Emma
gerunzelt, die Mundwinkel leicht traurig nach unten gebogen und den Blick
auf den Sonnenuntergang gerichtet so wie seinerzeit Winnetou!“
Sie
lachte belustigt auf. „Nette Beschreibung!“
Er
kam nicht mehr dazu, ihr zu antworten, denn nun konzentrierte er sich darauf,
den Gegenverkehr vorbei zu lassen und nach links abzubiegen. Als die Straße
endlich frei war, passierte er ein kunstvoll gearbeitetes schmiedeeisernes Tor
und sie fanden sich im Park einer alten Villa wieder. Kies knirschte unter
ihren Reifen, als sie um ein Blumenrondell herumfuhren und gegenüber einer
doppelflügeligen Eingangstür parkten. Sie stiegen aus und Emma sah sich um.
„Sieht
hübsch aus! Hier war ich noch nie!“
„Ist
auch mein erstes Mal“, gestand er, „es wurde erst kürzlich wiedereröffnet –
spätes siebzehntes Jahrhundert! Hat mir ein Bekannter empfohlen, man soll hier gut
essen - ich hoffe, er hat recht!“
Als
sie nebeneinander auf die Tür zugingen, schenkte Emma ihm einen kurzen
Seitenblick. „So, dein erstes Mal also!“ Sie ließ ihre Stimme absichtlich
anzüglich klingen und tatsächlich – er reagierte! Ihre Blicke trafen sich.
„So
hab ich das nicht …“, begann er und verstummte dann, als er ihr
verschmitztes Lächeln sah.
„Weiß
ich!“, ihr Lächeln vertiefte sich, „aber es wäre immerhin unser erstes
Mal!“
Inzwischen
betraten sie das Gebäude und Tommaso wollte schon zu einer Antwort ansetzen,
doch die Anwesenheit eines Kellners hinter der caffèbar gleich links vom
Eingang ließ ihn dann doch verstummen. Erst nachdem er sie durch einen kurzen
Gang und zwei Türen in den eigentlichen Gastraum geführt, an ihren Tisch
gebracht und ihnen die Speisekarten gegeben hatte, waren sie wieder so
ungestört, dass er das Thema aufgreifen konnte.
„Gehst
du immer so ran, wenn du mit fremden Männern ausgehst?“
Der
Ton seiner Stimme klang amüsiert, aber auch geschmeichelt, allerdings blieb
Emma das spontane „Nein!“ im Halse stecken. Bei Davide war sie entschieden noch
schneller rangegangen!
„Neuerdings
anscheinend schon“, meinte sie dann betont leichthin, „aber schließlich bist du
kein fremder Mann für mich!“
„Aber
– ein Mann?“
Nun
sah sie erstaunt von ihrer Lektüre auf. Was wollte er ihr damit sagen?
„Allerdings!“
Sie
musterte ihn. Tommasos Augen glitzerten amüsiert und Emma stellte mit Befremden
fest, dass sie sich fast fühlte, als sehe sie in einen Spiegel. Sein linker
Mundwinkel rutschte unaufhaltsam nach oben.
„Und
übrigens“, fuhr sie fort, „bist jetzt du derjenige, der hier rangeht wie ein
Schnellzug!“
Er
widmete sich wieder der Speisenauswahl.
„Wenn
du mir schon einen Elfmeter bietest, dann muss ich doch das Tor auch machen,
oder nicht?“
„Und?
Getroffen?“
Er
ließ sich Zeit mit der Antwort.
„Weiß
ich noch nicht!“
Bedauerlicherweise
kam ein Kellner und sie bestellten die Aperitifs. Danach vermieden sie es
beide, das Thema zu schnell wieder aufzugreifen, jeder von ihnen konzentrierte
sich auf das, was er essen wollte und nachdem auch diese Bestellung erledigt
war, betrachtete Emma interessiert ihre Umgebung.
Unter
normalen Umständen hätte sie das Ambiente als erdrückend empfunden:
blattvergoldete Schnitzereien an den Türen, Stuck an der Decke und um die
Rosetten der Kronleuchter herum, offensichtlich antike Ölgemälde in
verschiedenen Größen mit aufwändig geschnitzten und vergoldeten Rahmen sowie riesige
Spiegel, die ihr Alter durch eine fleckige Patina verrieten. Ein Blick in die
Nebenräume verriet ihr, dass derselbe Stil sich konsequent durch alle Zimmer
zog und nur die Farben der Wände geringfügig voneinander abwichen. Heute Abend
allerdings störte sie sich nicht daran. Hier war nichts gekünstelt oder
krampfhaft zusammengesammelt, das konnte man spüren, das Haus selbst und seine
Inneneinrichtung passten zueinander und waren daher stimmig. Auch wenn sie im
ganzen Leben nie so hätte wohnen mögen, gefiel ihr die Atmosphäre für ein
Restaurant dennoch.
Tommaso
war ihren Blicken gefolgt.
„Gefällt
es dir?“, fragte er in ihre Gedanken hinein, ehe das Schweigen zwischen ihnen
peinlich werden konnte.
„Allerdings!“,
bestätigte sie mit einem anerkennenden Nicken. „Wenn das Essen nur halb so gut
ist wie das Ambiente edel, dann gibt’s für den Abend schon jetzt fünf Sterne!“
„Sei
mal lieber nicht so großzügig mit deinen Bewertungen“, mahnte er lächelnd, „du
solltest den Tag nicht vor dem Abend
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