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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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Yogagruppe, das durch das offene Dachfenster ins Zimmer drang. Die hatten ganz schön viel Ausdauer. Wenn sie noch lange so weitermachten, waren sie bestimmt bald alle heiser.
    »Sag mal, Mona, hast du eigentlich schon mal jemanden geküsst?«, fragte ich. »Also, ich meine natürlich einen Jungen ...«
    »Hm«, machte Mona, ohne ihre Nase aus dem Buch zu nehmen. Das konnte so ziemlich alles heißen.
    »Ja oder nein?«, fragte ich weiter.
    »Ja, hab ich«, murmelte sie und starrte in ihr Buch.
    »Und – wie war das so?«
    »Ganz gut.«
    »Hattest du weiche Knie?«
    »Glaub schon.«
    »Erzähl doch mal!«
    Mona blickte auf und seufzte. »Hör mal, Emma, ich versuche gerade zu lesen, okay?«
    Ich runzelte die Stirn. Seit wann benahm sich Mona denn so biestig, wenn ich mich mit ihr unterhalten wollte? Normalerweise quasselte sie doch auch immer wie ein Wasserfall.
    »Hast du was?«, fragte ich.
    Mona seufzte noch einmal. Es klang ziemlich genervt. »Was soll ich denn haben? Ist doch alles in Ordnung, oder? Wir sind die besten Freundinnen und verstehen uns super – zumindest, solange sonst niemand in der Nähe ist. Kaum taucht Lea auf, bin ich offensichtlich überflüssig.« Sie klappte ihr Buch zu und stand auf. »Ich lese im Garten weiter, da hab ich wenigstens meine Ruhe.«
    Ich hörte, wie Mona die Treppe hinuntertrampelte. Es klang mal wieder, als wäre eine ganze Büffelherde unterwegs.
    »Blöde Kuh!«, murmelte ich.
    Aber ich wusste nicht so genau, ob ich damit Mona meinte oder mich selbst.

 
 
10. Kapitel
Morgenstund' hat
Gold im Mund
     
    it den Sommerferien ist das so eine Sache. Am Anfang denkt man, dass sie nie zu Ende gehen. Sie liegen vor einem wie eine lange Perlenkette. Jeder Tag ist eine kostbare Perle. Und das Ende der Kette kann man gar nicht sehen, weil sie sooo lang ist. Diese Kette hütet man wie einen Schatz. Man zählt die Perlen immer wieder und freut sich, dass es so viele sind. Und man merkt gar nicht, dass es immer weniger werden.
    Dann hört man irgendwann auf zu zählen, weil man glaubt, dass es bis in alle Ewigkeit so weitergeht. Man verliert jedes Zeitgefühl. In den Ferien weiß ich manchmal gar nicht, welchen Wochentag wir gerade haben. Ist ja auch schnurzegal. Jeder Tag ist wie ein Sonntag. Fiese Montage mit Nieselregen, Mathe und schlechter Laune gibt's nicht. Stattdessen nichts als Sonne, Spaß und Ferienlaune. Ab und zu denkt man vielleicht mal daran, dass die Ferien irgendwann auch wieder zu Ende sind. Aber nur ganz kurz. Und vor lauter Sonne, Spaß und Ferienlaune merkt man gar nicht, wie einem die Zeit durch die Finger rinnt. Wie feiner Sand an einem dieser langen Strände auf Mallorca, von denen Oma erzählt hat.
    Und plötzlich sind die Ferien vorbei. Das ist nämlich so: Je länger die Ferien dauern, desto schneller vergehen die Tage. Und irgendwann ist auch die letzte Perle verschwunden und die Ferien sind zu Ende. Einfach so, ohne Vorwarnung. Peng!
    Eigentlich müsste ich inzwischen ja wissen, wie die Sache läuft. Schließlich waren das nicht meine ersten Sommerferien. Aber leider erwischt es mich jedes Jahr wieder eiskalt. Ich verstehe einfach nicht, wie sechs Wochen Ferien so schnell herumgehen können, während sechs Wochen Schule immer ewig lange dauern. Mathe ist zwar nicht gerade meine Stärke, aber da stimmt doch was nicht, oder? Da ist eindeutig was faul. Ich bin mir ziemlich sicher, dass hundsgemeine Zeiträuber ihre Finger im Spiel haben. Sie gehen sehr geschickt vor und klauen mal hier ein paar Stunden und mal da einen ganzen Tag. Ich weiß nicht genau, wie sie es machen, aber dieses Jahr haben sie wieder locker zwei Wochen Sommerferien gestohlen. Mindestens.
    Darum wollte ich am ersten Schultag auch erst einfach zu Hause bleiben. Schließlich waren ja eigentlich noch zwei Wochen Ferien. Mindestens. Aber ich wusste, dass Mama da wahrscheinlich nicht mitmachen würde. Sie war zwar in letzter Zeit immer ziemlich beschäftigt mit ihrem Gesundheitszentrum, aber vermutlich hätte sie es trotzdem gemerkt, wenn ich nicht zur Schule gegangen wäre. Also quälte ich mich am Donnerstag um halb sieben todmüde aus dem Bett.
    Das ist auch so eine komische Sache. In den Ferien und am Wochenende wache ich immer von alleine total früh auf und habe überhaupt kein Problem damit, bei Sonnenaufgang aufzustehen. Aber in der Schulzeit ist das was ganz anderes. Da könnte ich immer noch ewig weiterschlafen, wenn der Wecker klingelt. Mein Körper weigert sich einfach, wach zu

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