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Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Titel: Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Konrad
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fantastischen Literatur. Und besonders bedient sich der Film solcher Figuren und Darstellungen wie zum Beispiel Monster, die eigentlich eklig sind, denen man aber auch sympathische Züge geben kann.
Anregung
    Schreiben Sie über Ekel, steigern Sie sich so richtig ins Thema hinein, seien Sie am Schreibtisch einmal von Herzen widerlich. Das kann befreien. Beschreiben Sie hemmungslos ausgiebig, was in Ihnen Ekelgefühle wecken könnte. Und: Lassen Sie sich etwas Neues einfallen!
    Vorsicht: Achten Sie darauf, dass Sie die Darstellung des Ekelhaften nicht übertreiben. Das bloße Auflisten von Ekelfaktoren kann ungewollt lächerlich wirken. Werden diese dagegen überspitzt, kann der Leser einen ästhetischen Abstand vom Widerlichen nehmen – oder es als Stilmittel wie bei Kafka oder Sartre akzeptieren.

Angst und Grauen
    Angst ist ein überwältigendes Gefühl, das Gefühl von Ohnmacht und Ausgeliefertsein. In der Literatur wird dieses Gefühl eingesetzt, um Spannung zu erzeugen. Der Autor spielt mit der Fantasie, den Assoziationen und Erwartungen des Lesers. Angst als Unterhaltung finden wir in allen Genres, besonders natürlich im Horror-Genre. Gespenster, Vampire, künstliche Menschen, Monster aller Art bevölkern die Literatur und den Film. Beim Leser wird Furcht und Schrecken erzeugt, meist bleibt jedoch ein Abstand, der den Schrecken erträglich macht: das Wissen, dass es Fiktion ist.
    In Science-Fiction-Romanen können dem Horror auch ganz realistische Ängste zugrunde liegen, etwa vor einem für den Menschen nicht mehr kontrollierbaren medizinischen und technischen Fortschritt.
    Das Grauen entsteht durch eine unmittelbare Bedrohung, ergänzt von Attributen des Unheimlichen wie Dunkelheit oder Gewitter, von Urängsten wie dem Versinken, Ertrinken, Verbrennen oder dem Bewusstsein einer unbestimmten Gefahr. Dazu gehört als psychologische Komponente auch die Verwandlung von Menschen, Freunden, denen man vertraut hat und die sich plötzlich verändern, fremd erscheinen. Wo Schutz, Geborgenheit und Hilfe erwartet wird, scheint nur noch Bedrohung. Der vermeintlich Gute zeigt sich unberechenbar. Der Boden rutscht unter den Füßen weg, man verliert den Halt.
    In Mary Shelleys Frankenstein (1818) verkörpert der künstliche Mensch das Böse. Bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Lewis Stevenson (1886) ist es die Abspaltung von moralischen und amoralischen Persönlichkeitsanteilen, die zur Genese der Gruselgestalt Mr. Hyde führt. Dr. Frankenstein erschrickt vor dem Monster, das er selbst erschaffen hat, das nun andere tötet und das er nicht kontrollieren kann.
    »Ein Blitz erleuchtete die Gestalt und ließ mich deutlich seine Konturen erkennen; seine riesenhafte Statur und Ungeschlachtheit, grässlich in ihrer Unmenschlichkeit, überzeugten mich sofort, dass es das Monstrum war, der widerliche Dämon, dem ich das Leben geschenkt hatte. Was wollte er hier? War er womöglich der Mörder meines Bruders? Kaum war mir der Gedanke durch den Kopf geschossen, da war ich von seiner Wahrheit überzeugt. Mir klapperten die Zähne, und ich war gezwungen, Halt an einem Baum zu suchen.«
    Direkte Verbindungen zu Angst und Grauen wie zum Beispiel Unwetter, Blitz und Donnerschläge kommen uns heute altmodisch vor, dennoch sind solche Techniken, wie sie auch Stephen King benutzt, vergleichbare Übersetzungen für Bedrohung und Angst.
    In dem Roman Es (1986) sieht sich das Mädchen Beverley plötzlich von ihrem Vater bedroht: »›Ich…ich werd’ nicht lügen, Daddy‹, sagte sie. ›Was ist los?‹ Sie sah ihn jetzt nur noch verschwommen, weil sie Tränen in den Augen hatte. ›Warst du mit einer ganzen Horde Jungs unten in den Barrens?‹ Ihr Herz machte einen Riesensatz, und sie starrte wieder auf seine schmutzverkrusteten Stiefel. Der klebrige schwarze Schlamm … Wenn man zu tief hineintrat, saugte er einem den Schuh vom Fuß … und sowohl Bill als auch Richie glaubten, wenn man ganz hineingeriete, würde er einen verschlingen. ›Ich spiele manchmal dort und …‹ Klatsch! Seine harte, schwielige Hand landete wieder auf ihrer Wange. Sie schrie vor Schmerz und Furcht auf. Sein Gesichtsausdruck machte ihr Angst, und ebenso die Tatsache, dass er sie nicht ansah. Etwas stimmte nicht mit ihm. In letzter Zeit war es immer schlimmer geworden … und mit neuem Entsetzen wurde ihr klar, dass das so war, seit die Morde in Derry begonnen hatten …«
    Hier mischt sich das Gefühl der Bedrohung und der Verunsicherung der Tochter

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