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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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so
bald, nachdem er ihn wiedergefunden hatte, noch einmal zu verlieren.
    »Emma
betrachtet Fairhaven als ihr Zuhause«, beruhigte Steven ihn. »Sie möchte nur
Kontakt zu ihren Schwestern halten, um herauszufinden, ob sie glücklich sind.«
    Cyrus
seufzte schwer. »Irgendwelche Spuren?«
    »Nichts,
was der Rede wert ist«, erwiderte Steven stirnrunzelnd. »Aber sie hat die
Adresse in Chicago, wo ihre Mutter gelebt hat, und den Namen ihres Anwalts und
Beraters.«
    »Dann wirst
du also mit ihr nach Chicago fahren?«
    Steven
nickte. »Mit etwas Glück erfahren wir dort, was wir wissen wollen.« Durch das
große Fenster hinter Cyrus' Schreibtisch sah er Emma durch den Garten
schlendern. Sie wirkte sehr abwesend und vor allem sehr allein.
    Er stand
auf, drückte seine Zigarre aus und entschuldigte sich. Er fand sie im Sommerhäuschen,
wo sie sich vor nicht allzu langer Zeit geliebt hatten und wo sie vermutlich
das Kind empfangen hatte, das unter ihrem Herzen wuchs. Sie saß auf einem der
Betten, einen Brief in der Hand und einen hoffnungslosen, elenden Ausdruck auf
ihrem schönen Gesicht.
    »Was hast
du?« fragte Steven und setzte sich neben sie.
    Sie wandte
den Kopf und schaute ihn mit tränenglitzernden Augen an. »Der Anwalt hat seine
Praxis aufgegeben«, erzählte sie traurig, »und sein Nachfolger hat keine
Aufzeichnungen über irgendwelche Verbindungen zu einer Kathleen Harrington
gefunden.«
    Steven
drückte beruhigend ihre Hand. »Wir fahren bald nach Chicago, Emma. Wir werden
mit den Nachbarn sprechen und ...«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Es hat alles keinen Sinn, Steven«, entgegnete sie
bedrückt. »Ich werde nicht im ganzen Land herumreisen, wenn ich hier ein
schönes Zuhause habe und einen Mann, der mich liebt.«
    »Und Lily
und Caroline?« beharrte Steven.
    Emma biß
sich auf die Unterlippe, dann antwortete sie leise: »Sie sind bestimmt glücklich
und brauchen keine Schwester, die ihr Leben durcheinanderbringt – falls sie
überhaupt noch am Leben sind.«
    Steven maß
sie mit einem strengen Blick. »Emma ...« Wieder schüttelte sie den Kopf. »Nein.
Ich gebe auf.«
    »Das sagst
du nur, weil du schwanger bist und deine Gefühle sich
ständig ändern. Wir sprechen noch einmal darüber, wenn das Kind
geboren ist.«
    Emma
wischte mit dem Handrücken ihre Tränen ab. »Ich liebe dich«, flüsterte sie.
    Steven
lächelte, stand auf und wollte sie mit sich ziehen, doch sie wehrte sich, und
er sah sie verwundert an. »Was ...«
    Ihre Lippen
zitterten, aber kein Ton kam aus ihrer Kehle. Es waren ihre Augen, die ihm
mitteilten, was sie wollte, und er war nur allzu gern bereit, ihr ihre Wünsche
zu erfüllen.
    Lucys
Briefe waren wie die Botschaften
eines heimwehkranken Kindes aus einem Internat. Sie hasse den Ozean, schrieb
sie, den ständigen Nebel und die Sonne, die mittags viel zu heiß sei; sie wolle
nach Hause zurückkehren, nach Fairhaven.
    Macon
runzelte ärgerlich die Stirn über ihre Briefe und sagte, sie solle zur Hölle
fahren für all den Ärger, den sie verursacht habe. Nachdem er sechs Truhen mit
Kleidern und anderem persönlichem Eigentum gepackt hatte, schiffte er sich am
zehnten August nach Europa ein. Seiner Frau, die er nicht einmal mit einem
kurzen Schreiben von seiner bevorstehenden Abreise informiert hatte, widmete er
keinen Gedanken mehr.
    Steven und
Cyrus waren zu beschäftigt mit der Neuorganisation der Familiengeschäfte, um
sich solch sentimentalen Aktivitäten wie Briefeschreiben zu widmen, und
Nathaniel, der ein junges Mädchen aus St. Charles, einem Nachbarort, hofierte,
war fast nie zu Hause anzutreffen. So blieb Emma die Erledigung der
Korrespondenz mit Lucy überlassen, und sie tröstete sich damit, daß sie ihr auf
diese Weise etwas von der Liebe abgeben konnte, die sie sonst vielleicht ihren
Schwestern geschenkt hätte.
    Sie schrieb
lange, ausführliche Berichte über das Leben in Fairhaven, wobei sie natürlich
Macons mitleidloses Verhalten und die Tatsache, daß sie ein Baby erwartete,
ausließ. Sie erzählte in ihren Briefen von Cyrus und Steven und Nathaniel, den
Dienstboten und den Nachbarn, schrieb ganze Gedichte für Lucy ab und vereinzelt
sogar Bibelverse, von denen sie annahm, daß sie ihre Schwägerin ermutigen
könnten.
    Im
November, als die Schwangerschaft Emma schon deutlich anzusehen war und Steven
geschäftlich in San Francisco zu tun hatte, begleitete sie ihn und besuchte
Lucy in der Klinik.
    Das
Crawford Hospital war ein hübscher, ruhiger Ort direkt am Meer, und

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