Emma
einmal verdauen zu müssen. Als sie ihm keine Antwort
gab, hob er ihr Gesicht, um ihrem Blick begegnen zu können.
„Mach
dir keine Sorgen“, mahnte er liebevoll, „es kommt wie es kommen soll. Bis vor
kurzem war ich mir sicher, ihn nie wieder hochzukriegen und jetzt könnte ich
dich vielleicht sogar geschwängert haben – denkst du etwa, ich könnte mir etwas
Großartigeres vorstellen in meinem Leben? Ich habe knapp einen schweren
Autounfall überlebt und kann vielleicht trotzdem ein neues Leben entstehen
lassen! Was könnte es Schöneres geben? Sag’s mir!“
Die
Ernsthaftigkeit in seiner Stimme ließ Emma erschauern. Seine Augen glühten vor
Begeisterung, also ließ auch sie sich mit einem tiefen Seufzer endlich fallen.
„Dann
warten wir’s mal ab“, murmelte sie ergeben, legte schließlich ihr Gesicht auf
seine Brust und streckte sich auf ihm aus.
Eine
Zeitlang sagte keiner von ihnen beiden ein Wort, jeder genoss die Nähre des
anderen, die Wärme, das Gefühl der Geborgenheit, das die wiedergefundene
Zusammengehörigkeit ihnen gab. Emma sah gedankenverloren aus dem Fenster.
Draußen begann bereits der Morgen zu dämmern.
„Nun
haben wir tatsächlich die ganze Nacht vervögelt!“, meinte sie schließlich halblaut.
„Ver– was ?“
„Vervögelt!“
„Das
hast du gerade erfunden, oder?“ Davide fuhr zärtlich mit dem Zeigefinger die
Konturen ihres Gesichts nach. Dann küsste er sie sanft auf die geschwollenen
Lippen. „Ja, du siehst wirklich aus, als hättest du die ganze Nacht vervögelt“,
kommentierte er ihre Erschöpfung schmunzelnd.
„Und
wie sieht das aus?“
„Vervögelt
eben! So wie du gerade aussiehst.“
„Ich
sehe aber anders aus!“, protestierte sie schläfrig. „Ich sehe frisch verlobt
aus!“
„Na
dann, meine frisch mir Anverlobte, steht dir jetzt eine ganz besonders pikante Aufgabe
bevor! Nicht einschlafen also!“, mahnte er sie eindringlich.
Sie
wandte ihm das Gesicht zu.
„Aufgabe?“
Er
erwiderte ihren Blick. Der Ernst, der darin lag, alarmierte sie.
„Ja,
Emma. Du wirst mich waschen müssen, ehe Sergio später hier auftaucht!“ Sein
Ernst wurde schlagartig von einem anzüglichen Grinsen abgelöst. „Ich kann ihn
unmöglich so an mir herumfuhrwerken lassen! Ich rieche wahrscheinlich
auf zehn Meter Entfernung nach dir und nach Sex und diesen Spaß würde ich ihm nur
ungern gönnen! Ich bin zwar ein Pflegefall, aber ich will mir wenigstens noch
etwas Würde bewahren. Also bitte, meine Schöne, erbarme dich!“
Obwohl
Sonntag war, bestand Davides Therapeut darauf, dass er seine tägliche
Hydrotherapiestunde absolvierte. Dass sein Patient sonderbar ausgelaugt und
erschöpft wirkte, wunderte ihn zwar, doch da Emma so getan hatte, als sei sie
kurz zuvor erst angekommen, schöpfte er keinen Verdacht.
„Versuch
bitte, nicht zu ertrinken!“, flüsterte sie ihm beim Abschiedskuss auf die Wange
ins Ohr, was er mit einem schwachen Schnauben und einem schiefen Blick
quittierte.
Emma
sah ihm mit einem mitfühlenden Blick hinterher, sie fühlte sich selber so
zerschlagen, dass er ihr wirklich leid tat.
Nun
saß sie mit Sergio auf der Frühstücksterrasse bei einer kleinen Stärkung. Es
war ein herrlich milder Frühherbsttag und die Sonne wärmte noch kräftig.
„Du
siehst müde aus, Mädchen! Er hat dir nicht viel Schlaf gegönnt heute Nacht, oder?“
Sergio bedachte sie mit einem warmen Blick. „Das freut mich für dich! Das heißt
dann wohl, dass er dich zurückgenommen hat, oder?“
„Ja,
ausdrücklich!“, Emma schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln.
Es
störte sie nicht, dass er sich die Freiheit nahm, dieses Thema anzuschneiden. Hatte
er doch bis vor einigen Tagen noch ebenso einfühlsam an ihrem Elend
teilgenommen. Und schließlich war er es gewesen, der ihr Davides Aufenthaltsort
verraten hatte.
„Danke
noch mal, dass du mich informiert hast, Sergio! Du hast was gut bei mir!“ Sie
nahm einen großen Schluck Milchkaffee.
Er
nickte bedächtig.
„Weißt
du, ich mag dich sehr, seit dem ersten Tag schon. Du hast mich immer anständig
behandelt, du warst nie arrogant oder von oben herab zu mir, so wie das viele
andere sehr oft tun. Du hast mich wie einen Menschen behandelt und nicht wie
ein Stück Kulisse, das vergesse ich dir nicht!“
Emma
starrte ihn aus großen Augen an.
„Aber
wie hätte ich dich denn sonst behandeln sollen! Du bist ein Mensch – was
soll das?“
„Ach,
Mädchen – wenn du wüsstest! Was glaubst du, was ich schon
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