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Emma

Emma

Titel: Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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loben!“
    Sie
sah demonstrativ auf die Uhr. „Es ist fast zehn, wann beginnt denn für dich der
Abend?“
    „Woran
hast du im Auto gedacht, als du ‚woanders’ warst?“, fragte er jetzt
unvermittelt, ohne auf ihre Frage einzugehen.
    Sie
zögerte. Der Spaß mit der ‚ehrlichen Antwort’ war hier nicht angebracht, das
spürte sie. Es störte sie ohnehin gewaltig, dass Gandolfo noch immer durch ihre
Gedanken spukte, sie wollte und durfte nicht auch noch darüber reden und schon
gar nicht mit ihrem Jugendfreund. Der vielleicht ihr nächster Lover werden
würde, wenn er sich nicht allzu ungeschickt anstellte!
    Der
Gedanke entlockte ihr ein Schmunzeln, doch sie beschloss, etwas Tempo aus der
Geschichte herauszunehmen.
    „Ich
hatte daran gedacht, dass ich nächste Woche dringend damit anfangen muss, mir
einen neuen Job zu suchen“, begann sie daher ein unverfängliches Thema.
    „Ich
könnte eine Verkäuferin brauchen“, warf er verschmitzt ein. „Wenn du das wärst,
würde das unseren Verkaufszahlen mit Sicherheit nicht schaden!“
    Sie
nickte lächelnd und nippte an ihrem Aperitif. „Wenn ich sonst nichts finde,
dann kann es gut möglich sein, dass ich auf dein Angebot zurückkomme, weißt du?
Ich habe keine Ahnung, wie es gerade da draußen auf dem Markt aussieht und
deshalb bin ich auch ziemlich nervös momentan!“
    „Ich
kenne mich ja in deiner Branche überhaupt nicht aus“, bekannte er, „aber wie
kommt’s denn überhaupt, dass du jetzt keine Arbeit hast?“ fragte er und dem
Klang seine Stimme entnahm sie, dass die Frage aufrichtig gemeint war.
    Er
schien sich nicht allzu viel aus Gerüchten zu machen, also entschied Emma nun
doch, ihm die Geschichte zu erzählen, oder zumindest das, was sie ihn davon
wissen lassen wollte. Und da sie ohnehin über irgendetwas würden reden müssen,
war das ein willkommenes, abendfüllendes Sujet.
    Sie
hatte bisher, abgesehen von Pavone und der zählte diesbezüglich eigentlich
nicht, noch niemandem davon erzählt, nun tat sie es. Die intimen Details ihrer
Beziehung zu Gandolfo sparte sie natürlich aus. Ihr war bewusst, dass Tommaso
sie beobachtete und ihr sehr konzentriert zuhörte, daher achtete sie peinlich
genau darauf, dass ihr Mienenspiel möglichst nicht verriet, wie schwer es ihr
fiel, unbeteiligt zu wirken.
    Mit
großem Befremden stellte sie fest, dass es sie unangenehm berührte, das abrupte
Ende ihrer Affäre genauso zu schildern, wie es gewesen war. Also ging sie
großzügig darüber hinweg. Sie erklärte nur, dass sie sich eben irgendwann nicht
mehr so richtig verstanden und die Welt außerdem mit viel zu unterschiedlichen
Augen gesehen hätten.
    Der
Kellner unterbrach sie zwischendurch mit den verschiedenen Gängen. Emma hatte
sich nur mit einer Vorspeise begnügen wollen und Parmaschinken mit Rucola ins
Auge gefasst, aber dann war sie doch schwach geworden. Sie liebte „Sarde in
Saor“ und nahm sich lieber vor, in den nächsten Tagen weniger zu essen, als
darauf zu verzichten.
    Tommaso
leistete ihr bei den Sardinen Gesellschaft, allerdings ließ er es nicht dabei
bewenden, sondern gönnte sich als Zwischengang Tagliardi mit Pesto und danach
noch Coda di Rospo mit Radicchio. Mitleidig zwinkerte er ihr zu.
    „Deinen
Job möchte ich wirklich nicht haben!“
    Sie
lachte, verkniff sich aber einen Kommentar. Die Stimmung war und blieb
entspannt. Nachdem Emma während des Essens ihre Geschichte erzählt hatte, oder
zumindest die Variante, die nach ihrer Zensur übrig geblieben war, unterhielten
sie sich ungezwungen weiter, und beide fühlten sich in der Gesellschaft des
anderen wohl.
    „Sag
mal, hättest du nicht vielleicht Lust, morgen mit mir an den Strand zu
kommen?“, warf er schließlich in den Raum, als sie an der Bar ihren caffè
tranken.
    „Strand?“
Sie überlegte kurz. Was sprach dagegen, einen Sonnentag einzulegen? „Warum
nicht! Und wo?“
    „Na
wo schon – auf Albarella natürlich! Du weißt doch bestimmt noch, dass wir da
ein Haus haben, oder?“
    Nach
der ersten Schrecksekunde lachte sie etwas gezwungen. Die Streiche, die sie
beide ihrem Onkel und ihrer Tante, also Tommasos Eltern, als Halbwüchsige
gespielt hatten, waren lange unvergessen geblieben. Und auch unverziehen. Erst
viele Jahre später, als sie schon älter und reifer gewesen war, hatte sie sich
bei den beiden entschuldigt. Mit den Jahren war eben das Einsehen gewachsen,
dass nicht jeder angesägte Schaukelträger, mit Essig präparierte Wasserflaschen
und lose

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