Ende (German Edition)
Sonderpreis machen, Profikonditionen sozusagen. Dreimal die Woche wäre das gewesen, aber ich kann nicht dreimal die Woche in die Stadt fahren.»
«Wenn du das nicht kannst, wer dann?», will Amparo wissen. «Du hast keine Kinder, du arbeitest nicht. Ich meine, du hast keinen Job und keine festen Arbeitszeiten.»
«Aber ich muss mich um den Haushalt kümmern. Wenn Hugo nach Hause kommt, muss alles picobello sein. Der Arme arbeitet so viel, der macht sich noch ganz kaputt.»
«Sei doch nicht so naiv!», empört sich Amparo. «Das sagen sie alle: dass sie so viel arbeiten, dass sie einen schrecklichen Arbeitstag hatten, bla, bla, bla. Aber wenn man ihnen diese Arbeit wegnehmen würde, wüssten sie nicht mehr, was sie mit sich anfangen sollen. Die haben doch Spaß bei ihrer Arbeit! Haben ihre Kollegen, ihre Sekretärinnen. Nicht alle, okay, aber ich weiß, wovon ich spreche. Bei der Arbeit sind sie wer, ich würde sogar behaupten, dort haben sie mehr Freiheit als …»
«Mein Gott, Amparo!», mischt sich Ibáñez ein. «Ein hübsches Paradox, das du da anführst. Aber findest du nicht, du schießt etwas übers Ziel hinaus? Meine Freiheit besteht darin, erst zu Gráficas Carrasco und dann zu Rovirosa Laboral zu gehen, statt umgekehrt.»
«Du weißt ganz genau, dass ich recht habe. Auf deinen Vertretertouren machst du bestimmt des Öfteren in einem Bordell halt.»
«Glücklicherweise verläuft meine essenziell urbane Route fernab dieser Sandbänke der Landstraße, dieser Skylla und Charybdis. Man sollte das schwache Fleisch nicht dem Gesang der Sirenen und ihrer mafiösen Hintermänner aussetzen.»
«Stimmt das, Ginés?», fragt María. «Hast du tatsächlich so viel Spaß bei der Arbeit?»
«Sagen wir so: Ich könnte nicht ohne. Zumindest nicht bei meinem Lebensstil.»
«Unserem Lebensstil, Schatz, unserem», verbessert ihn María mit einem verschwörerischen Lächeln.
«Es ist schon frustrierend, diese Turteltäubchen zu sehen», sagt Ibáñez. «Offensichtlich sind sie immer noch in den Flitterwochen, obwohl sie gar nicht geheiratet haben. So viel Glück ist ja nicht auszuhalten.»
«Das hättest du wohl auch gern», mischt sich Amparo ein, «eine junge, hübsche Freundin, die dich liebt.»
«Ich habe überhaupt kein Problem damit zuzugeben, dass ich einen gewissen, nicht wirklich gesunden Neid empfinde. Aber Glück ist trotzdem ein verdummender oder zumindest einschläfernder Zustand. Geistig produktiver ist da schon das Begehren und vor allem der Verlust.»
«Dann muss dein kreativer Output ja industrielle Ausmaße haben.» Amparo hört nicht auf zu sticheln. «Weil Lust und Verlust, davon hast du ja mehr als genug.»
«Ich habe nicht ‹Lust› gesagt, sondern ‹Begehren›. Und was den Verlust angeht, das ist bestimmt nicht mein Problem.»
«Eben doch», setzt Amparo noch einen drauf und sieht Ibáñez direkt in die Augen. «Das weiß ich zufällig ganz genau.»
«Gar nichts weißt du!», schreit Ibáñez plötzlich so laut, dass alle erschrecken.
Betretenes Schweigen tritt ein, hängt drückend in der Luft. Ibáñez sieht Amparo wütend an, schnaubt, nimmt einen Schluck, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Amparo weicht seinem Blick aus, ist angespannter und verstörter, als ihre gleichmütige Haltung vorgaukelt. Keiner wagt, etwas zu sagen.
«Was hast du für einen Lieferwagen?», fragt María schließlich, um die peinliche Stille zu beenden.
«Was?», fragt Ibáñez genauso überrascht wie alle anderen.
«Welches Modell? Welche Marke?»
Ibáñez öffnet den Mund, scheint etwas sagen zu wollen, aber dann lächelt er nur amüsiert.
«Was ist jetzt los?», fragt María ihrerseits überrascht.
Ibáñez hat seine ironisch-lockere Haltung wiedergefunden. Es scheint, als hätte er den Vorfall von eben völlig vergessen, aber ein aufmerksamer Beobachter würde bemerken, dass er es tunlichst vermeidet, Amparo anzusehen.
«Nichts. Ich dachte nur, diese Frage könnte auch von Rafa stammen, und ihm zu antworten wäre gefährlich, weil er dann den kompletten Katalog auflisten würde. Ich habe einen Fiat Ducato, das größte Modell. Sag mal, mehr interessiert dich nicht an mir? Traurig, wenn die wichtigste Eigenschaft eines Menschen sein Auto ist.»
«Ich würde gern mal wissen, wie du heißt, ich meine mit Vornamen», schaltet sich Cova ein und zieht mit einem Schlag alle Blicke auf sich. «Alle nennen dich Ibáñez, aber Ibáñez scheint mir nicht im Heiligenkalender zu stehen.»
«José
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