihen.
    Denn ich habe hier nichts übel zu nehmen - An diesen Herrn wenden Sie sich. (ihn nach dem Marinelli weisend)
    MARINELLI(indem er ihn erblicket, vor sich).
    Nun vollends! der Alte! -
    ODOARDO.Vergeben Sie, mein Herr, einem
    Vater, der in der äußersten Bestürzung ist, - daß er so unangemeldet hereintritt.
    ORSINA. Vater? (Kehrt wieder um) Der Emilia, ohne Zweifel. - Ha, willkommen!

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    ODOARDO.Ein Bedienter kam mir entgegen
    gesprengt, mit der Nachricht, daß hierherum die Meinigen in Gefahr wären. Ich fliege herzu, und höre, daß der Graf Appiani verwundet worden; daß er nach der Stadt zurückgekehret; daß meine Frau und Tochter sich in das Schloß gerettet.
    - Wo sind sie, mein Herr? wo sind sie?
    MARINELLI. Sein Sie ruhig, Herr Oberster.
    Ihrer Gemahlin und Ihrer Tochter ist nichts Übles widerfahren; den Schreck ausgenommen. Sie befinden sich beide wohl. Der Prinz ist bei ihnen. Ich gehe sogleich, Sie zu melden.
    ODOARDO.Warum melden? erst melden?
    MARINELLI. Aus Ursachen - von wegen - Von wegen des Prinzen. Sie wissen, Herr Oberster, wie Sie mit dem Prinzen stehen. Nicht auf dem freundschaftlichsten Fuße. So gnädig er sich gegen Ihre Gemahlin und Tochter bezeiget: - es sind Damen -Wird darum auch Ihr unvermuteter Anblick ihm gelegen sein?
    ODOARDO.Sie haben Recht, mein Herr; Sie
    haben Recht.

    111
    MARINELLI. Aber, gnädige Gräfin, - kann ich vorher die Ehre haben, Sie nach Ihrem Wagen zu begleiten?
    ORSINA. Nicht doch, nicht doch.
    MARINELLI(sie bei der Hand nicht unsanft ergreifend). Erlauben Sie, daß ich meine Schuldigkeit beobachte. -
    ORSINA. Nur gemach! - Ich erlasse Sie deren, mein Herr. - Daß doch immer Ihres gleichen Höflichkeit zur Schuldigkeit machen; um was eigentlich ihre Schuldigkeit wäre, als die Neben-sache betreiben zu dürfen! - Diesen würdigen Mann je eher je lieber zu melden, das ist Ihre Schuldigkeit.
    MARINELLI. Vergessen Sie, was Ihnen der
    Prinz selbst befohlen?
    ORSINA. Er komme, und befehle es mir noch einmal. Ich erwarte ihn.
    MARINELLI(leise zu dem Obersten, den er bei Seite ziehet). Mein Herr, ich muß Sie hier mit einer Dame lassen, die - der - mit deren Verstande -Sie verstehen mich. Ich sage Ihnen dieses, damit Sie wissen, was Sie auf ihre Reden zu geben haben, - deren sie oft sehr seltsame führet.

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    Am besten, Sie lassen sich mit ihr nicht ins Wort.
    ODOARDO.Recht wohl. - Eilen Sie nur, mein Herr.
    Siebenter Auftritt (Die Gräfin Orsina. Odoardo Galotti)
    ORSINA (nach einigem Stillschweigen, unter welchem sie den Obersten mit Mitleid betrachtet; so wie er sie, mit einer flüchtigen Neugierde). Was er Ihnen auch da gesagt hat, unglücklicher Mann! -
    ODOARDO(halb vor sich, halb gegen sie). Un-glücklicher?
    ORSINA. Eine Wahrheit war es gewiß nicht; -
    am wenigsten eine von denen, die auf Sie warten.
    ODOARDO.Auf mich warten? - Weiß ich nicht schon genug? - Madame! - Aber, reden Sie nur, reden Sie nur.
    ORSINA. Sie wissen nichts.
    ODOARDO.Nichts?
    ORSINA. Guter, lieber Vater! - Was gäbe ich darum, wann Sie auch mein Vater wären! - Verzeihen Sie! die Unglücklichen ketten sich so 113
    gern an einander. - Ich wollte treulich Schmerz und Wut mit Ihnen teilen.
    ODOARDO.Schmerz und Wut? Madame! - A-
    ber ich vergesse - Reden Sie nur.
    ORSINA. Wenn es gar Ihre einzige Tochter - Ihr einziges Kind wäre! - Zwar einzig,

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