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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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alte Pacht- und Kaufverträge hingen. Alles machte einen nostalgischen, gemütlichen Eindruck, und ich bewunderte das antike Dekor eine Weile. Ich betrachtete auch die drei Fotografien an der Wand hinter ihm, aber es dauerte eine Weile, bis mir aufging, worum es sich handelte. Luftaufnahmen in Schwarz-Weiß. Eine andere Gegend, aber dieselbe Größe, dieselben Grautöne wie bei dem Foto, das mein Vater Stan und mir so stolz gezeigt hatte. Rolf bemerkte meinen Blick.
    »Büro der Landverwaltung. Die haben das Land hier abfotografieren lassen. Katalogisierung aus der Luft. Damit wollten sie ermitteln, ob sie mehr Land in öffentlichen Besitz bringen sollten oder ob sie was losschlagen konnten, was ökologisch bedeutungslos war. Einer ihrer Vermesser hat sich eine Weile in Oakridge aufgehalten. Wir haben ihm ein wenig mit unseren Kenntnissen über die hiesigen Verhältnisse geholfen, und als Dankeschön hat er uns ein paar der Fotos geschenkt.«
    »Wann war das?«
    »April. Dein Vater war fasziniert davon. Ich glaube, er hat den Mann sogar besucht, um mit ihm darüber zu reden.«
    »Ist er noch in Oakridge?«
    »Nein, der reist herum, kommt aber manchmal nach Burton, glaube ich. Ich habe seine Karte hier, wenn es dich interessiert.«
    Rolf suchte in seiner Schreibtischschublade und reichte mir schließlich die Visitenkarte eines Vermessers namens Howard Webb. Ich stand auf und wollte gehen. Rolf erhob sich ebenfalls, beugte sich über den Schreibtisch, schüttelte mir die Hand und sagte mir, wenn er mir mit irgendetwas behilflich sein könnte, sollte ich es ihn einfach wissen lassen.
    Als ich gerade hinausgehen wollte, fiel mir noch etwas ein; ich blieb stehen. »Wissen Sie zufällig, wer der Steuerberater meines Vaters war?«
    Rolf lachte liebenswürdig. »Du bist mir sicher nicht böse, wenn ich dir sage, dass dein Vater nicht besonders geschickt war in Gelddingen. Wenn jemand einen Steuerberater gebraucht hätte, dann er. Aber er hatte keinen. Jedenfalls soweit ich weiß. Aber wenn man mit jemandem zusammenarbeitet, weiß man so etwas. Er hatte keinen Steuerberater.«

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    Kapitel Dreiundzwanzig
    Vor Marlas Haus stand eine kleine Schuttmulde auf der Straße, halb voll mit allem, das sie wegwerfen wollte. Im Inneren des Hauses herrschte eine trostlose Atmosphäre. Im Wohnzimmer stapelten sich die Möbelstücke, die sie bei einer Haushaltsauflösung verkaufen wollte; das Schlafzimmer, das mein Vater und Pat genutzt hatten, war mit Sachen vollgestellt, die sie behalten wollte, und im ganzen Haus wimmelte es von offenen, halb gepackten Kartons. Von der Gemütlichkeit, die dieses Haus zehn Jahre lang gekennzeichnet hatte, war nichts mehr zu spüren.
    Stan sah sich Superhelden-Trickfilme im Fernseher an, den Marla noch nicht abgeklemmt hatte, während sie und ich mit zwei Flaschen Bier in dem kleinen Garten hinter dem Haus saßen und die letzten Sonnenstrahlen genossen.
    Ich erzählte ihr von meinen Ausflügen nach Burton und zum See und zeigte ihr die beiden Metallschienen – eine von dem Baum, die andere aus Davids Werkstatt. Sie nahm sie, wog sie in den Händen und betrachtete sie mit gesenktem Kopf. Ich erklärte ihr, was der Fund meiner Meinung nach bedeutete.
    »Die kann man so nirgends kaufen. Gareths Vater ist der Einzige, der sie herstellt. Gareth hat sich vermutlich eine genommen, an den Baum genagelt und die Kamera daran befestigt, bevor wir dorthin kamen. Dann hat er sie vermutlich einfach eingeschaltet und ist gegangen. Die laufen gute zwei Stunden. Ich begreif nur nicht, woher zum Teufel er wusste, wo wir hingehen würden. Ob Bill es ihm gesagt hat? Immerhin hat er die Stelle ausgewählt.«
    Marla sagte nichts. Ich war so damit beschäftigt, dieses Rätsel zu lösen, dass ich es kaum bemerkte.
    »Aber das ergibt keinen Sinn. Bill und Gareth reden nicht einmal miteinander, und Bill hätte nie zugelassen, dass Gareth so etwas über ihn in die Finger bekommt. Und damit sind wir wieder bei der Frage, wie Gareth gewusst haben kann, wo er die Kamera befestigen musste.«
    Ich seufzte und strich mir mit der Hand über das Gesicht.
    »Es muss Gareth gewesen sein, aber wie? Woher zum Henker wusste er, wo wir sein würden?«
    Schließlich hob Marla den Kopf, und ich sah, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Als sie sprach, waren ihre ersten Worte so leise, dass ich sie kaum verstand. »Gareth wusste es, weil er die Stelle ausgesucht hat. Er hat mir befohlen, dass ich Bill dorthin führen soll.«
    »Was

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