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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Aber ich war nicht wütend auf sie. Wie konnte ich? Wie sie sagte, ich wusste von ihrer Vergangenheit. Und ich wusste, dass ich für diese Vergangenheit mitverantwortlich war. Doch selbst wenn ich nicht eine gewisse Mitverantwortung an dem Leben getragen hätte, das sie führen musste, hätte ich sie in dem Moment, als sie so vor mir stand, nicht hassen können. Die Angst, mich zu verlieren, stand ihr einfach zu deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Und darum bekam ich keinen Wutanfall und machte ihr keine Vorwürfe, sondern nahm sie im Sonnenlicht des Spätnachmittags im Garten des Hauses, das sie so sehr liebte und bald verlassen musste, in die Arme und versuchte, die Saat des Unglücks, die mein Egoismus vor acht Jahren gesät hatte, irgendwie zu akzeptieren. Später setzten wir uns wieder, tranken unser Bier und redeten über Gareth und das Video.
    »Die Frage bleibt, warum? Warum hat er es aufgenommen?«
    Marla zuckte die Achseln. »Das kann nichts mit uns zu tun haben. Es zeigt uns beim Sex, nicht bei einem Seitensprung. Was hätten wir also zu befürchten? Aber ich weiß, dass es zwischen Pat und Gareth böses Blut gab.«
    »Ich wusste gar nicht, dass sie sich kannten.«
    »Pat hatte einen Hund, einen großen Labrador, der sie überallhin begleitete, nie angeleint, schon ein bisschen alt und träge. Sie liebte diesen Hund. Vor etwa einem Jahr hat Gareth seinen Vater durch die Altstadt geschoben. Sie trafen Pat, und der Hund bellte den Rollstuhl an und machte dem alten Mann richtig Angst. Ein schwerer Fehler, denn ein paar Tage später überfuhr ihn Gareth mit seinem Jeep. Das war natürlich ein ›Unfall‹, aber …« Marla zuckte die Achseln. »Pat wusste, dass er es vorsätzlich getan hatte, und hasste ihn seither.«
    »Vor einem Jahr? Ich glaube nicht, dass Gareth so lange wartet. Und er hat keinen materiellen Vorteil davon. Was, wenn das Video ein Erpressungsversuch war, der schiefgegangen ist? Gareth dachte vielleicht, er könnte Bill damit zwingen, die neue Straße durch den Stadtrat zu pauken.«
    »Ich glaube nicht, dass Bill diese Macht besitzt. Darüber muss der Ausschuss für Ressourcen und Entwicklung entscheiden.«
    »Dem er angehört.«
    »Er ist der Vorsitzende, aber es gibt noch sechs weitere Mitglieder.«
    »Er hätte doch sicher einen gewissen Einfluss geltend machen können.«
    »Vielleicht.«
    Marla schien nicht überzeugt zu sein.
    »Worum es auch immer gehen mag«, fuhr ich fort, »Gareth führt etwas im Schilde. Und dabei geht es nicht nur um Bill oder Pat. Diese Verbindung zwischen ihm und meinem Vater kommt immer wieder zur Sprache. Wie bei der Elephant Society. Chris Reynolds hat auf ihr gemeinsames Interesse an der Geschichte von Empty Mile hingewiesen. Aber Gareth hat das nie auch nur erwähnt. Und die Sache mit den Proben – er und mein Vater haben irgendwo nach Gold geschürft und waren so aufgeregt deswegen, dass sie eine Analyse machen ließen. Glaubst du nicht, das hätte er inzwischen einmal erwähnen können? Stattdessen liegt er mir damit in den Ohren, dass er Empty Mile kaufen will …«
    Wir blieben noch eine Weile draußen sitzen, dann gingen wir rein, lockten Stan vom Fernseher weg und aßen zu Abend.
    Den Rest des Abends schleppten wir Möbel herum, packten Geschirr in Zeitungspapier und verpackten Marlas Habseligkeiten in Kartons. Marla warf eine Menge Sachen weg. Als es längst dunkel war, ging ich mehrmals mit schwarzen Abfallsäcken voller Papier und Plunder zu der Schuttmulde.
    Die Seiten der Mulde waren so hoch, dass ich die Tüten anheben und halb darüberwerfen musste. Bei einer verschätzte ich mich mit dem Schwung und knallte sie gegen die Kante. Die Tüte platzte auf, ein kleiner Erdrutsch an Papieren ergoss sich auf das Gras am Straßenrand. Ich war müde und wollte das Durcheinander im ersten Moment einfach liegen lassen, wusste aber, der kleinste Windhauch in der Nacht würde alles die Straße entlangwehen. Also bückte ich mich und hob haufenweise alte Prospekte, Zeitschriften, Rechnungen und Kreditkartenabrechnungen hoch, die ich in die Überreste des Plastiksacks zurückstopfte. Als ich etwa die Hälfte geschafft hatte, sah ich zwischen den Seiten eines alten Computerhandbuchs die Ecke einer Fotografie herausragen.
    Ich war neugierig, was für Fotografien Marla da wegwarf, daher zog ich sie heraus und sah sie mir an. Mein Herz schlug schlagartig schneller, als ich sah, dass es sich um ein Foto von Marla handelte, die vor dem Eingang einer Achterbahn aus

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