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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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paar Riesen.«
    »Wir könnten zusammenlegen. Wir könnten Geschäftsmänner sein. Komm schon, Johnny. Bitte! Ich will jemand sein, den die Leute auf der Straße grüßen. Bitte, Johnny. Wenn ich Geschäftsmann bin, halten mich die Leute nicht mehr für so dumm.«
    »Du bist nicht dumm, sag das nicht.«
    »Johnny!«
    »Okay, okay … Lass mich ein wenig darüber nachdenken. Es ist eine gute Idee, aber ich muss mir noch etwas den Kopf darüber zerbrechen.«
    Stan lächelte und machte einen Faustschlag ins Leere. »Ja!«
     
    In dieser Nacht grübelte ich im Bett über das Problem nach. Ich glaubte nicht, dass eine Firma zu gründen, so einfach war, wie Stan sich das vorstellte. Ich ging davon aus, dass so etwas sorgfältige Planung, Marktforschung, Kapitalbeschaffung und einen langfristigen Businessplan erforderte …
    Aber in Wahrheit ging es gar nicht um die betriebswirtschaftlichen Details einer Firmengründung. Stan glaubte, wenn er ein »Geschäftsmann« wäre, würde das seine geistige Minderbemittlung kompensieren, ihn auf Augenhöhe mit dem Rest der Gesellschaft bringen. Wenn das zutraf, wenn die Chance bestand, dass sein Leben dadurch besser oder glücklicher werden könnte, dann schuldete ich es ihm, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um die Idee in die Tat umzusetzen, so naiv der Versuch auch anmuten mochte.
    Unsere Ersparnisse würden dabei draufgehen, und aufgrund unserer mangelnden Erfahrungen wäre die Firma vermutlich von Anfang an dem Untergang geweiht, doch ich trug die Schuld daran, dass er so war, wie er war, und hier bot sich mir eine Gelegenheit, die Schuld meiner Vergangenheit wenigstens teilweise zurückzuzahlen.
    Später in der Nacht, als ich immer noch wach lag, ging die Tür auf, und Stan steckte den Kopf herein.
    »Hast du schon darüber nachgedacht? Ich kann nicht schlafen, ich bin zu aufgeregt. Hast du über Plantasaurus nachgedacht?«
    »Ja, ich habe darüber nachgedacht. Ich bin dabei, Alter.«
    Stan sperrte den Mund auf. Einen Augenblick wirkte er wie erstarrt, dann hüpfte er auf der Stelle und fuchtelte mit den Armen.
    »Ist das dein Ernst, Johnny? Echt? Echt?«
    »Aber ich will Dad noch nichts davon erzählen, okay? Zuerst müssen wir Verschiedenes klären. Und ehe wir loslegen, müssen wir das mit der Lagerhalle mit Bill abklären.«
    »Auf jeden Fall, Johnny. O Mann, mir ist ganz schwindelig!«

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    Kapitel Fünf
    Mit zweiundzwanzig trank ich zu viel und war bereits ein wenig auf die schiefe Bahn geraten. Einstiegskriminalität: Ich stahl Zigaretten und Alkohol aus den Hinterzimmern von Geschäften am Stadtrand und vertickte sie an Kleinganoven drüben in Burton.
    Schließlich kam es zu einem Vorfall. Eine Linie war überschritten worden, und in einem kurzen klaren Moment konnte ich einen unverstellten Blick in die Zukunft tun. Und was ich sah, war das Klischeebild des Kleinstadtjungen, der böse geworden war – Autos und Alkohol, Schlägereien und Bandenkriminalität … und das alles würde schnurstracks zu einem größeren Verbrechen führen, nachdem ich geschnappt und ins Gefängnis gesteckt worden wäre.
    Es war keine besonders schlimme Tat, jedenfalls nicht im Katalog der Kapitalverbrechen, die den Menschen zur Verfügung stehen. Aber es war schlimm, und es reichte. Eines Nachts betrank ich mich und stahl ein Auto, das vor einem Haus parkte. Ich fuhr zur Stadt hinaus, in den Wald und etwa eine Meile einen Waldweg entlang. Dort stach ich mit einem Schraubenzieher ein Loch in den Benzintank und zündete es an. Mit zusammengebissenen Zähnen und von einer egoistischen Wut auf eine Welt erfüllt, die zuließ, dass ich mich selbst so sehr hasste, sah ich zu, wie der Wagen ausbrannte.
    Als die Flammen erloschen, legte ich mich zusammengerollt neben dem Wrack auf den Boden und hörte das Metall knacken und knistern, bis ich einschlief. Ich war betrunken genug, dass ich, bevor ich in die Besinnungslosigkeit abglitt, eine rechtschaffene Befriedigung angesichts der kleinen Rache empfand, die ich geübt hatte. Aber am Morgen sah alles ganz anders aus. Der verkohlte Gestank des Autowracks weckte mich, und da sah ich, was ich angerichtet hatte. Was ich wirklich angerichtet hatte. In meinem Schlaf war die alkoholselige Rechtschaffenheit meines Vandalismus einer Realität gewichen, die gemein und abscheulich und primitiv war. Ich hatte ein Auto gestohlen. Gut möglich, dass die Familie nur dieses eine Auto besaß. Vielleicht war es ihre größte Anschaffung, für die sie

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