Ende Gelände
Doch statt einer Bewährungsstrafe wegen seiner Passbetrügerei wurde er nun für vier Jahre inhaftiert, da er »außergewöhnliche Anstrengungen unternahm, um aus einer nationalen Tragödie Profit zu schlagen«.
Kaum zu fassen, aber dabei war er tatsächlich nicht der Einzige. Dorothy Johnson und ihre Tochter Twila McKee wurden im August 2003 verhaftet und wegen Versicherungsbetrug und versuchtem Diebstahl angeklagt, nachdem sie vorgegeben hatten, Johnson sei im World Trade Center ums Leben gekommen. Sie hatten versucht, eine Summe von insgesamt 135 000 Dollar aus einer Lebensversicherung und damit in Zusammenhang stehenden Leistungen geltend zu machen. Die beiden waren aber offenbar keine Profis: Johnson hinterließ nicht nur auf dem Brief, mit dem sie die Versicherung über ihr eigenes Ableben informierte, Fingerabdrücke. Sie vergaß anscheinend auch, dass sie ihrer Versicherung einen Autounfall gemeldet hatte, der sich zwölf Tage nach den Anschlägen ereignet hatte.
BERÜHMTE LETZTE WORTE
»Sterbe ich oder habe ich Geburtstag?«
So sprach die 85-jährige LADY ASTOR (1879–1964), als sie auf ihrem Sterbebett erwachte und ihre Familie um das Bett versammelt fand. Sie war das erste weibliche britische Parlamentsmitglied und bekannt für ihren Sprachwitz. Zum Thema Frauenrechte tat sie den berühmten Ausspruch: »Wir wollen keine Überlegenheit, denn die hatten wir schon immer; wir fordern Gleichberechtigung.«
MIT ALLEN WASSERN GEWASCHEN
Im November 1974 merkte der britische Labour-Politiker John Stonehouse, dass er in der Bredouille saß. Sein politisches Glück drohte ihn zu verlassen, er hatte sich auf »kreative Buchführung« verlagert, um seine diversen angeschlagenen Unternehmen am Leben zu erhalten, er hatte eine außereheliche Affäre mit seiner Sekretärin und er wurde beschuldigt – zu Recht, wie sich später herausstellte –, als Spion für die Sowjets tätig zu sein.
Der Abgeordnete kam zu dem Schluss, dass die Figur »John Stonehouse« ein totaler Reinfall war, und konzentrierte sich daher darauf, eine neue Identität anzunehmen. Er nahm den Namen Joseph Markham an, der verstorbene Ehemann einer Frau aus seinem Wahlbezirk, und übte ausführlich die Rolle einer »ehrbaren« Person, bevor er den ehrgeizigen Versuch wagte, seine Identität für immer zu wechseln.
Am 20. November 1974 hinterließ Stonehouse am Miami Beach einen Haufen Kleidung und verschwand, wodurch die Polizei verständlicherweise davon ausging, er sei ertrunken. In Wirklichkeit war er mit seiner Sekretärin in Australien, nachdem er sich unter seinem neuen Namen einen Pass hatte ausstellen lassen. Obwohl ein komplexer Finanzbetrug erforderlich war, damit er an sein Erspartes kam, erweckten Stonehouses Transaktionen nur deshalb Misstrauen, weil ein australischer Bankangestellter in ihm den Flüchtigen Lord Lucan erkannt haben wollte, der zwei Wochen zuvor auf mysteriöse Weise verschwunden war!
John Stonehouse wurde an Heiligabend 1974 in Australien verhaftet und im darauffolgenden Sommer nach Großbritannien ausgeliefert. Er wurde wegen Betrugs zu sieben Jahren Haft verurteilt, was seine geplagte Ehefrau endlich zu dem Entschluss brachte, die Scheidung einzureichen. Nach seiner Freilassung heiratete er seine ehemalige Sekretärin. Bis zu seinem Tod im Jahr 1988 war er politisch tätig.
»Ich habe nichts gegen Bestatter persönlich. Ich würde nur nicht wollen, dass sie meine Schwester bestatten.«
JESSICA MITFORD, Autorin, Journalistin und »Mitford-Schwester«
KOPF IN DEN WOLKEN
Während bei den meisten fingierten Todesfällen der »Verstorbene« spurlos verschwindet, wäre die folgende Geschichte wegen ihrer Dramatik, Verwegenheit, aber auch Dummheit geeigneter Stoff für einen Hollywoodstreifen.
Bis 2007 war Marcus Schrenker ein wohlhabender Investmentberater aus Indiana, der sich allerlei Luxus leisten konnte, von dem andere nur träumen: unter anderem eine Sammlung teurer Autos, ein Privatflugzeug und ein Model zur Ehefrau. Doch im Jahr 2008 begann sich sein Blatt zu wenden, als er von mehreren Kunden beschuldigt wurde, sie bewusst falsch beraten zu haben. Im Lauf des Jahres wurde sein Haus durchsucht, er wurde vor Gericht gebracht und anschließend wegen rechtswidriger Handlungen verurteilt. Im Dezember reichte seine Frau die Scheidung ein, da sie entdeckt hatte, dass er eine Affäre gehabt hatte.
Um dieser Abwärtsspirale zu entkommen, fasste Schrenker einen scheinbar genialen Plan. Anfang Januar 2009
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