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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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lange gespart hatte. Gut möglich, dass es nicht versichert war und sie Monate brauchen würde, um sich ein Neues anzuschaffen.
    Als ich Marla sagte, was ich tun würde, was ich tun
musste,
um nicht unter die Räder zu kommen, flehte sie mich an, nicht zu gehen. Sie versprach mir, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun würde, um mir zu helfen …
    Doch ich wusste, das würde nicht genügen, und so verließ ich Oakridge einen Monat später und ließ Marla mit gebrochenem Herzen zurück, während ihr Traum von einer sicheren und normalen Beziehung in Trümmern lag.
     
    Das zweite Mal, dass ich Marlas Haus nach meiner Rückkehr nach Oakridge einen Besuch abstattete, war an meinem dritten Tag, um sieben Uhr morgens. Mein Vater hatte mir gesagt, dass sie nicht mehr als Kellnerin arbeitete, sondern für die Stadt, daher war ich ziemlich sicher, dass ich sie zu Hause antreffen würde. Ich hätte vorher anrufen können, hatte aber große Angst, sie würde mir sagen, dass ich nicht kommen sollte.
    Ich klopfte. Drinnen hörte ich ein Radio, und mir kam in den Sinn, dass sie vielleicht mit jemandem zusammen Musik hörte. Bei meinem ersten Besuch hatte nichts auf einen Partner hingedeutet; wenn ich während meiner Abwesenheit an sie dachte, war ich stets stillschweigend davon ausgegangen, dass ich jederzeit bei ihr willkommen wäre. Doch jetzt wurde mir klar, dass ich wirklich keinen Grund hatte, das zu glauben, dass sich mir vielleicht gleich eine Situation bieten würde, die ziemlich peinlich sein könnte. Allerdings war selbst das beste denkbare Szenario für diesen Morgen alles andere als einfach.
    Das Radio wurde leiser. In der kurzen Zeit, die mir blieb, konnte ich einmal durchatmen, Adrenalin in mein Blut strömen lassen, den Druck einer enormen Nervosität empfinden, die mir das Herz zusammenpresste. Und mir klarmachen, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, was ich zu ihr sagen sollte. Dann ging die Tür auf.
    Und da stand sie vor mir, schlank, klein, das schwarze Haar lang und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie trug Bürokleidung, hatte die Bluse aber noch nicht ganz zugeknöpft, und abgetragene Stiefel an den Füßen. Als sie mich sah, schlug sie die Hand vor den Mund. Eine Sekunde später packte sie mein Hemd mit den Fäusten und zog mich an sich.
    »Ich habe mich schon gefragt, wie lange es wohl noch dauert, bis du den Weg herfindest.«
    Sie betrachtete eingehend mein Gesicht, die Augen, dann drehte sie sich um, ging den Flur entlang und rief mir über die Schulter zu, dass ich reinkommen sollte.
    In der Küche roch es nach Toast und Kaffee. Sie nahm eine Tasse von der Spüle, schenkte ein, gab sie mir, lehnte sich an den Tresen und sah mich kühl an.
    »Du wirst grau.«
    »Ja.«
    »Und du hast Falten.«
    »Aber darunter bin ich noch ganz der Alte.«
    »Ganz der Alte? Nach acht Jahren nicht mehr, Johnny. Ich bin jedenfalls nicht mehr ganz die Alte.«
    Wir schwiegen beide, da keiner wusste, wie er die bleierne Barriere der Zeit, die zwischen uns stand, wegschieben sollte. Schließlich sagte ich das, was sie vielleicht von mir erwartete, dass ich es sagte.
    »Es tut mir leid.«
    Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck der Fassungslosigkeit an. »Was?«
    »Ich weiß, ich habe dir wehgetan, als ich gegangen bin …«
    »Ist dir klar, wie jämmerlich sich das anhört? Wehgetan. Es hat mir nicht wehgetan, ich war verdammt noch mal am Boden zerstört.«
    »Du weißt, warum ich gehen musste. Wir haben darüber geredet …«
    »Du Arschloch. Tu bloß nicht so, als hätten wir irgendeine Art Diskussion geführt. Das
Reden
bestand darin, dass du mir vorgeheult hast, wie unglücklich du bist, und ich dir versichert habe, wie sehr ich dich liebe, damit du nicht gehst. Und was hat es genützt? Haben sich deine Probleme in Luft aufgelöst? Geht es Stan heute besser? Ist alles wieder in Ordnung gekommen?«
    »Nein.«
    »Was? Ich hab dich nicht verstanden.«
    »Nein. Es war ein riesengroßer Fehler.«
    Marla holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Weißt du, wie viele Nächte ich deinetwegen geheult habe? Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie einsam ich mich fühlte?«
    Ich legte die Arme um ihren Oberkörper. Sie ließ ihre einfach hängen, legte jedoch den Kopf an meine Brust und fuhr leise fort.
    »Ich wusste, dass du das machen würdest. Einfach eines Tages wieder aufkreuzen … Herrgott, ich fühle mich, als würde es mich zerreißen.«
    »Soll ich gehen?«
    Sie schwieg eine Weile. Als sie fortfuhr, klang

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