Enders Schatten
bewegt sich jetzt gut. Er â warum lernst du ihn nicht einfach kennen? Ich muss nur wissen, ob du ihn gleich in einen Zug stecken willst.«
»Also gut, sehen wir ihn uns an.«
Itú führte ihn in den hinteren Bereich der Unterkunft. Dort war er, stand neben seinem Bett, mehrere Zentimeter gröÃer, als Bean ihn in Erinnerung hatte, und mit nun gleich langen Beinen, die beide gerade waren.
Der Junge, den er zum letzten Mal gesehen hatte, wie er Poke begrapschte, Minuten, bevor ihre Leiche in den Fluss stürzte.
»Ho, Achilles!«, sagte Bean.
»Ho, Bean!«, erwiderte Achilles. Er grinste freundlich. »Sieht so aus, als wärst du hier der groÃe Zampano.«
»Sozusagen.«
»Ihr beiden kennt euch?«, fragte Itú.
»Wir kennen einander aus Rotterdam«, sagte Achilles.
Sie können ihn nicht zufällig hierhergeschickt haben. Ich habe nur Schwester Carlotta erzählt, was er getan hat, aber woher soll ich wissen, was sie an die IF weitertrug? Vielleicht haben sie ihn hergebracht, weil sie dachten, da wir beide aus Rotterdam stammen, aus der gleichen Bande â der gleichen Familie â , würde ich ihm helfen können, sich schneller in der Schule zurechtzufinden. Oder vielleicht wussten sie auch, dass er ein Mörder ist, der lange Zeit seinen Groll hegt und zuschlägt, wenn man es am wenigsten erwartet. Vielleicht wussten sie, dass er meinen Tod so sicher geplant hat wie den von Poke. Vielleicht ist er hier, um mein Bonzo Madrid zu werden.
Nur, dass ich keinen Selbstverteidigungsunterricht genommen habe. Und ich bin höchstens halb so groà wie er â ich könnte nicht hoch genug springen, um seine Nase zu treffen. Was immer sie erreichen wollten, indem sie Enders Leben gefährdeten, Ender hatte immer eine bessere Chance zu überleben, als ich sie haben werde.
Es gibt nur eines, was sich zu meinem Vorteil auswirken könnte, und zwar, dass Achilles ebenfalls überleben will und dass ihm das noch wichtiger ist als seine Rache. Da er seinen Groll ewig bewahrt, hat er es nicht eilig zu handeln. Und anders als Bonzo wird er sich nie gestatten, unter Umständen zuzuschlagen, in denen er als Mörder identifizierbar sein könnte. Solange er glaubt, dass er mich braucht, und solange ich nicht allein bin, bin ich wohl in Sicherheit.
Sicherheit. Er schauderte. Poke hatte sich ebenfalls sicher gefühlt.
»Dort war Achilles mein Kommandant«, sagte Bean. »Er hat eine Gruppe von uns Kindern am Leben erhalten. Hat uns in die Suppenküchen gebracht.«
»Bean ist zu bescheiden«, entgegnete Achilles. »Das Ganze war seine Idee. Im Grunde war er es, der uns beigebracht hat, auf diese Weise zusammenzuarbeiten. Ich habe seitdem viel gelernt, Bean. Ich habe ein Jahr der Bücher und des Unterrichts hinter mir â wenn sie nicht gerade an meinen Beinen herumgeschnitten und meine Knochen pulverisiert haben und wieder wachsen lieÃen. Und dadurch habe ich schlieÃlich verstanden, zu was für einem Sprung du uns verholfen hast. Von der Barbarei zur Zivilisation. Bean hier hat dafür gesorgt, das wir die menschliche Evolution wiederholen.«
Bean war intelligent genug zu erkennen, wenn man Schmeicheleien gegen ihn einsetzte. Aber im Augenblick war es ausgesprochen nützlich, dass dieser neue Junge direkt von der Erde Bean bereits kannte und ihm Respekt erwies.
»Zumindest die Evolution der Pygmäen«, sagte Bean.
»Bean war der zäheste kleine Bastard auf den StraÃen von Rotterdam, das kann ich euch sagen.«
Nein, das ging zu weit, um noch nützlich zu sein. Achilles hatte gerade die Grenze zwischen Schmeichelei und Besitzerstolz überschritten. Geschichten über Bean als »zäher kleiner Bastard« stellten Achilles über ihn und suggerierten, dass er es sich leisten dürfe, eine Einschätzung des Kleinen abzugeben. Die Geschichten mochten zu Beans Vorteil ausfallen â aber sie würden vor allem dazu dienen, Achilles zu stärken, ihn viel schneller zum Insider zu machen, als er es sonst geworden wäre. Und Bean wollte noch nicht, dass Achilles zum Insider wurde.
Schon redete Achilles weiter, und andere Soldaten scharten sich um ihn. »Als ich zu Beans Bande stieà ⦠«
»Es war nicht meine Bande«, schnitt Bean ihm das Wort ab, »und hier in der Kampfschule erzählen wir keine Geschichten von zu Hause und hören uns auch keine an. Also wäre es
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