Emma traut sich was
wirklich nett«, sagte Bastian.
Ich merkte, wie mich wieder dieses komische Heiß-und-kalt-Gefühl überkam. Es war genau dasselbe Gefühl, das ich schon heute früh auf dem Schulhof gehabt hatte, als Lea und Bastian sich unterhielten.
»Wie meinst du das?«, fragte ich.
»Na, so, wie ich es sage. Ich finde Lea echt nett. Nicht so albern wie die meisten Mädchen. Aber man kann trotzdem total gut Spaß mit ihr haben.«
Ich dachte daran, wie Bastian und Lea vor der Schule miteinander gelacht hatten. Das Heiß-und-kalt-Gefühl wurde noch schlimmer.
»Findest du mich etwa albern?«
Bastian sah mich verdattert an. »Dich? Albern? Quatsch, natürlich nicht.«
»Aber mit Lea kannst du besser Spaß haben als mit mir, oder was?«
»Das hab ich doch gar nicht gesagt!«
»Gesagt nicht, aber gedacht.«
»Woher willst du denn wissen, was ich denke?«
»Weiß ich eben. Sag doch gleich, dass du Lea lieber magst als mich.«
»Tu ich doch gar nicht!«
»Tust du doch!«
Bastian sprang auf. »Wenn du sowieso alles besser weißt, brauch ich ja gar nichts mehr zu sagen. Dann geh ich mal lieber.«
»Genau, geh doch!«, rief ich ihm nach. »Gute Idee!«
14. Kapitel
Doppelt Streiten
hält besser
astian lief den Gartenweg hinunter und bog um die Hausecke. Ich blieb auf der Bank sitzen und sah ihm nach. Es war plötzlich sehr still. Die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern. Vielleicht hatten wir sie mit unserem Geschrei erschreckt und sie waren weggeflogen. Irgendwohin, wo sie mehr Ruhe hatten. Nicht einmal mehr das Brummen der Yogagruppe war zu hören.
Ich wartete noch einen Moment. Vielleicht würde Bastian es sich ja anders überlegen und wieder zurückkommen. Aber er kam nicht zurück. Schließlich stand ich auf und ging langsam zurück zum Haus.
Ich war wütend auf Bastian, weil er einfach abgehauen war, und ich war wütend auf mich selbst. Warum musste ich mich eigentlich immer mit allen Leuten streiten? Das ging mir ganz schön auf die Nerven. Dabei hatte ich mich heute gar nicht mit Bastian streiten wollen. Wieso hatte ich ihn nicht einfach geküsst? Dann hätte ich diese blöde Bemerkung über Lea nicht gemacht und der ganze Streit wäre gar nicht passiert. Aber zum Küssen war ich ja zu feige. Mist!
Vor dem Haus stand Lea und unterhielt sich mit Tim. Sie lachte viel lauter als sonst, klimperte ständig mit den Augen und benahm sich auch sonst mal wieder ziemlich affig. Früher hatte sie das nicht gemacht. Tim machte ein erleichtertes Gesicht, als er mich entdeckte.
»Da ist Emma ja«, sagte er zu Lea. »Ich geh dann mal wieder rein. Bis später.«
»Tschühüs!«, säuselte Lea und winkte Tim zu. »Vielleicht sieht man sich ja nachher noch mal.«
»Was ist denn mit dir los?«, fragte ich, als Tim im Haus verschwunden war.
Lea riss die Augen auf. »Wieso? Was soll denn los sein?«
»Hast du dich etwa geschminkt?« Ich starrte auf Leas Wimpern, die eindeutig grün schimmerten.
Lea wurde rot. »Nur ein bisschen. Ich wollte das schon lange ausprobieren. Sieht doch gut aus, oder?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Na ja, geht so. Aber Tim steht garantiert nicht auf grüne Wimpern, das kannst du mir glauben.«
»Tim? Wieso Tim?«, fragte Lea.
Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Jetzt hör mal auf mit dem blöden Theater. Du bist in Tim verknallt, das sieht doch jeder! Gib's wenigstens zu.«
Lea starrte auf ihre staubigen Sandalen. »Ehrlich? Merkt man es so doll? Meinst du, Tim hat es auch gemerkt?«
Ich seufzte. »Keine Ahnung. Meistens merken Jungs ja gar nichts. Aber immerhin hast du Tim geküsst. Das ist eigentlich ziemlich eindeutig, findest du nicht?«
»Aber als ich Tim geküsst habe, war ich doch noch gar nicht in ihn verknallt!«, rief Lea. »Das war bloß zum Üben, ehrlich! Ich hab mich erst nach dem Kuss in ihn verknallt.«
»Also stimmt es: Du bist tatsächlich in Tim verknallt«, stellte ich fest.
Lea nickte. »Ich glaub schon«, sagte sie leise. »Findest du das sehr schlimm?«
Ich überlegte. »Weiß ich noch nicht so genau. Besonders toll finde ich es jedenfalls nicht. Kannst du dich nicht in irgendjemand anders verknallen? Warum muss es denn ausgerechnet mein Bruder sein?«
Lea zuckte mit den Schultern. »Das kann man sich doch nicht aussuchen. Oder hast du dir vorher etwa überlegt: ›So, jetzt verliebe ich mich mal in Bastian‹?«
»Nein, natürlich nicht«, gab ich zu.
»Wie ist es denn eigentlich mit Bastian gelaufen?«, wollte Lea wissen. »Hast du ihn endlich
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