Enders Schatten
Schippe Zeuge geworden, als Bean Crazy Tom beraten hatte. Er hatte Bean in Aktion gesehen.
Schippe schob sein Pult beiseite, als Bean ihn fragte, ob sie eine Minute reden könnten. Wie bei Nikolai stieg Bean auf das Bett, um sich neben den gröÃeren Jungen zu setzen. Schippe kam aus Cagnes-sur-Mer, einer kleinen Stadt an der französischen Riviera, und er hatte noch die offene Freundlichkeit der Provence an sich. Bean mochte ihn. Alle mochten ihn.
Rasch erklärte Bean, um was Ender ihn gebeten hatte â obwohl er nicht erwähnte, dass es nur ein Nebenschauplatz sein würde. Niemand würde das tägliche Training für etwas aufgeben, das für den Sieg unwesentlich war.
»Du warst auf der Liste, die Ender mir gegeben hat, und ich würde gerne ⦠«
»Bean, was machst du da?«
Crazy Tom stand vor Schippes Bett.
Sofort erkannte Bean seinen Fehler. »Sir«, sagte Bean. »Ich hätte erst mit dir reden müssen. Aber diese Dinge sind mir neu, und ich habe einfach nicht nachgedacht.«
»Was ist dir neu?«
Wieder erklärte Bean, worum Ender ihn gebeten hatte.
»Und Schippe steht auf der Liste?«
»Genau.«
»Ich werde also dich und Schippe bei meinem Training verlieren?«
»Nur ein Training am Tag.«
»Ich bin der einzige Zugführer, der zwei Leute verliert.«
»Ender sagte, einer aus jedem Zug. Fünf und ich. Nicht meine Entscheidung.«
»Merda!«, entfuhr es Crazy Tom. »Du und Ender, ihr habt einfach nicht daran gedacht, dass es mich schwerer treffen würde als die anderen Zugführer. Was immer du vorhast, warum kannst du es nicht mit fünf Leuten statt mit sechs machen? Du und vier weitere â einer von jedem anderen Zug?«
Bean wollte widersprechen, aber er erkannte, dass eine Auseinandersetzung nicht helfen würde. »Du hast recht, daran habe ich nicht gedacht, und es ist sehr gut möglich, dass Ender es sich anders überlegt, wenn er erkennt, was damit aus deinem Training wird. Warum redest du also nicht mit ihm, wenn er heute Früh herkommt, und lässt mich dann wissen, was ihr beiden entschieden habt? Vielleicht sagt Schippe ja sowieso Nein, und wir können uns das ganze Theater sparen.«
Crazy Tom dachte nach. Bean konnte sehen, dass er immer noch verärgert war.
Aber sein neuer Rang als Anführer hatte Crazy Tom verändert. Er explodierte nicht mehr so leicht wie früher. Er nahm sich zusammen. Er wartete ab.
»Also gut, ich rede mit Ender. Falls Schippe es machen will.«
Beide schauten Schippe an.
»Ich denke, das geht in Ordnung«, sagte Schippe. »Auch wenn es irgendwie komisch ist.«
»Ich nehme euch deshalb aber nicht weniger hart ran«, versicherte Crazy Tom. »Und ihr redet während meines Trainings nicht über euren komischen Zug. Haltet es auÃen vor.«
Beide stimmten zu. Bean begriff, dass es klug war von Crazy Tom, darauf zu bestehen. Dieser Sonderauftrag würde die beiden vom restlichen C-Zug isolieren. Wenn sie es allen auf die Nase banden, würden ihre Kameraden sich von einer Elite ausgeschlossen fühlen. Das Problem wäre in den anderen Zügen nicht so groÃ, weil nur einer aus jedem Zug in Beans Einheit war. Kein Gerede, folglich auch kein Anecken.
»Dann rede ich nicht mit Ender darüber«, fuhr Crazy Tom fort. »Solange es kein Problem gibt. Okay?«
»Danke«, sagte Bean.
Crazy Tom ging wieder zu seinem Bett.
Das habe ich gut gemacht, dachte Bean. Ich habe es nicht versaut.
»Bean?«, fragte Schippe.
»Ahmm.«
»Eins noch.«
»Ja?«
»Nenn mich nicht Schippe.«
Bean dachte nach. Schippes richtiger Name war Ducheval. »Wäre dir âºZwei Pferdeâ¹ lieber? Klingt wie der Name eines Sioux-Kriegers.«
Schippe grinste. »Das ist immer noch besser als etwas, womit man einen hochnimmt .«
»Ducheval«, sagte Bean. »Von jetzt an.«
»Danke. Wann fangen wir an?«
»Freizeittraining heute.«
»Bacana.«
Bean wäre beinahe von Duchevals Bett weggetanzt. Er hatte es geschafft. Er war damit klargekommen. Wenigstens diesmal.
Und nach dem Frühstück hatte er alle fünf in seinem Zug. Bei den anderen vieren hatte er zunächst mit dem Zugführer gesprochen. Keiner hatte abgelehnt. Und er hatte seine Einheit dazu gebracht, dass sie versprachen, Ducheval von nun an mit seinem richtigen Namen anzusprechen.
Graff sprach in seinem
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