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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Monteagudo
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zu geben, du weißt schon, welche ich meine.»
    «Sei nicht so gemein, Rafa ist ein guter Kerl. Er ist nur manchmal …»
    «Schon gut, unser Freund kriegt sich schon wieder ein. Das schmalzige Gedudel der Schwedencombo wird ihn auf andere Gedanken bringen, dann ist diese sozialistisch-sarazenische Verschwörung bald vergessen.»
    «Du hast ja eine ganz schön scharfe Zunge.»
    «Seine PrivatkABBAla wird ihn glücklich machen, sein Mekka des schlechten Geschmacks.»
    «Na, na, so schlecht ist ABBA nun auch wieder nicht.»
    «Mag sein», räumt Ibáñez ein, «vielleicht kann ich einfach die Musik nicht von diesem schrecklichen Outfit trennen, diesem Glitzerzeug wie aus einem Science-Fiction-Porno. Außerdem hat er ja recht: Lasst uns westliche Musik hören, solange es noch geht. Bald stehen wahrscheinlich Pantoffeln vor jeder Tür, und drinnen recken sich Ärsche gen Westen.»
    «Pass bloß auf, dass die das nicht hören, das mit den Ärschen, meine ich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Betroffenen vernünftiger sind als Rafa, zumindest nicht, wenn ihre Religion verunglimpft wird.»
    «Da hast du natürlich recht. Ich mache mich ja auch nur über Rafa lustig, weil ich seine intolerante Haltung gerade live erlebt habe. Ansonsten bin ich natürlich deiner Meinung: Wir im Westen haben die Dummheit nicht für uns gepachtet.»
    Ginés und Ibáñez haben sich mit mehreren Zwischenstopps auf ein Trio zubewegt, das am anderen Tischende steht und plaudert: María, Cova und Amparo.
    «Das mit María, das war nur ein Vorwand, oder?», fragt Ginés und bleibt wieder stehen.
    «Selbstverständlich. Ich wollte dich aus den Fängen unseres gemeinsamen Freundes befreien. Unter Männern ist das Thema Auto in all seinen Varianten nur schwer auszurotten, wenn es erst mal wuchert. Das ist wie Krebs. Frauen hingegen sind immun gegen diese Krankheit.»
    «Ginés, wusstest du, dass Cova auch Modern Dance macht?», fragt María mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
    «Ich hab ein, zwei Kurse belegt, mehr nicht», beeilt sich Cova zu sagen, «und das ist auch schon wieder eine Weile her.»
    «Modern Dance, was war das noch mal?»
    «Die jüngste Evolutionsstufe in Sachen Tutu und Schwanenfedern», erläutert Ibáñez.
    «Verstehe», sagt Ginés und wendet sich an Cova.
    «Machst du auch Release-Technik ? María steht da total drauf.»
    Während Cova wiederholt, dass ihre Erfahrungen mit Tanz schon etwas weiter zurückliegen, sieht María Ginés in die Augen, mit einem merkwürdigen Blick, in dem sich ein Hauch verzückter Bewunderung mit dem gespielten Unmut mischt.
    «Schatz, du weißt doch ganz genau, dass ich Contact mache.»
    «Release führt automatisch zu Contact, sprich: Körperkontakt», sagt Ibáñez. «Ich hätte Angst um eine so attraktive Frau, schließlich wimmelt es da nur so von Sodomiten. Und Lesben natürlich.»
    «Du bist ja richtig besessen von dem Thema!», schnaubt Amparo genervt.
    «Und ich mag das Wort Sodomit nicht», springt ihr Cova mit einem missbilligenden Stirnrunzeln bei. «Ich finde es beleidigend.»
    «Ist doch nur eine Herkunftsbezeichnung», kontert Ibáñez. «Sagt man Salmantino statt Sodomit, gehen die Konnotationen flöten. Ich hoffe, hier ist niemand aus Salamanca.» Er sieht sich um.
    «Ich mache neuerdings Yoga», wechselt Amparo das Thema. «Den Kurs gibt eine Frau im Sportverein. Tut mir richtig gut. Früher waren meine Halswirbel immer irgendwie verrenkt.»
    «Und noch früher hat das der Henker behoben», witzelt Ibáñez, «was vielleicht ein bisschen drastisch war.»
    «Kannst du nicht mal aufhören mit diesen schlechten Witzen?», schleudert ihm Amparo schrill entgegen.
    «Nein.»
    «Wie viele Männer sind in deinem Yogakurs?», fragt Cova, um die Spannung zu lösen.
    «Männer? Gar keiner. Würde einer kommen, würden wir ihn nicht auffressen, aber es kommt keiner.»
    «Typisch Dorf», konstatiert Cova. «Bestimmt würde der eine oder andere Mann gern teilnehmen, aber sie trauen sich nicht, wegen der vielen Frauen.»
    «In meinem Studio sind auch Männer», erzählt María, «aber Frauen sind nach wie vor in der Mehrzahl.»
    «Ich würde gern in ein gutes Fitness-Studio gehen», gibt Cova zu. «Natürlich müsste ich erst mal einen Anfängerkurs machen. Ich hatte mal einen guten Lehrer, aus Villallana, das habe ich vorhin schon María erzählt, die kennt ihn nämlich auch, und der hat gesagt, ihm gefällt meine Art, mich zu bewegen, das solle ich ausbauen. Er wollte mir sogar einen

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