Ende Gelände
startete er mit seinem Propellerflugzeug Richtung Florida, setzte jedoch auf halber Strecke einen Notruf ab, in dem er behauptete, seine Windschutzscheibe sei implodiert und habe ihn schwer verletzt. Er schaltete den Autopiloten ein und sprang mit einem Fallschirm aus dem Cockpit, machte sich gleich nach der Landung auf den Weg zu einer Garage in Alabama, in der er sein Motorrad und etwas Geld deponiert hatte, und fuhr in den Sonnenuntergang.
Alles hätte so perfekt sein können, wären nicht Militärjets nach einem Alarmstart zur Rettung seines »beschädigten« Flugzeugs aufgestiegen und hätten dieses unversehrt und mit geöffneter Cockpittür fröhlich durch die Luft gleitend vorgefunden. Als es in Nordflorida in Sichtweite von Wohngebäuden eine Bruchlandung machte, bestätigten die Ermittler, dass es keinen Hinweis auf eine Verletzung des Piloten gebe. Stattdessen fand man Landkarten und Campingführer, deren Seiten über Alabama und Florida herausgerissen waren.
Schrenker hatte währenddessen große Schwierigkeiten damit, sich unauffällig zu verhalten. Eine Reihe von abwegigen Geschichten und Barzahlungen erregte das Misstrauen derjenigen, die ihm begegneten, und nach ein paar Anrufen der Polizei bei örtlichen Campingplätzen wurde das Zelt des Flüchtigen in Quincy, Florida, ausfindig gemacht. Im Moment sitzt Schrenker eine Haftstrafe in Zusammenhang mit dem Flugzeugabsturz und wegen Finanzbetrügereien ab.
EIN SCHICKSAL SCHLIMMER ALS DER TOD
Angesichts erdrückender Schulden täuschen immer wieder Unternehmer ihren eigenen Tod vor, um unerwünschten Zahlungen zu entgehen. Zwei Männer jedoch, dies- und jenseits des Atlantiks, bewiesen außerordentliche Hingabe, als sie wegen relativ mickriger Bußgelder ihren eigenen Tod inszenierten.
Im Jahr 2007 erhielt der unglückliche Autofahrer Shafkat Munir aus Lancashire drei Verwarnungen wegen Geschwindigkeitsüberschreitung und eine Forderung in Höhe von 180 Pfund. Um diese Zahlung zu vermeiden, gab er sich als ein Freund aus und informierte die Polizei darüber, dass Shafkat fünf Jahre zuvor in Pakistan verstorben sei. Er fälschte sogar eine Sterbeurkunde in holprigem Urdu. Als Polizisten die Videoaufzeichnungen der Verkehrsüberwachung untersuchten, stellten sie jedoch eindeutig fest, dass es sich bei dem Mann hinter dem Steuer um den Verstorbenen handelte. Als sie ihn auf seinem Handy anriefen, gestand er seine wahre Identität. Er wurde zu einem Jahr Haft verurteilt und mit 18 Monaten Fahrverbot belegt. »Ich habe noch nie jemanden solch einen Aufwand betreiben sehen«, äußerte sich ein Vertreter der lokalen Behörde für Verkehrssicherheit. »Munir hatte vor dieser Reihe an Vorfällen keine Eintragungen in der Verkehrssünderdatei und hätte auch jetzt weiterhin fahren dürfen.«
Ungefähr zur selben Zeit fluchte Corey Taylor aus Chicago, Illinois, über sein defektes Handy und überlegte sich eine Möglichkeit, wie er aus seinem Zweijahresvertrag aussteigen könnte, ohne die Strafgebühr von 175 Dollar zahlen zu müssen. Da kam ihm die einzig sinnvolle und auch völlig naheliegende Idee, seinen eigenen Tod vorzutäuschen. »Ich dachte: ›Was habe ich denn zu verlieren außer einem Handy, das mich wahnsinnig macht?‹«, erklärte er später, nachdem der entsprechende Telefonanbieter nicht auf die gefälschte Todesurkunde hereingefallen war, der ihm per Fax zugestellt worden war.
NETTER VERSUCH
Seinen eigenen Tod zu fingieren ist ein ziemlich ehrgeiziges Unterfangen, aber die meisten werden zumindest dadurch belohnt, dass der Nachricht von ihrem tragischen Tod wenigstens vorübergehend Glauben geschenkt wird. Nicht so beim amerikanischen Hedgefondsmanager Samuel Israel III., der im Jahr 2008 seinen Selbstmord inszenierte, um einer 20-jährigen Haftstrafe wegen Betrugs im Umfang von 450 Millionen Dollar zu entgehen.
Die Geschichte war hübsch arrangiert: Man fand sein Auto verlassen auf der Brücke über den Hudson River. In den Staub auf der Kühlerhaube waren die Worte »Suicide is Painless« geschrieben – zufälligerweise der Titelsong der beliebten Fernsehserie M*A*S*H . Israel war nirgends zu sehen.
Aber das FBI ging ihm nicht auf den Leim. Warum nicht? Erstens, weil die »Abschiedsnachricht« mit Kiefernnadeln bedeckt war, von denen es in Israels Auffahrt viele gab, aber keine auf der Brücke. Zweitens hatte niemand einen Sprung ins Wasser bemerkt. Stattdessen hatten Zeugen beobachtet, wie ein Mann von einem zweiten Auto auf der Brücke
Weitere Kostenlose Bücher