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Ende eines Sommers

Ende eines Sommers

Titel: Ende eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Pilcher
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Schritte weiter, wo ein Stapel säuberlich gefalteter Kleider auf ihn wartete, ließ das Surfbrett fallen und fischte ein verschossenes College-Sweatshirt aus dem Stapel. Ich blickte wieder in seine Richtung, und als sein Gesicht in der Halsöffnung seines Sweatshirts erschien, sah er mich direkt an. Entschlossen hielt ich seinem Blick stand.
    Er schien amüsiert. „Hi“, sagte er.
    „Hallo.“
    Er zog sein Sweatshirt über die Hüften. „Willst du ’ne Zigarette?“
    „Ja, gern.“
    Er bückte sich, nahm ein Paket Lucky Strike und ein Feuerzeug aus einer Tasche, schnippte zwei Zigaretten hoch, zündete sie beide an und ließ sich dann neben mir nieder. Bequem streckte er sich in voller Länge aus und lehnte sich auf die Ellenbogen zurück. Seine Beine, sein Hals und sein Haar waren hell, mit Sand bestäubt, er hatte blaue Augen und das saubere, frischgewaschene Aussehen, das auf dem Campus amerikanischer Universitäten immer noch so häufig zu finden ist.
    „Du hast den ganzen Nachmittag hier herumgesessen“, sagte er. „Ab und zu bist du mal schwimmen gegangen.“
    „Ich weiß.“
    „Warum hast du nicht bei uns mitgemacht?“
    „Ich habe kein Surfboard.“
    „Du könntest dir eins besorgen.“
    „Kein Geld.“
    „Dann borg dir eins.“
    „Ich kenne niemanden, von dem ich eins borgen könnte.“
    Der junge Mann zog die Stirn kraus. „Du bist Engländerin, oder?“
    „Ja.“
    „Zu Besuch?“
    „Nein, ich lebe hier.“
    „In Reef Point?“
    „Ja.“ Ich deutete zu der Reihe verblichener, mit Schindeln verkleideter Häuschen, die hinter dem Bogen der Dünen gerade noch zu sehen waren.
    „Wie kommt’s, daß du hier lebst?“ „Wir haben ein Strandhaus gemietet.“
    „Wer ist ‚wir’?“
    „Mein Vater und ich.“
    „Wie lange seid ihr schon hier?“
    „Seit dem Frühling.“
    „Aber ihr bleibt nicht den Winter über.“
    Das war eher eine sachliche Feststellung als eine Frage.
    Niemand blieb den Winter über in Reef Point. Die Häuser waren nicht dafür, gebaut, Stürmen zu widerstehen, die Zugangsstraße wurde unpassierbar, die Telefonleitung umgeweht, die Elektrizität fiel aus.
    „Ich glaube doch. Wenn wir nicht beschließen weiterzuziehen.“
    Er runzelte die Stirn. „Seid ihr Hippies oder so was?“
    Ich wußte, wie ich gerade aussah, und konnte ihm diese Frage nicht verdenken.
    „Nein. Mein Vater schreibt Filmdrehbücher und solches Zeug fürs Fernsehen. Aber er haßt Los Angeles so sehr, daß er sich weigert, dort zu leben, darum … haben wir das Strandhaus gemietet.“
    Er schien fasziniert. „Und was machst du?“
    Ich nahm eine Handvoll Sand, ließ ihn, grob und grau, durch meine Finger rieseln.
    „Nicht viel. Ich kauf Essen und leere die Mülltonne aus und versuche, den Sand aus dem Haus zu fegen.“
    „Ist das dein Hund?“
    „Ja.“
    „Wie heißt er?“
    „Rusty.“
    „Rusty. Hey, Rusty, alter Junge!“ Rusty nahm seine Annäherungsversuche mit einem Nicken zur Kenntnis, das einer königlichen Hoheit alle Ehre gemacht hätte, und starrte dann weiter aufs Meer hinaus. Um seinen Mangel an guten Manieren wettzumachen, fragte ich: „Bist du aus Santa Barbara?“
    „Mhm.“ Aber der Junge wollte nicht über sich sprechen. „Wie lange lebst du schon in den Staaten? Du hast immer noch einen schrecklich britischen Akzent.“
    Ich lächelte höflich über diese Bemerkung, die ich schon viele Male vorher gehört hatte. „Seit meinem vierzehnten Lebensjahr. Sieben Jahre.“
    „In Kalifornien?“
    „Überall. New York. Chicago. San Francisco.“
    „Ist dein Vater Amerikaner?“
    „Nein. Es gefällt ihm einfach hier. Zuerst kam er vor allem, weil er einen Roman geschrieben hatte, der von einer Filmgesellschaft gekauft wurde. Er ging nach Hollywood, um das Drehbuch zu schreiben.“
    „Im Ernst? Habe ich von ihm gehört? Wie heißt er?“
    „Rufus Marsh.“
    „Du meinst ‚Morgen ist auch noch ein Tag’?“ Ich nickte. „Junge, Junge, ich habe es von vorn bis hinten verschlungen, als ich noch auf der High-School war. Meine gesamte Sexualaufklärung hatte ich aus diesem Buch.“ Er sah mich mit neuem Interesse an, und ich dachte, daß es doch immer das gleiche war. Sie waren freundlich und ganz nett, nie aber interessiert, bis ich „Morgen ist auch noch ein Tag“ erwähnte.
    Ich nehme an, es hat etwas mit meinem Aussehen zu tun, denn meine Augen sind hell wie Silbermünzen, meine Wimpern ziemlich farblos, und mein Gesicht wird nicht braun, sondern ist übersät mit

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