Enders Schatten
Genetisch verändert. Bean spürte, wie sein Herz laut zu klopfen begann. Was bin ich? Nicht nur schlau, sondern auch ⦠anders.
»Was ist mit dem Sicherheitsleck?«, fragte Dimak.
»Das ist die andere Sache. Sie müssen herausfinden, wie viel er weiÃ. Oder zumindest wie wahrscheinlich es ist, dass er es anderen Kindern erzählt. Das ist im Augenblick die gröÃte Gefahr. Genügt es, dass dieses Kind vielleicht der Kommandant ist, den wir brauchen, um das Risiko eines Sicherheitslecks und gegebenenfalls des Zusammenbruchs des Programms auszugleichen? Ich dachte, mit Ender hätten wir langfristig eine Alles-oder-Nichts-Chance, aber der hier lässt Ender aussehen wie eine todsichere Wette.«
»Ich hätte Sie nicht für einen Spieler gehalten, Sir.«
»Ich bin auch keiner. Aber manchmal wird man zum Spiel gezwungen.«
»Ich mache mit, Sir.«
»Verschlüsseln Sie alles, was Sie mir über ihn schicken. Keine Namen. Keine Diskussionen mit anderen Lehrern, die über das Ãbliche hinausgehen. Behalten Sie die Sache für sich.«
»Selbstverständlich.«
»Wenn die einzige Möglichkeit, die Schaben zu besiegen, darin besteht, uns durch eine neue Spezies zu ersetzen, Dimak, haben wir die Menschheit dann wirklich gerettet?«
»Ein einziges Kind ist nicht die Ersetzung der Spezies«, wandte Dimak ein.
»Einen Fuà in der Tür und so. Reichen Sie ihnen den kleinen Finger ⦠«
»Ihnen?«
»Ja, ich bin paranoid und xenophobisch. So habe ich diesen Job bekommen. Wenn Sie diese Tugenden kultivieren, können Sie eines Tages ebenfalls in meinen hohen Rang aufsteigen.«
Dimak lachte. Graff lachte nicht. Sein Kopf verschwand aus Beans Blickfeld.
Bean war diszipliniert genug, sich zu erinnern, dass er eigentlich ein Passwort stehlen wollte. Er schlich wieder in den Raum des Mannes, der unter die Dusche gegangen war.
Er war immer noch nicht zurück.
Ãber welches Sicherheitsleck hatten sie gesprochen? Es konnte noch nicht lange zurückliegen, weil sie es so dringlich diskutierten. Das bedeutete, dass es sich um Beans Gespräch mit Dimak darüber handeln musste, was wirklich in der Kampfschule los war. Dennoch konnte es nichts mit seiner Theorie zu tun haben, dass der Kampf bereits stattgefunden hatte, oder Dimak und Graff hätten nicht darüber gesprochen, dass er vielleicht die einzige Möglichkeit war, die Schaben zu schlagen. Wenn die Schaben immer noch ungeschlagen waren, lag das Sicherheitsleck woanders.
Es konnte natürlich auch sein, dass seine Vermutung wenigstens zum Teil richtig war und die Kampfschule ebenso existierte, um der Erde alle guten Kommandanten zu nehmen, wie um die Schaben zu schlagen. Graff und Dimak fürchteten vielleicht, dass Bean anderen Schülern ihr Geheimnis verraten würde. Zumindest bei einigen würde das die Loyalität gegenüber der Nation, ethnischen Gruppe oder Ideologie ihrer Eltern wiedererwecken.
Und da Bean ganz sicher vorgehabt hatte, die Loyalität der anderen Schüler während der nächsten Monate und Jahre zu erforschen, würde er nun doppelt vorsichtig sein müssen, damit seine Gesprächsmuster nicht die Aufmerksamkeit der Lehrer erweckten. Er brauchte eigentlich nur zu wissen, welche der besten und klügsten Kinder die stärksten Bindungen an ihre Heimat hatten. Selbstverständlich würde er dazu erst herausfinden müssen, wie Loyalität überhaupt funktionierte, damit er eine Ahnung bekam, wie er sie schwächen oder stärken, ausnutzen oder wenden konnte.
Aber dass Beans ursprüngliche Theorie ihre Worte erklären konnte, bedeutete nicht unbedingt, dass sie richtig war. Und nur, weil der letzte Krieg gegen die Schaben noch nicht ausgefochten war, musste seine ursprüngliche Annahme nicht vollkommen falsch sein. Sie hatten vielleicht vor Jahren eine Flotte zur Heimatwelt der Schaben geschickt, bereiteten aber immer noch Kommandanten darauf vor, gegen eine Invasionsflotte zu kämpfen, die sich nun der Erde näherte. Wenn das der Fall war, mussten Graff und Dimak fürchten, dass Bean den anderen Angst machte, indem er sie wissen lieÃ, wie ernst die Lage der Menschheit war.
Die Ironie bestand darin, dass von allen Kindern, die Bean je kennen gelernt hatte, keines ein Geheimnis so gut wahren konnte wie er. Nicht einmal Achilles, denn selbst er hatte sich verraten, als er sich weigerte, etwas von Pokes
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