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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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geküsst?«
    Ich schüttelte den Kopf und murmelte: »Nö, hat nicht geklappt.«
    »Warum denn nicht?«, fragte Lea. »Musste er früher weg? Er ist vorhin wie eine Rakete an uns vorbeigezischt und nicht mal stehen geblieben, um kurz Hallo zu sagen. Musste er zum Bus?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Kann schon sein.«
    »Was war denn los?«, bohrte Lea weiter. »Habt ihr euch gestritten? Jetzt erzähl doch mal!«
    »Ich will nicht darüber reden, klar?«, fuhr ich sie an.
    »Warum denn nicht?«, fragte Lea. »Wir erzählen uns doch sonst auch alles.«
    »Ich hab nun mal keine Lust. Ist das jetzt etwa verboten, oder was?!«
    Lea ging mir plötzlich wahnsinnig auf die Nerven. Immer war sie so neugierig. Warum konnte sie mich nicht einfach mal in Ruhe lassen? Schließlich war es ja irgendwie auch ihre Schuld, dass ich mich mit Bastian gestritten hatte. Und dass sie jetzt auch noch ausgerechnet in Tim verknallt war, machte die Sache wirklich nicht besser.
    »Schon gut«, sagte Lea. »Dann erzählst du es mir eben nicht.«
    Sie sah ein bisschen beleidigt aus, aber das war mir egal. Ich wartete darauf, dass sie ihr Fahrrad nahm und endlich abzog, aber das tat sie nicht. Sie blieb vor mir auf dem Hof stehen und starrte einen grauen Kieselstein an, der vor ihren Füßen lag.
    »Ist noch was?«, fragte ich.
    Lea sah auf. »Na ja ... also ... eigentlich wollte ich dich noch was fragen«, druckste sie herum. »Was Wichtiges. Aber vielleicht ist das im Moment gerade nicht so günstig ...«
    »Jetzt schieß schon los«, sagte ich. »Worum geht's denn?«
    Lea holte tief Luft. »Also, du weißt ja jetzt, dass ich mich in Tim verknallt habe. Und du weißt natürlich auch, dass er ziemlich schüchtern ist. Ich würde aber wirklich gerne wissen, was er so von mir hält. Ob er mich nett findet und so. Leider hab ich keine Ahnung, wie ich das rauskriegen soll. Und da dachte ich, dass du vielleicht... also, dass du ihn vielleicht mal fragen könntest ... So von Schwester zu Bruder ...«
    Ich runzelte die Stirn. »Dass ich ihn was fragen könnte?«
    »Na ja ... wie er mich so findet. Und ob er auch in mich verknallt ist. Wenigstens ein bisschen.« Leas Stimme wurde immer leiser.
    Ich sagte erst mal nichts. In meinem Kopf schwirrten tausend Gedanken herum. Das war alles ein bisschen viel auf einmal. Erst der Streit mit Bastian und jetzt Lea, die in Tim verknallt war. Und nun sollte ich die beiden auch noch verkuppeln! Das ging wirklich zu weit. Ich merkte, wie ich wütend wurde.
    »Und, machst du's?«, fragte Lea.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nö, das mach mal schön selber. Außerdem brauch ich Tim gar nicht zu fragen. Ich weiß auch so, dass er nicht in dich verknallt ist. Das sieht doch jeder. Also mach dir lieber keine Hoffnungen.«
    »Du ... du fiese Kuh!«, zischte Lea und kniff die Augen zusammen, bis sie zu schmalen Schlitzen geworden waren. Das macht sie immer, wenn sie sauer ist. »Du willst Tim ja bloß für dich haben, weil er dein Bruder ist. Das ist echt gemein! Und ich dachte, du bist meine Freundin.«
    Sie schnappte sich ihr Fahrrad und sauste vom Hof. Ich fühlte mich auf einmal total schlapp. Streiten kann ganz schön anstrengend sein.
    Ich schlurfte ins Haus, stapfte die Treppe hinauf und warf mich in meine Hängematte. Am liebsten wäre ich sofort ins Bett gegangen und hätte mich unter meiner Decke vergraben, aber es war noch nicht mal sechs Uhr. Außerdem übte Mona gerade Flöte und bei dem Lärm konnte sowieso kein Mensch schlafen. Aber irgendwie nervte mich Monas Flötengedudel heute nicht so sehr wie sonst. Wahrscheinlich hatte ich mich inzwischen einfach dran gewöhnt. Ich schloss die Augen, während Mona »Im Märzen der Bauer« spielte. Sie konnte das Lied endlich einigermaßen gut und verspielte sich nur ein einziges Mal.
    »Nicht schlecht«, sagte ich, als sie fertig war. »Du wirst immer besser.«
    Mona sah mich misstrauisch an. »Willst du irgendwas von mir? Dann sag's lieber gleich.«
    »Quatsch, wie kommst du denn darauf?«, fragte ich.
    Mona fing an, ihre Flöte zu putzen. »Weil du plötzlich so nett zu mir bist. In der Schule tust du ja immer so, als wäre ich Luft.«
    Ich merkte, wie ich rot wurde. »Das stimmt doch gar nicht«, sagte ich lahm. »Keine Ahnung, wie du darauf kommst.«
    »Ach nein?«, fragte Mona. Sie klang richtig schnippisch. »Vielleicht komme ich ja darauf, weil du jedes Mal abhaust, wenn ich in deiner Nähe auftauche. Und weil du kaum ein Wort mit mir redest, solange irgendwer

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