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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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verängstigt zu wissen, wie fortgeschritten die Technologie der Schaben war.
    Was haben wir noch von ihnen gelernt?
    Bean bemerkte, dass die Kinder sich in den Gängen ein wenig duckten. Die Decken waren mindestens zwei Meter hoch, und keines der Kinder war annähernd groß genug, aber die Proportionen waren alle falsch, sodass die Decken der Tunnel bedrückend niedrig wirkten, als stünden sie kurz vor dem Einsturz. Und es musste noch schlimmer gewesen sein, als die Menschen hier eintrafen, bevor die Decken erhöht wurden.
    Ender würde hier aufblühen. Er würde es selbstverständlich hassen, weil er ein Mensch war. Aber er würde den Ort auch dazu nutzen, sich in das Denken der Schaben hineinzuversetzen, die ihn gebaut hatten. Nicht, dass man wirklich je den Geist eines Außerirdischen verstehen konnte. Aber dieser Ort gab einem zumindest die Chance, es zu versuchen.
    Die Jungen wurden in zwei Räumen untergebracht, und Petra bekam ein kleines Zimmer für sich. Es war hier noch karger als in der Kampfschule, und sie konnten nie der Kälte des umgebenden Gesteins entfliehen. Auf der Erde war einem Gestein immer solide vorgekommen. Aber im Weltraum wirkte es geradezu porös. Es wimmelte darin von Löchern, und Bean hatte unwillkürlich das Gefühl, dass der Sauerstoff heraussickerte. Die Luft sickerte heraus, und die Kälte des Weltraums drang ein, und vielleicht auch noch etwas anderes, die Larven der Schaben, die sich wie Regenwürmer durch das Gestein fraßen, und nachts, wenn es dunkel im Zimmer war, aus den Löchern krochen, über ihre Stirnen krochen und ihre Gedanken lasen und …
    Er erwachte schwer atmend, die Hand auf die Stirn gepresst. Er wagte es kaum, seine Hand zu bewegen. War etwas über ihn gekrochen?
    Seine Hand war leer.
    Er wollte wieder einschlafen, aber es war zu kurz vor dem Wecken. Er blieb liegen und dachte nach. Der Alptraum war absurd – hier konnte keine Schabe mehr am Leben sein. Aber etwas machte ihm Angst. Etwas bedrückte ihn, und er war sich nicht sicher, was.
    Er musste an ein Gespräch denken, dass er mit einem der Techniker geführt hatte, die die Simulatoren instand hielten. Beans Simulator hatte während des Trainings eine Fehlfunktion gehabt, sodass die kleinen Lichtpunkte, die für seine Schiffe standen und sich durch den dreidimensionalen Raum bewegten, plötzlich nicht mehr zu kontrollieren waren. Zu seiner Überraschung schwebten sie nicht einfach weiter in die Richtung, in die der letzte Befehl sie geschickt hatte. Vielmehr begannen sie auszuschwärmen, sammelten sich dann wieder und wechselten die Farbe, als stünden sie nun unter der Kontrolle eines anderen.
    Als der Techniker eintraf, um den durchgebrannten Chip auszutauschen, fragte Bean ihn, warum die Schiffe nicht einfach innehielten oder in der alten Richtung weiterschwebten. »Das gehört zur Simulation«, hatte der Techniker gesagt. »Wir simulieren hier nicht nur, dass du der Pilot oder der Captain dieser Schiffe bist. Du bist auch der Admiral, also befinden sich in jedem Schiff ein simulierter Captain und ein simulierter Pilot, und wenn der Kontakt zu dir abgeschnitten wird, handeln sie, wie echte Menschen handeln würden, die den Kontakt zu ihrem Befehlshaber verloren haben, verstehst du?«
    Â»Das ist ganz schön viel Aufwand.«
    Â»Weißt du, wir hatten viel Zeit, um an diesen Simulatoren zu arbeiten«, sagte der Techniker. »Sie verhalten sich genau wie bei einem echten Kampf.«
    Â»Bis auf die Zeitverzögerung«, meinte Bean.
    Der Techniker starrte ihn einen Augenblick ausdruckslos an. »Ach ja, die Zeitverzögerung. Nun, es war die Sache nicht wert, sie einzuprogrammieren.« Und dann war er gegangen.
    Es war dieser Moment der Ausdruckslosigkeit in seinem Blick, der Bean beunruhigte. Die Simulatoren waren so perfekt, wie man sie nur machen konnte. Genau wie bei einem echten Kampf. Und dennoch schlossen sie die Zeitverzögerung nicht ein, die bei Lichtgeschwindigkeitskommunikation entstand. Die Entfernungen, die simuliert wurden, waren oft weit genug, dass es eine gewisse Verzögerung zwischen einem Befehl und seiner Ausführung geben sollte, und manchmal sollten es sogar mehrere Sekunden sein. Aber keine solche Verzögerung war einprogrammiert. Alle Kommunikation wurde als unverzüglich betrachtet. Und als Bean weiter danach fragte, wurde seine Frage von dem Lehrer abgetan, der sie an

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