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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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drehen und seinem Hals eine dringend benötigte Erholung davon verschaffen, ständig seitwärts gedreht zu sein.
    Abwärts war beinahe schwieriger als aufwärts, denn sobald er begonnen hatte zu rutschen, fiel es ihm schwerer, die Bewegung zu bremsen. Er war sich auch bewusst, dass er immer schwerer werden würde, je tiefer es ging. Und er musste an der Seitenwand nach einem weiteren Seitwärtsschacht Ausschau halten.
    Aber wenigstens brauchte er ihn nicht zu ertasten. Er konnte den seitlichen Schacht gleich sehen, denn in beide Richtungen fiel Licht. Für Lehrer galten nicht die gleichen Licht-aus-Regeln wie für die Schüler, und ihre Zimmer waren kleiner, also gab es häufiger Belüftungsöffnungen, und mehr Licht fiel in den Schacht.
    Im ersten Zimmer saß ein Lehrer und arbeitete an seinem Pult. Das Problem war, dass Bean, der durch das Gitter der Abdeckung nahe dem Boden spähte, rein gar nicht erkennen konnte, was der Mann tippte.
    So würde es in allen Zimmern sein. Die Belüftungsöffnungen am Fußboden würden ihm nicht weiterhelfen. Er musste ins Luftansaugsystem gelangen.
    Zurück in den vertikalen Schacht. Der Luftzug kam von oben, also musste er hinaufklettern, wenn er von einem System ins andere wechseln wollte. Er konnte nur hoffen, dass das Belüftungssystem eine Zugangstür hatte, bevor er die Ventilatoren erreichte, und dass er sie im Dunkeln finden konnte.
    Er folgte weiter dem Luftzug, und nachdem er sieben Decks hochgeklettert war, fiel ihm auf, dass sein Körper erheblich leichter geworden war. Schließlich erreichte er einen weitläufigen Bereich mit einem kleinen Beleuchtungsstreifen. Die Ventilatoren waren nun viel lauter, aber er war immer noch nicht nahe genug, um sie sehen zu können. Das machte nichts. Er musste sich nur im Luftzug halten.
    Die Zugangstür war eindeutig gekennzeichnet. Sie war vielleicht auch gesichert und würde einen Alarm auslösen, wenn man sie öffnete. Aber das bezweifelte er. Das war etwas, was man in Rotterdam getan hätte, gegen Einbrecher. In Raumstationen war Einbruch kein ernstes Problem. Diese Tür wäre wohl nur dann mit dem Alarmsystem verbunden, wenn alle Türen in der Station es gewesen wären. Er würde es bald herausfinden.
    Er öffnete die Tür, schlüpfte in einen schwach beleuchteten Raum und schloss die Tür wieder hinter sich.
    Hier wurde sichtbar, wie die Station angelegt war, die Träger, die einzelnen Metallplatten. Es war auch merklich kälter, und das nicht nur, weil er den warmen Luftzug zurückgelassen hatte. Auf der anderen Seite dieser gekrümmten Platten befand sich der kalte Raum. Die Heizöfen mochten ebenfalls in der Nähe untergebracht sein, aber die Isolierung war sehr gut, und sie hatten nicht besonders viel von dieser warmen Luft in den kleinen Raum gepumpt und verließen sich stattdessen darauf, dass ein wenig Wärme durchsickerte. Bean hatte seit Rotterdam nicht mehr so gefroren. Aber wenn er es damit verglich, auf einer winterlichen Straße zu sein, mit zu dünner Kleidung und dem Wind, der von der Nordsee kam, war es hier beinahe angenehm. Es ärgerte ihn, dass er inzwischen so verwöhnt war, dass ihn schon leichte Kälte wie diese störte. Und dennoch erschauderte er ein paarmal, denn selbst in Rotterdam war er nicht nackt gewesen.
    Er folgte den Schächten, kletterte die Instandhaltungsleitern zu den Heizöfen hinauf, fand dann die Ansaugschächte und folgte ihnen wieder hinunter. Es war leicht, eine Zugangstür zu finden und in die Hauptvertikale zu gelangen.
    Weil die Luft im Ansaugsystem nicht unter Druck stehen musste, brauchten die Schächte nicht so eng zu sein. Außerdem war dies der Teil des Systems, wo Schmutz gefangen und entfernt wurde, also war es wichtiger, dass er für Monteure zugänglich war. Statt schmale Schächte hinauf- und hinunterzurutschen, konnte Bean deshalb Leitern benutzen und hatte selbst in dem trüben Licht kein Problem, die Schilder zu lesen, die ihm mitteilten, zu welchem Deck sich die Seitengänge öffneten.
    Die Seitengänge waren keine wirklichen Schächte, sondern nahmen den gesamten Raum zwischen der Decke eines Flurs und dem Boden des Flurs darüber ein. Hier verliefen sämtliche Leitungen und die Rohre für heißes und kaltes Wasser und die Abflussrohre. Es gab Streifen von trüber Arbeitsbeleuchtung, aber häufig fiel auch durch

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