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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Holz posierte, neben der ein Schild mit der Aufschrift
San Diego
stand. Ein Urlaubsschnappschuss. Nichts Bemerkenswertes. Abgesehen davon, dass es das exakte Gegenstück zu dem Foto war, das ich vor einigen Wochen in der Truhe meines Vaters gefunden hatte. Auf diesem war Marla an seiner Stelle zu sehen, aber Ort und Hintergrund waren derselbe.
    Auf dem Foto sah Marla ein paar Jahre jünger aus als jetzt. Sie lachte, als hätte die Person hinter der Kamera gerade einen Witz gemacht.
    Es konnte Zufall sein. Durch einen unglaublichen Zufall hätten sie beide, jeder für sich, nach San Diego fahren können und ein Foto an ein und derselben Stelle aufnehmen können. Aber so war es nicht. Es war kein Zufall. Das wusste ich, als ich das Bild sah. Sie waren sich zu ähnlich.
    Was war es dann? Ein gemeinsamer Ausflug? Vielleicht musste mein Vater eine Maklerkonferenz besuchen und hatte Marla mitgenommen, als Dankeschön dafür, dass sie ihm hin und wieder mit Stan half. Hätte es sich um einen anderen als ihn gehandelt, hätte ich sofort vermutet, dass das Foto der Beweis für eine Affäre wäre, ein heimliches Wochenende fern von Oakridge. Aber nicht mit meinem Vater. Das war vollkommen ausgeschlossen.
    Doch als ich das Foto in dem Licht betrachtete, das von der Veranda hinter mir herüberschien, konnte ich nicht verhindern, dass ich die kleinen, kalten Füße des Misstrauens durch einen dunklen Flur in meinem Innern trippeln hörte. Warum hatten weder mein Vater noch Marla je einen Ausflug erwähnt, der sie so weit von Oakridge weggeführt hatte? Irgendwann hätte es doch sicher einmal in einer Unterhaltung zur Sprache kommen müssen? Es sei denn, es gab einen Grund für Heimlichkeiten.
    Natürlich hätte ich Marla fragen können. Was aber, wenn da
tatsächlich
etwas gewesen wäre? In den Jahren, als ich fort war. Und wenn dem so war, wollte ich gar nichts davon wissen. Ich wäre im Moment einfach nicht imstande, mit dieser zusätzlichen emotionalen Belastung fertigzuwerden. Und nach allem, was sie mir heute über Bill und Gareth gebeichtet hatte, wäre die Frage nach einer sexuellen Beziehung mit meinem Vater möglicherweise auch für Marla einfach zu viel gewesen.
    Und so faltete ich das Foto, steckte es in die Brieftasche und warf den Rest der Unterlagen weg, die herausgefallen waren. In dieser Nacht kuschelte sich Marla im Bett an meinen Rücken und legte mir die Arme fest um die Brust, als könnte sie auch nicht einen Zentimeter Luft zwischen uns ertragen.
     
    Am nächsten Tag fuhren Stan und ich vor der Arbeit nach Empty Mile. Ich wollte die Erde der Probe, die mir der Chemiker gegeben hatte, mit der um die angeblichen Zaunpfostenlöcher herum vergleichen, die mein Vater und Gareth gegraben hatten.
    Wir machten einen Abstecher zur Hütte, holten einen Spaten und gingen die Wiese hinab zu den Bäumen, bis wir zu einem der Löcher kamen. Stan stand stirnrunzelnd darüber.
    »Das ist ein echt sauberes Loch. Viel zu dünn für einen Spaten.«
    »Er hat es mit einem Bohrer für Zaunpfosten gebohrt.«
    Stan ging in die Hocke und sah hinein. »Kein Wasser.«
    Er legte sich auf den Boden und streckte den Arm in das Loch.
    »Ich kann gerade noch den Boden berühren.«
    Er klaubte mehrere Händevoll Erde heraus und häufte sie neben dem Loch auf – eine lockere Mischung aus Sand und Kies. Ich öffnete den Plastikbeutel, holte ebenfalls eine Handvoll heraus und ließ sie neben die Mischung bei dem Loch rieseln. Beide unterschieden sich auf den ersten Blick nicht voneinander.
    Als ich den Beutel wieder zumachte, spürte ich, wie Stan mich am Ärmel zog. Ich blickte auf und sah, dass er auf einen kleinen Busch wenige Schritte von dem Loch entfernt zeigte. Die Blätter waren matt und graugrün. Ich wusste nicht, um was für eine Pflanze es sich handelte, aber auf dem staubigen Boden rings um sie herum lagen kleine rosa Blütenblätter verteilt; einige hatte es bis an den Rand des Lochs geweht. Stan klopfte auf den Beutel.
    »Dieselben Blüten, Johnny.«
     
    Als wir vormittags zur Lagerhalle von Plantasaurus kamen, sah sie aus wie immer. Es war ein schöner Tag, der Himmel klar, und wir bereiteten uns auf ein solides Tagwerk vor. Aber als wir aus dem Pick-up ausstiegen, sahen wir, dass das Wellblech der Schiebetür um das Schloss herum verbogen war und die Tür selbst einen Spalt offen stand. Wegen unserer Pflanzen achteten wir eigentlich immer peinlich genau darauf, dass abgeschlossen war, und darum wussten wir beide gleich,

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