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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Monteagudo
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gesellt.
    Maribel antwortet nicht. Stattdessen geht sie zur Leiter, die Amparo gerade freigegeben hat. Maribels Körper ist sexy, aber flach und nicht sehr anmutig. Ohne ihr Hemd wirkt ihr kräftiger Hals noch kürzer.
    «Zum Glück haben wir jetzt Fahrräder», sagt Ginés. «Da müssen die Füße nicht mehr so leiden. Trotzdem, an deiner Stelle würde ich sie mit der Creme einreiben, die …»
    «Ich werde einfach dieselben Schuhe anziehen», fällt ihm Maribel ins Wort, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, «dann ist es gut.»
    Ginés verstummt, sieht Maribel besorgt an. Dann gibt er sich einen Ruck und ruft: «Auf geht’s! Alle Mann ins Wasser!»
    Er stößt sich vom Beckenrand ab und lässt sich auf dem Rücken treiben, entspannt, mit geschlossenen Augen, bis der Schwung nachlässt und er einen Armzug machen muss. Inzwischen ist auch Maribel ins Wasser gestiegen und schiebt angeekelt die länglichen gelben Blätter beiseite. Amparo stichelt gegen Nieves, weil sie sich nicht ins Wasser traut. Nieves nähert sich lustlos der Leiter, wo sie von Amparo nass gespritzt wird. Schaudernd weicht sie zurück. Aber sie lacht.
    «Wenn du nicht mehr spritzt, komm ich rein», sagt sie und trippelt auf der Stelle.
    «Du bist doch schon nass! Je länger du überlegst, desto schwerer wird’s.»
    Nieves überwindet sich und lässt sich an der Leiter herunter. Maribel taucht unter, um den Blättern und toten Wespen zu entkommen.
    «Da fällt mir was ein!», ruft Hugo plötzlich. «Sechs Leute, die nach dem Schwimmen eine Landstraße entlangradeln: Das ist wie in der Fernsehserie ‹Verano azul›!»
    Einige lachen, andere lächeln nur, aber alle sind amüsiert.
    «Und du bist ‹El Piraña›, der Piranha, oder was?», sagt Amparo.
    «Eher ‹El Pulpo›, die Krake», witzelt Nieves.
    «Wie könnt ihr in unserer Lage nur so rumalbern», beschwert sich Maribel.
    «Ich weiß noch einen Witz aus der Serie», fährt Hugo fort.
    «Der mit dem Schlumpf?», fragt Amparo. «Der ist uralt, und wenn du wieder erst das Ende erzählst, dann …»
    «Fick dich!», blafft Hugo.
    María stemmt sich geschickt am Beckenrand hoch, setzt sich und wringt ihr Haar aus. Sie lächelt über die Witzeleien. Ihr gebräunter, trainierter Körper im knappen schwarzen Bikini, ihr Tattoo und ihr dichtes lockiges Haar werden von den anderen mit einem bewundernden, ja neidischen Schweigen quittiert. Ginés ist der Einzige, der sie nicht ansieht, weil er ihr gerade den Rücken zukehrt. Schließlich spricht Hugo María an.
    «Wieso lachst du überhaupt? Die Serie lief doch lang vor deiner Zeit», sagt er mit abfälligem Blick. «Wahrscheinlich hörst du den Namen ‹Verano azul› zum ersten Mal.»
    María schüttelt weiterhin ihr Haar und lässt sich zu keiner Antwort herab.
    «Natürlich kennt sie die Serie!», mischt sich Amparo ein. «Sie wurde nämlich vor ein paar Jahren wiederholt.»
    María hält nach wie vor ihren Kopf schräg, fast horizontal, und wringt ihr Haar aus. Sie sieht nicht, dass Hugo aufgestanden ist und sich an sie heranschleicht, leise, mit schnellen Schritten, was wegen seines schwabbelnden Fetts an Brust und Hüften komisch wirkt.
    «Jetzt, wo du wieder trocken bist …»
    Er packt sie an der Taille, hebt sie hoch und dreht sie zum Becken, um sie ins Wasser zu werfen. María wehrt sich kurz, gibt den Widerstand aber schnell auf und arbeitet mit, um den Aufprall so schmerzlos wie möglich zu gestalten.
    Kaum ist sie untergetaucht, taucht sie schon wieder auf und hält sich am Beckenrand fest, mit gesenktem Kopf, als würde sie nachdenken. Dann atmet sie tief ein, schnaubend, fast seufzend.
    «Wenigstens raushelfen könntest du mir», sagt sie und streckt Hugo ihre Hand entgegen.
    Mit einem spöttischen Lächeln streckt Hugo ihr seine Hand hin und bückt sich ein wenig. María packt sein Handgelenk, spannt ihren Körper an und zieht, so stark sie kann. Hugo, der nicht mit diesem Angriff gerechnet hat, plumpst ins Wasser.
    «Geschieht dir recht!», spottet Nieves. «Immer auf die Kleinen!»
    Hugo ist noch im Wasser, während María längst wieder am Rand steht. Sie ist noch geschickter, noch schwungvoller, noch gekonnter aus dem Becken gestiegen als vorhin.
    «Wer hat das Shampoo?», fragt sie und wringt sich wieder ihre Haare aus.
    Amparo hat es, aber sie reagiert nicht, weil sie aufs Wasser starrt.
    «Hugo», sagt sie plötzlich mit ängstlicher Miene. «Er ist noch nicht aufgetaucht.»
    «Was sagst du da?», fragt Ginés

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