Enders Schatten

dumm, sie überhaupt an den Tag zu legen. Ich bin nämlich der beste Freund, den du hier hast.«
    Â»Ach wirklich?«
    Â»Ja, wirklich. Ich bin der Einzige dieser Jungs, der sich je ein Mädchen als Kommandanten ausgesucht hat.«
    Sie hielt einen Augenblick inne und starrte ihn ausdruckslos an, bevor sie sagte: »Ich bin schon vor langer Zeit darüber hinweggekommen, dass ich ein Mädchen bin.«
    Â»Aber sie nicht. Und das weißt du auch. Sie sind die ganze Zeit beunruhigt, dass du nicht einer von ihnen bist, und auch das weißt du. Sie sind deine Freunde, sicher, zumindest Dink ist es; sie mögen dich alle, aber wie viele Mädchen gab es in der Kampfschule? Ein Dutzend? Und von dir abgesehen war keine unter den Besten. Sie haben dich nicht ernst genommen.«
    Â»Ender schon«, sagte Petra.
    Â»Und ich tue es auch«, versicherte Bean. »Die anderen wissen alle, was im Flur passiert ist. Es ist nicht so, als wäre es ein Geheimnis. Aber weißt du, warum sie dieses Gespräch nicht mit dir geführt haben?«
    Â»Warum?«
    Â»Weil sie alle annahmen, dass du blöd genug warst, nicht zu begreifen, wie nahe du daran gewesen bist, Ender in Gefahr zu bringen. Ich bin der Einzige, der genug Respekt vor dir hatte zu erkennen, dass du niemals so einen dummen Fehler machen würdest.«
    Â»Soll ich mich etwa geschmeichelt fühlen?«
    Â»Du sollst aufhören, mich wie einen Feind zu behandeln. Du bist beinahe so sehr ein Außenseiter in dieser Gruppe wie ich. Und wenn es hart auf hart kommt, brauchst du jemanden, der dich so ernst nimmt wie du dich selbst.«
    Â»Ãœberanstrenge dich ja nicht.«
    Â»Ich gehe jetzt.«
    Â»Höchste Zeit.«
    Â»Und wenn du ein wenig darüber nachgedacht und begriffen hast, dass ich recht habe, brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Du hast um Poke geweint, und das macht uns zu Freunden. Du kannst mir vertrauen, und ich vertraue dir, das ist alles.«
    Sie setzte zu einer Entgegnung an, als er ging, aber er war zu schnell weg, um sie noch zu hören. Petra war eben so. Sie musste sich hart geben. Das störte Bean nicht. Sie hatten jetzt alles, was gesagt werden musste, ausgesprochen.
    Die Kommandoschule war ein Teil der Flottenzentrale, und der Standort der Flottenzentrale war ein streng gehütetes Geheimnis. Die einzige Möglichkeit, je herauszufinden, wo sie sich befand, bestand darin, dorthin versetzt zu werden, und nur wenige, denen das widerfuhr, kehrten jemals zur Erde zurück.
    Kurz vor ihrer Ankunft wurden die Kinder informiert. Die Flottenzentrale befand sich auf dem wandernden Asteroiden Eros. Und als sie näher kamen, erkannten sie, dass sie sich eigentlich in dem Asteroiden befand. Von der Oberfläche war außer der Andockstation fast nichts zu erkennen. Sie bestiegen einen Shuttle, der sie an einen Schulbus erinnerte, und legten damit den Fünf-Minuten-Flug zur Oberfläche zurück. Dort glitt der Shuttle in etwas, das wie eine Höhle aussah. Eine schlangenartige Röhre streckte sich dem Shuttle entgegen und schloss ihn vollkommen ein. Die Passagiere stiegen in Beinahe-Schwerelosigkeit aus, und ein starker Luftzug saugte sie wie ein Staubsauger in die Eingeweide von Eros.
    Bean wusste sofort, dass dieser Ort nicht von Menschenhand geformt worden war. Die Gänge waren alle zu niedrig – und man sah ihnen an, dass die Decken nachträglich erhöht worden waren, da der untere Teil der Wände glatt war und nur der obere halbe Meter Werkzeugspuren zeigte. Die Schaben haben diesen Asteroiden ausgehöhlt, wahrscheinlich zu Beginn der Zweiten Invasion. Ihr ehemaliger Stützpunkt war nun die Zentrale der Internationalen Flotte. Bean versuchte, sich den Kampf vorzustellen, der erforderlich gewesen war, um diese feindliche Stellung zu erobern. Die Schaben huschten durch die Gänge, und die Infanterie folgte ihnen mit Sprengstoff, um sie auszuräuchern. Und dann die Säuberung, Formic-Leichen, die aus den Gängen gezerrt, und die Gänge, die Stück für Stück höher gemacht worden waren, damit die Menschen besser hindurchpassten.
    Daher haben wir auch unsere geheimen Technologien, dachte Bean. Die Schaben hatten Schwerkraftgeneratoren. Wir haben herausgefunden, wie sie funktionieren, und unsere eigenen gebaut und sie in der Kampfschule, und wo immer sie sonst benötigt wurden, installiert. Aber die IF hat das nie offiziell gemacht, denn es hätte die Leute