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Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Titel: Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Konrad
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Verarbeitung und am Ende steht eine neue Perspektive. Ihr Text kann aber auch mit einer Trauererfahrung enden, zum Beispiel nachdem sich eine Hoffnung zerschlagen hat.
    Überlegen Sie, welches Verhalten für die verschiedenen Trauerphasen bei plötzlichem Verlust, Todesfall eines geliebten oder verehrten Menschen typisch sein können:
Schock –
Zusammenbruch, Hysterie, Versteinerung, Hyperaktivität, Reisen, Lebenshunger, Ablenkung jeder Art.
Zorn –
aggressives Verhalten gegenüber Mitmenschen, Zerstörungswut.
Resignation –
innerer Rückzug, Zwiesprache mit der verstorbenen Person, Depression, Schlaflosigkeit, Leeregefühl, Leere, Gefühllosigkeit, Selbstaufgabe.
Neubeginn –
Resignation, Fatalismus, Prozess der Versöhnung mit sich selbst, Suche nach neuer Perspektive.
    Doris Dörrie hat in Das blaue Kleid (2002) eine zarte und poetische Erzählung über den Verlauf einer Trauerbewältigung geschrieben. In der fiktiven Handlung verbindet sie zwei Menschen, die um einen geliebten Partner trauern: Der Schneider Florian trauert um seinen Lebensgefährten Alfred, der an Krebs gestorben ist. Die schüchterne Babette hat ihren Mann Fritz auf einer gemeinsamen Reise nach Bali durch einen Kreislaufkollaps verloren. Um sich zu trösten, kauft Babette bei Florian ein blaues Kleid. Der aber will es von ihr zurückkaufen, weil viele seiner Erinnerungen daran hängen. Sie lernen sich kennen, und es entwickelt sich eine Freundschaft. Babette lernt außerdem Thomas kennen, mit dem sie zurückhaltend versucht, eine neue Beziehung einzugehen, die aber immer durch Fremdheits- und Trauergefühle überschattet ist. Babette reist mit Florian nach Mexiko, wo die »Tage der Toten« als großes Festival gefeiert werden. Am Schluss tröstet sich Florian mit einem mexikanischen jungen Mann, und Thomas, dem sie viele Briefe geschrieben hat, überrascht sie mit seinem Besuch. Die Reise nach Mexiko hat bei Babette zur Trauerbewältigung beigetragen, jetzt kann sie Thomas‘ Zuneigung unbefangener annehmen.
    Doris Dörrie setzt etliche Kunstgriffe ein, um aus dem Gefühlsthema »Trauer« eine spannende Geschichte zu entwickeln: Ein besonderes Stilmittel dabei ist, dass sie zwei Geschichten miteinander verwebt. Die Erzählperspektive wechselt bei Babette zwischen der »Sie«-Form und der »Ich«-Form. In die fortschreitende Handlung werden immer wieder Rückblenden eingeflochten, die vom gemeinsamen Leben mit den Partnern und ihrem Sterben handeln. Ein anderer Kunstgriff ist die Wahl eines Leitmotivs. Das blaue Kleid, das auch den Titel gibt, wird zum Schlüssel für den Auftakt der Erzählung und die Verbindung der beiden Hauptfiguren Babette und Florian. Im zweiten Teil der Erzählung sind in Kursivschrift Babettes Briefe an Thomas eingefügt, die den Erzählfluss durchbrechen, aber auch ergänzen. Nicht zuletzt sorgt die detaillierte Beschreibung von zwei Reisen (Bali und Mexiko) für interessanten Stoff innerhalb der Erzählung.
    Leitmotive und ungewöhnliche Details können genutzt werden, um den Verlustschmerz darzustellen, ohne auszusprechen, was man verloren hat, denn das lässt sich nicht mit wenigen Worten beschreiben. Um den Schmerz literarisch zu betonen, sprechen also Details oder auch Gegenstände, die Assoziationen und Gefühle auslösen. Wie beispielsweise eine Krawattennadel Erinnerungen an den verstorbenen Vater auslösen und als literarische Anspielung an die Trauer um den Vater eingesetzt werden kann. (Sie nahm die Nadel in die Faust und umschloss sie fest, da spürte sie, wie die Nadelspitze in ihre Handfläche stach).
    Dabei sollte man jedoch möglichst allzu schlichte, weil zu naheliegende Klischees vermeiden (Mutters Schürze, Vaters blankgeputzte Schuhe), sondern nach den ungewöhnlichen, unverbrauchten Metaphern suchen.
    In der Erzählung »Leben ohne Leander« von Michaela Seul ist es ein Kühlschrank, der das Fehlen des Gefährten schockierend spürbar macht: »Zu Hause entdeckte ich, dass der Kühlschrank nicht mehr funktionierte. Fassungslos starrte ich auf diese Minikatastrophe. Leander, Leander! Das Telefon klingelte. Fast hysterisch nahm ich ab. Es waren meine Eltern, und ich rief: Der Kühlschrank ist kaputt, der Kühlschrank, und dann schüttelte mich ein schreckliches Weinen. Mein Vater versuchte mich zu beruhigen. Du hast bald Geburtstag, sagte er, kauf dir einen Kühlschrank. Sofort! Als Geschenk.
    Aber Leander, rief ich.
    Ich hätte gesagt: Leander, ich glaube der Kühlschrank ist kaputt, und er

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