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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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so was doch eigentlich können, oder? Schließlich sind sie schon viel länger auf der Welt und haben sich schon ganz oft mit jemandem gestritten und wieder vertragen. Ich schätze, irgendwann bekommt man ein bisschen Übung im Streiten. Und im Entschuldigen natürlich auch. Dann ist es bestimmt gar nicht mehr so schwer. Das hoffe ich zumindest.
    »Mama beruhigt sich schon wieder«, sagte ich. »Erst wollte sie ja auch nicht, dass du bei uns Abendbrot isst. Und jetzt hat sie überhaupt nichts mehr dagegen.«
    »Tja, das hab ich wohl hauptsächlich Oma Gertrud zu verdanken.« Papa kratzte sich am Kopf. Seine Haare waren zu lang. Sie kringelten sich hinter seinen Ohren.
    »Aber findest du nicht, dass Mama in letzter Zeit viel netter zu dir geworden ist?«, fragte ich. »Sie hat schon lange nicht mehr geschimpft. Und fiese Sachen sagt sie auch nicht mehr. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?«
    Papa zuckte mit den Schultern. So richtig überzeugt sah er nicht aus.
    »Versuch doch wenigstens, dich wieder mit ihr zu vertragen«, bat ich. »Du könntest zum Beispiel den Boiler im Badezimmer reparieren. Der spinnt schon seit Ewigkeiten. Darüber freut sich Mama bestimmt. Sie ärgert sich nämlich jeden Morgen, wenn das Wasser beim Duschen wieder kalt wird.«
    Papa grinste. »Stimmt, deine Mutter hat noch nie gerne kalt geduscht. Sie ist ein richtiger Frostköttel ...«
    »Versprichst du's?«, fragte ich. »Dass du dich wieder mit Mama verträgst, meine ich.«
    Papa schüttelte langsam den Kopf. Das Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden. »Tut mir Leid, Emma, aber das kann ich dir nicht versprechen. Dafür bin ich nicht alleine verantwortlich.«
    »Aber du versuchst es doch wenigstens, oder?«
    Papa seufzte. Schließlich sagte er: »Klar werde ich es versuchen. Aber mach dir nicht allzu große Hoffnungen.«
    »Quatsch«, sagte ich und blieb ganz ruhig auf dem Bett sitzen.
    Aber in meinem Kopf war die Hölle los. Dort wirbelten gleich wieder jede Menge Bilder durcheinander. Es waren so viele, dass mir ganz schwindelig wurde: Papa in seinem Atelier an der Staffelei. Mama und Papa zusammen im Garten. Papa und ich beim Schaukeln. Die ganze Familie zusammen am Frühstückstisch ...
    Ich schluckte. Mir war plötzlich zum Heulen zumute.
    »Wollen wir ein Eis essen gehen?«, fragte Papa.
    Ich nickte und sprang von der Bettkante. Nichts wie raus hier! In diesem düsteren, kleinen Zimmer wurde man ja ganz trübsinnig. Wie hielt Papa das bloß aus? Kein Wunder, dass er jetzt immer öfter nach Tupfingen kam. In diesem Loch konnte er auf keinen Fall längere Zeit wohnen. Aber vielleicht musste er das ja auch gar nicht. Vielleicht wurde ja doch noch alles gut.

 
 
13. Kapitel
Besuch von Bastian
     
    s war ein komisches Gefühl, mit Bastian zusammen im Bus nach Tupfingen zu sitzen. Komisch, aber schön. Wir saßen ganz hinten auf zwei Plätzen nebeneinander. Der Bus war fast leer, weil wir nach der Schule noch Schwimmtraining gehabt hatten. Jetzt war es schon vier Uhr und die meisten anderen Schüler waren längst zu Hause.
    »Ist es noch weit?«, fragte Bastian.
    Ich schüttelte den Kopf. »Noch zwei Stationen.«
    Dann schwiegen wir wieder und schauten aus dem Fenster. Es war ein angenehmes Schweigen. Zufrieden und entspannt.
    Als wir in Tupfingen aus dem Bus stiegen, wurde ich allerdings doch ein bisschen nervös. Erst fing mein Herz an, schneller zu schlagen. Bummbumm, bummbumm, bummbumm. Als würde ein kleiner Hammer von innen gegen meine Brust klopfen. Dann wurde mir ganz warm und direkt danach kalt. Ich versuchte, nicht ans Küssen zu denken. Und auch nicht daran, was dabei alles schief gehen konnte.
    »Ist schön hier«, sagte Bastian, als wir langsam den schmalen Weg zu unserem Haus entlangliefen. Er atmete tief ein. »Und so tolle Luft. Richtig frisch. Ganz anders als in der Stadt.«
    Ich grinste. »Tja, das ist die gute Landluft. Sagt meine Oma zumindest immer. Sie ist gerade zu Besuch.«
    »Versteht ihr euch gut?«
    »Total gut. Mit ihr kann ich über alles reden. Na ja, zumindest über fast alles.«
    »Cool. Meine Oma meckert immer nur rum, dass ich mir die Haare schneiden lassen soll und solche Sachen.«
    »Wieso? Deine Haare sind doch total in Ordnung.«
    »Findest du?« Bastian wurde rot und kratzte sich am Ohr. »Na ja ... danke. Du hast aber auch sehr schöne Haare.«
    Jetzt wurde ich rot. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Darum lächelte ich einfach nur vor mich hin und hoffte, dass das irgendwie

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