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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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tanzte mit einer jungen Frau in seinem Alter, die ein verblasstes rosa Kleid und ein Paar alte Turnschuhe trug. Sie hatte dunkles, glattes, schulterlanges Haar, das stumpf und ungewaschen aussah, und sah fast ständig auf den Boden. Sie waren bei Weitem die Jüngsten hier, tanzten den Cha-Cha-Cha jedoch fehlerfrei und selbstbewusst.
    Das war eine Seite von Stan, die ich noch nie gesehen hatte – mein hüpfender, trampelnder Bruder sah plötzlich anmutig aus. Es schien, als würde ihm die reglementierte Welt des Lateintanzes Selbstsicherheit geben. Als könnte er hier wenigstens teilweise wieder auf das zugreifen, was er im See verloren hatte.
    Als die Stunde zu Ende war, schlenderten Stan und ich zum Parkplatz. Die junge Frau, seine Tanzpartnerin, hatte uns geschlagen und stand bereits vor einem alten, orangefarbenen Datsun. Sie hielt die Schlüssel in der Hand, schloss das Auto aber nicht auf. Stan winkte ihr. Das Mädchen schaute nicht auf, hob aber die Hand und lächelte.
    Als wir auf die Straße fuhren, drehte Stan den Kopf, damit er sie im Blick behielt. Dann richtete er sich auf und gab einen Stoßseufzer von sich.
    »Was meinst du, Johnny?«
    »Du warst toll. Du bist viel zu gut für die anderen. Ich wusste gar nicht, dass du so gut tanzen kannst.«
    »Was ist mit Rosie?«
    »Deiner Partnerin? Die war auch gut.«
    »Ich tanze gern mit ihr.«
    »Du Satansbraten!«
    Stan lachte verlegen, freute sich aber offenbar über dieses Männergespräch.
    »Bist du schon mit ihr aus gewesen?«
    »Nee …«
    »Gehst du mit ihr aus?«
    »Vielleicht will sie gar nicht.«
    »Was redest du denn da?«
    Stan sah achselzuckend zum Fenster hinaus.
    »Ich weiß nicht …«
    »Sieht aus, als ob sie dich mag.«
    Stan wandte sich vom Fenster ab und lächelte still in sich hinein. »Ja.«
    Wir schwiegen eine Weile; als wir durch die Altstadt fuhren, ergriff Stan wieder das Wort.
    »Johnny, hast du über meine Idee nachgedacht?«
    »Die mit den Pflanzen?«
    »Ja. Mir ist ein Name dafür eingefallen. Plantasaurus. Was hältst du davon?«
    »Wie Dinosaurier?«
    »Ja.«
    »Wie ein pflanzenfressender Dinosaurier?«
    »Du kapierst es nicht. Plantas-aur-us. So wie Toys-R-us! Wir sind Pflanzer!« Er zeigte zum Fenster hinaus. »Sieh dir die vielen Geschäfte an. Das sind so viele, die gern Topfpflanzen hätten. Glaubst du, es könnte funktionieren?«
    »Eine Menge Geschäfte haben schon Pflanzen.«
    »Aber keine richtigen. Nicht schön aufgestellt und gepflegt. Die Leute wissen nicht, wie das geht, Johnny. Sie haben keine Zeit. Wir könnten die Pflanzen liefern, eintopfen und dann jede Woche vorbeischauen, gießen, versorgen und wenn nötig ersetzen. Vielleicht wollen reiche Leute das sogar in ihren Häusern.«
    »Also müssen wir nur einen Transporter und Töpfe kaufen, uns einen Großhändler suchen, von dem wir die Pflanzen bekommen, etwas Werbung machen, damit die Leute auch von uns erfahren, und uns ein Büro zum Arbeiten mieten.«
    Ich hatte die Liste im Scherz heruntergebetet, damit er die Sache in einem realistischeren Licht sah, aber als ich fertig war, fühlte ich mich mies, dass ich ihm seine Idee so madig machte. Aber zu meiner Überraschung war er kein bisschen entmutigt.
    »Genau. Und wir brauchen ein Lager für die Pflanzen. Eine Halle oder so.«
    »Ist das wirklich dein Ernst?«
    »Todernst. Glaubst du, es ist eine gute Idee?«
    »Ich glaube, man sollte gründlich darüber nachdenken. So etwas darf man nicht überstürzen.«
    »Warum nicht?«
    »Man muss Vorbereitungen treffen, Pläne schmieden. Jeden Aspekt berücksichtigen.«
    »Man muss einfach nur damit anfangen, Johnny.«
    »Stan …«
    »Was fahren wir denn hier?«
    »Ein Auto.«
    »Einen Pick-up. Also brauchen wir keinen neuen Transporter. In Burton gibt es einen Großhandel für Töpfe, und ich kann Bill fragen, wo man Zimmerpflanzen bekommt. Ein Büro brauchen wir nicht, und Bill hat Lagerhallen, die er gar nicht benutzt. Ich wette, er würde uns eine davon überlassen.«
    »Du meinst, er würde sie uns vermieten.«
    Stan verdrehte die Augen, als wären das Haarspaltereien.
    »Nein, Stan, das ist wichtig. Alles muss bezahlt werden. Man bekommt nichts umsonst, weißt du.«
    »Das weiß ich, Johnny. Ich habe meinen ganzen Lohn gespart. Dad hat gesagt, das muss ich. Ich habe fast neuntausend Dollar.«
    »Du machst Witze.«
    »So viel hab ich.«
    »Ich weiß nicht, ob das ausreicht, um eine Firma zu gründen.«
    »Aber du hast doch auch Geld, oder nicht?«
    »Ja, ein

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