Enders Schatten
Bean, und es gibt ein paar Dinge, die ich für dich tun kann. Das hier gehört nicht dazu. Bitte.«
Es war Beans erste Erfahrung mit einem Kommando, und es klappte nicht. Er stellte fest, dass er zornig wurde, am liebsten »Du kannst mich mal!« gesagt und jemand anderen angesprochen hätte. Aber er konnte nicht auf den einzigen wahren Freund, den er hatte, wütend sein. Nur wollte er auch die Ablehnung nicht so einfach akzeptieren.
»Nikolai, wir werden nichts Schwieriges tun. Ein paar Showeinlagen und Tricks.«
Nikolai schloss die Augen. »Bean, jetzt machst du mir ein schlechtes Gewissen.«
»Ich will nicht, dass du ein schlechtes Gewissen hast, Sinterklaas, aber Ender hat mir nun mal diesen Auftrag erteilt, weil er glaubt, dass das gut für die Drachenarmee ist. Du warst auf der Liste â seine Wahl, nicht meine.«
»Aber du musst mich nicht nehmen.«
»Dann frage ich den nächsten Jungen, und der sagt: âºNikolai ist in dieser Einheit, oder?â¹, und ich sage: âºNein, er wollte nicht.â¹ Das gibt allen das Gefühl, als könnten sie nein sagen, und sie werden nein sagen wollen, weil keiner Befehle von mir entgegennehmen will.«
»Das wäre vor einem Monat sicher wahr gewesen. Aber inzwischen wissen sie, dass du ein erstklassiger Soldat bist. Ich habe gehört, wie die Leute über dich reden. Sie respektieren dich.«
Wieder wäre es so einfach gewesen zu tun, was Nikolai wollte, und ihn vom Haken zu lassen. Und als Freund hätte er auch so handeln sollen. Aber Bean konnte jetzt nicht wie ein Freund denken. Er musste mit der Tatsache zurechtkommen, dass man ihm ein Kommando gegeben hatte, und er wollte, dass es hinhaute.
Brauchte er Nikolai denn wirklich?
»Ich denke nur laut, Nikolai, weil du der Einzige bist, dem ich das sagen kann. Ich habe einfach Angst. Ich wollte einen Zug, aber das lag daran, dass ich keine Ahnung hatte, was Anführer tun. Jetzt habe ich eine Woche des Kämpfens hinter mir und konnte sehen, wie Crazy Tom uns zusammenhält, und die Stimme hören, die er für Befehle benutzt. Und ich konnte sehen, wie Ender uns ausbildet und uns vertraut, und es ist wie ein Tanz: auf Zehenspitzen, lauter Sprünge und Pirouetten. Ich habe Angst zu versagen, und wir haben nicht die Zeit für so etwas. Alles muss klappen, und wenn du bei mir bist, weià ich, dass zumindest eine Person da ist, die nicht die halbe Zeit hofft, dass dieser gescheite kleine Junge versagt.«
»Mach dir doch nichts vor«, entgegnete Nikolai, »wenn wir schon ehrlich sein wollen.«
Das saÃ. Aber als Anführer musste er etwas einstecken können, oder? »Ganz gleich, was du empfindest, Nikolai, du wirst mir eine Chance geben«, sagte er. »Und weil du mir eine Chance gibst, werden die anderen es auch tun. Ich brauche ⦠Loyalität.«
»Ich auch, Bean.«
»Du brauchst meine Loyalität als Freund, um persönlich glücklich zu sein«, korrigierte Bean. »Ich brauche deine Loyalität als Anführer, um einen Auftrag zu erfüllen, den unser Kommandant uns gegeben hat.«
»Das ist gemein«, sagte Nikolai.
»Ahem!«, machte Bean. »Und wahr.«
»Du bist echt gemein, Bean.«
»Hilf mir, Nikolai!«
»Anscheinend funktioniert unsere Freundschaft bloà in eine Richtung.«
Nie zuvor hatte Bean so empfunden â dieses Messer in seinem Herzen, nur wegen der Worte, die er hörte, nur weil ein anderer wütend auf ihn war. Es ging nicht so sehr darum, dass Nikolai gut von ihm denken sollte. Der wahre Grund war, dass Nikolai zumindest zum Teil recht hatte, und Bean wusste das. Bean benutzte ihre Freundschaft tatsächlich gegen ihn.
Aber es lag nicht an diesem Schmerz, dass Bean schlieÃlich doch aufgab. Er wusste einfach, dass ein Soldat, der gegen seinen Willen mitmachte, ihm nie wirklich gut dienen würde. Selbst wenn er ein Freund war. »Na schön, wenn du nicht willst, dann willst du eben nicht. Es tut mir leid, dass ich dich geärgert habe. Ich werde es auch ohne dich schaffen. Du hast recht. Es wird schon gut gehen. Sind wir noch Freunde, Nikolai?«
Nikolai griff nach Beans Hand. »Danke«, flüsterte er.
Bean ging sofort zu Schippe, dem Einzigen auf Enders Liste, der auch im C-Zug war. Schippe war nicht Beans erste Wahl; er hatte eine winzige Tendenz, sich zu verspäten und Dinge halbherzig anzugehen. Aber weil er im C-Zug war, war
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