Emma und der Rebell
Dienstbotenunterkünfte, damit er Jubal holte. Und dann war es
ihm auch egal.
Er streifte
sich über, was er gerade fand, und kämpfte mit den Hemdsärmeln, die heute
ungewöhnlich widerspenstig waren.
Emmas
amüsiertes Kichern verwandelte sich sehr schnell in lautes Stöhnen, ihr Bauch
hob sich, und dann spürte sie einen Strom von Wasser zwischen ihren Beinen.
»Kann das
so schnell gehen?« fragte sie Steven, bevor sie sich unter einer neuen Wehe
krümmte.
»Woher soll
ich das wissen?« entgegnete er nervös und stolperte in der Dunkelheit umher,
bis er mit dem Schienbein an einen Bettpfosten stieß. Er stieß einen
anhaltenden Fluch aus und brüllte: »Wo zum Teufel bleibt der Arzt?«
»Er wohnt
fünf Meilen entfernt«, gab Emma nüchtern zu bedenken. »Beruhige dich, Steven.
Eine Geburt ist etwas ganz Natürliches ...«
In diesem
Moment wurde sie von einer neuen Kontraktion erfaßt und stieß einen Schrei aus.
Jubal kam
mit einer Laterne und scheuchte Steven mit einer ungeduldigen Handbewegung
beiseite. »Holen Sie mir frische Laken, Mr. Steven«, befahl sie. »Jetzt
sofort.«
Während
Steven hinauslief und Emma dachte, daß er bestimmt keine Ahnung hatte, wo die
Wäscheschränke waren, zündete Jubal alle Lampen im Zimmer an und warf einen prüfenden
Blick unter Emmas Nachthemd.
Die
schwarze Frau pfiff leise durch die Zähne. »Na, der hier scheint es eilig zu
haben, das Licht der Welt zu erblicken«, sagte sie, kurz bevor ein anderes
Dienstmädchen mit einer Schüssel heißem Wasser hereinkam.
Jubal
schrubbte sich die Hände und die Arme und half Emma dann aus dem Bett in einen
nahen Sessel. Während Jubal auf Steven wartete, zog die andere Frau das
Bettzeug ab und breitete mehrere alte Decken über der Matratze aus.
Als Steven
endlich mit den Laken erschien, wurde das Bett frisch bezogen und Steven barsch
aufgefordert, gefälligst nicht im Weg zu stehen.
Jubal half
Emma, sich wieder auf das Bett zu legen und trat hinter sie. »Drücken Sie ganz
fest meine Hand«, forderte sie Emma auf, die inzwischen vor Schmerzen stöhnte.
»Und schreien Sie, soviel Sie wollen, das erleichtert.«
»Ich habe
noch nie so schnell ein Kind kommen sehen«, bemerkte Ester, die normalerweise
für die Küche zuständig war.
»O Gott«,
stöhnte Steven und schritt unruhig im Zimmer auf und ab.
Emma fühlte
eine neue Wehe kommen und umklammerte Jubals Hand, entschlossen, nicht von
neuem aufzuschreien. »Sie wird reißen«, warnte Ester.
In diesem
Augenblick ertönte ein Aufprall, und Emma nahm an, daß Steven ohnmächtig
geworden war. Aber sie hatte weder die Zeit noch das Verlangen, sich zu
vergewissern, ob es tatsächlich so war.
Danach nahm
Emma alles nur noch verschwommen wahr. Sehr wenig blieb ihr im Gedächtnis
haften, außer dem Schmerz, der sie innerlich zerriß und dann – endlich! – die
Erleichterung und das wütende Geschrei eines Säuglings.
»Mein
Baby«, flüsterte sie erschöpft.
»Mein Baby
ist da.«
»Es ist ein
gesundes kleines Mädchen«, sagte Dr. Mayfield. Wann war er gekommen?
Aber Emma
beschloß, daß das nicht wichtig war, und lächelte nur müde.
»Steven?«
»Er fühlt
sich nicht wohl«, erklärte der Arzt. »Er brach zusammen, als ich Sie schneiden
mußte.«
Emma
lachte. Steven, der Rebell mit seinem gefürchteten 45er Colt! Nie würde sie ihn
vergessen lassen, was ihm bei der Geburt seines ersten Kindes passiert war.
»Laßt mich meine Tochter sehen«, bat sie.
Das Baby
wurde auf Emmas Bauch gelegt. Der winzige Körper war mit Blut und einer
puderähnlichen Schicht bedeckt, es schwenkte wild seine Arme und seine Beine,
und aus seiner Kehle drangen wütende, empörte Schreie.
»Keine
Angst«, sagte Emma zärtlich und zupfte an einem winzigen Zeh. »Dein Daddy wird
dich mit seiner 45er beschützen.«
»Sehr
witzig«, erklang eine matte Stimme neben ihr, und ein sehr blasser Steven
setzte sich neben Emma auf das Bett. »Wie heißt sie?« fragte er mit einem Blick
auf seine kleine Tochter. »Lily oder Caroline?«
»Beides«,
antwortete Emma, und fünf Tage später fand Lily Caroline Fairfax' Taufe statt,
gefolgt von einer großen Party, die ihre stolzen Eltern zu ihren Ehren
veranstalteten.
Als der
Januar in den Februar überging, dachte Emma unablässig an ihre Schwestern. Am
vierzehnten kam ein Brief von Big John Lenahan, bei dem ein kleiner blauer
Umschlag lag, der an Marshal Woodridge adressiert war. Big John schrieb,
Manuela habe den Brief im Zimmer seiner Tochter gefunden,
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