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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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sinnvoll, eines Kriegs, bei dem Manöverstrategie und Taktik wichtige Rollen spielten. Die Offensivflotte war bereits aufgebrochen. Nach allem, was Bean wusste, hatte der Kampf schon vor Jahren stattgefunden, und die IF wartete nur noch auf die Nachricht, ob sie gewonnen oder verloren hatte. Es hing alles davon ab, wie viele Lichtjahre der Heimatplanet der Schaben entfernt war.
    Nach allem, was wir wissen, dachte Bean, kann der Krieg bereits vorbei sein, die IF weiß, dass wir gewonnen haben, und sie haben es einfach noch keinem gesagt.
    Der Grund dafür war offensichtlich. Das Einzige, was den Krieg auf der Erde beendet und die ganze Menschheit miteinander verbunden hatte, war die gemeinsame Sache gewesen – der Kampf gegen die Schaben. Sobald sich herumspräche, dass die Gefahr eliminiert war, würden alle aufgestauten Feindseligkeiten sich Bahn brechen. Ob die Moslemwelt gegen den Westen anträte oder der lange zurückgehaltene russische Imperialismus mit seiner Paranoia gegen die Atlantische Allianz oder das indische Abenteurertum sich ausbreitete oder … oder alle einfach übereinander herfielen. Chaos wäre die Folge. Die Ressourcen der Internationalen Flotte würden von meuternden Kommandanten aus der einen oder anderen Fraktion vereinnahmt werden. Das könnte durchaus zur Zerstörung der Erde führen – auch ohne Mithilfe der Formics.
    Und das versuchte die IF zu verhindern. Diesen schrecklichen kannibalistischen Krieg. Genau, wie sich Rom nach der endgültigen Eliminierung von Karthago in Bürgerkriegen zerrissen hatte – nur viel schlimmer, denn die Waffen waren jetzt viel schrecklicher, der Hass ging tiefer; es ging um nationalen und religiösen Wahn und nicht nur um persönliche Rivalität, wie damals unter den führenden Bürgern von Rom.
    Die IF war entschlossen, das zu verhindern.
    In diesem Zusammenhang war die Kampfschule sinnvoll. Viele Jahre lang war beinahe jedes Kind auf der Welt getestet worden, und jene mit potenzieller Brillanz, was militärische Kommandostellen anging, waren aus ihrer Heimat weggeholt und in den Weltraum gebracht worden. Die besten Absolventen der Kampfschule oder zumindest die, die der IF am loyalsten erschienen, würden vielleicht eingesetzt werden, um Armeen zu befehligen, wenn die IF schließlich das Ende des Krieges ankündigte und einen Präventivschlag gegen nationale Armeen führte, um die Welt permanent unter einer einzigen Regierung zu vereinen. Aber der Hauptzweck der Kampfschule bestand darin, diese Kinder von der Erde wegzubringen, damit sie nicht die Kommandanten von Armeen der einen oder anderen Fraktion werden konnten.
    Immerhin hatte die Invasion Frankreichs durch die Hauptmächte Europas nach der Französischen Revolution dazu geführt, dass die verzweifelte französische Regierung Napoleon entdeckte und förderte, obwohl der am Ende die Zügel der Macht selbst ergriff, statt nur die Nation zu verteidigen. Die IF war entschlossen, dafür zu sorgen, dass es auf der Erde keinen Napoleon geben würde, der den Widerstand anführte. Alle potenziellen Napoleons waren hier, trugen alberne Uniformen und kämpften gegeneinander um den Sieg in einem dummen Spiel. Es ging nur um Schweinelisten. Indem sie uns hierhergebracht haben, haben sie die Welt gezähmt.
    Â»Wenn du dich nicht bald anziehst, kommst du noch zu spät zum Unterricht«, sagte Nikolai, der Junge, der auf dem untersten Bett direkt gegenüber von Bean schlief.
    Â»Danke«, murmelte Bean. Er nahm das trockene Handtuch entgegen und zog schnell die Uniform an.
    Â»Tut mir leid, dass ich ihnen sagen musste, dass du mein Passwort benutzt hast«, eröffnete ihm Nikolai.
    Bean war verdutzt.
    Â»Ich meine, ich wusste nicht, dass du es warst, aber sie haben angefangen, mich zu fragen, was ich mit den Notfallplänen vorhabe, und da ich nicht einmal wusste, wovon sie sprachen, war es nicht schwer zu erraten, dass sich jemand unter meinem Namen eingeloggt hatte, und du bist an der besten Stelle, um mein Pult zu sehen, wann immer ich es benutze … Ich meine, du bist wirklich schlau. Aber es ist nicht so, dass ich vorhatte, dich zu verpetzen.«
    Â»Schon gut«, sagte Bean. »Kein Problem.«
    Â»Aber was hast du denn nun aus den Plänen rausgefunden?«
    Bis zu diesem Augenblick hätte Bean die Frage und den Jungen selbst abgewiesen. Nichts weiter, ich war nur neugierig, hätte er gesagt.

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