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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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dieser Frau erhalten, wenn sie begann, die neuen Daten auszuwerten. Mehr Informationen über Beans Herkunft.
    Konnte es sein, dass Schwester Carlotta an Beans Menschlichkeit zu zweifeln begann?
    Schwester Carlotta, die geweint hatte, als er zur Kampfschule aufgebrochen war? Schwester Carlotta, die ihn liebte wie eine Mutter ihr Kind? Wie konnte sie an ihm zweifeln?
    Wenn sie eine Missgeburt finden wollten, einen Außerirdischen in Menschengestalt, dann sollten sie einmal einen ausführlichen Blick auf eine gewisse Nonne werfen, die ein Kind wie ihr eigenes annimmt und dann umherzieht und Zweifel aufwirft, ob es auch wirklich ein Menschenjunge ist. Das Gegenteil von Pinocchios Fee: Sie berührt einen echten Jungen und verwandelt ihn in etwas Schreckliches, Furchterregendes.
    Nein, sie konnten nicht über Schwester Carlotta gesprochen haben. Es musste eine andere Frau sein. Beans Eindruck, dass es Schwester Carlotta gewesen sein musste, war schlicht absurd, genau wie seine Annahme, dass die letzte Schlacht gegen die Schaben bereits ausgefochten war. Deshalb traute Bean seinen Annahmen nie völlig. Er handelte den Theorien entsprechend, blieb aber stets offen für die Möglichkeit, dass seine Interpretation falsch sein konnte.
    Außerdem bestand sein Problem nicht darin herauszufinden, ob er wirklich ein Mensch war. Was immer er war, er war er selbst und musste auf eine Weise handeln, die ihn nicht nur am Leben erhielt, sondern ihm so viel Kontrolle über seine Zukunft wie möglich gab. Die einzige Gefahr für ihn bestand darin, dass sie sich wegen einer möglichen genetischen Veränderung an ihm Sorgen machten. Also würde Beans Aufgabe in Zukunft sein, so normal zu wirken, dass ihre Ängste in dieser Hinsicht zerstreut wurden.
    Aber wie konnte er so tun, als wäre er normal? Man hatte ihn nicht hierhergebracht, weil er normal war, man hatte ihn hierhergebracht, weil er außergewöhnlich war. Das Gleiche galt allerdings auch für die anderen Kids. Und die Schule übte solchen Druck auf sie aus, dass einige allmählich seltsam wurden. Wie Bonzo Madrid mit seiner lauten Tirade gegen Ender Wiggin. Also ging es nicht unbedingt darum, normal zu wirken, sondern er musste auf die erwartete Weise seltsam sein.
    Unmöglich, so etwas zu fälschen. Bean wusste noch nicht, nach welchen Anzeichen im Verhalten der Kinder sie hier Ausschau hielten. Er konnte zehn Dinge herausfinden und sie tun und nie auch nur auf die Idee kommen, dass es neunzig andere gab, die er übersehen hatte.
    Nein, es ging nicht darum, auf vorhersehbare Weise zu handeln, sondern das zu werden, was sie von ihrem perfekten Kommandanten erwarteten.
    Als er wieder in die Unterkunft zurückgekehrt war und auf dem Pult die Zeit überprüfte, stellte er fest, dass seine Exkursion nicht einmal eine Stunde gedauert hatte. Er verstaute sein Pult, legte sich hin und spulte im Geist immer wieder das Bild der Finger des Lehrers beim Einloggen ab. Als er einigermaßen sicher war, wie Login-Name und Passwort lauteten, gestattete er sich einzuschlafen.
    Erst jetzt, als er langsam wegdämmerte, erkannte er, was seine perfekte Tarnung sein, was ihre Ängste beschwichtigen und ihm Sicherheit und Aufstieg bringen würde.
    Er musste werden wie Ender Wiggin.

11
    Vater
    Â»Sir, ich habe um ein privates Gespräch gebeten.«
    Â»Dimak ist hier, weil Ihr Sicherheitsleck seine Arbeit betrifft.«
    Â»Sicherheitsleck? Deshalb wollen Sie mich versetzen?«
    Â»Es gibt einen Jungen, der Ihr Login im Lehrersystem benutzt hat. Er hat alle Login-Aufzeichnungen gefunden und sie umgeschrieben, um sich eine Identität zu verschaffen.«
    Â»Sir, ich habe mich treu an alle Regeln gehalten. Ich habe mich nie in Gegenwart eines Schülers eingeloggt.«
    Â»Das sagen alle, aber dann stellt sich heraus, dass es nicht stimmt.«
    Â»Entschuldigen Sie, Sir, aber Uphanad achtet wirklich darauf. Und er kritisiert ständig die anderen, wenn sie nicht daran denken. Tatsächlich ist er beinahe übertrieben pingelig, was das angeht. Geht uns damit allen auf die Nerven.«
    Â»Sie können meine Login-Aufzeichnungen überprüfen. Ich logge mich nie während der Unterrichtsstunden ein. Tatsächlich tue ich es nie außerhalb meines Quartiers.«
    Â»Wie war es dann möglich, dass dieses Kind an Ihre Daten gekommen ist?«
    Â»Mein Pult befindet sich auf meinem Tisch, etwa so – wenn ich Ihr Pult

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