Enders Schatten
einmal zur Demonstration benutzen darf ⦠«
»Selbstverständlich.«
»Ich sitze etwa so da. Mit dem Rücken zur Tür, damit niemand meine Finger auf der Tastatur sehen kann. Ich logge mich nie in einer anderen Position ein.«
»Nun, es ist nicht so, als gäbe es ein Fenster, durch das jemand ins Zimmer spähen kann!«
»Doch, Sir.«
»Dimak?«
»Es gibt ein Fenster. Sehen Sie doch! Die Belüftungsöffnung.«
»Wollen Sie ernsthaft behaupten, dass er ⦠«
»Er ist das kleinste Kind, das je ⦠«
»Es war der kleine Bean, der mein Login gestohlen hat?«
»Hervorragend, Dimak, jetzt haben Sie seinen Namen verraten.«
»Tut mir leid, Sir.«
»Ah, noch ein Sicherheitsleck. Werden Sie Dimak auch nach Hause schicken?«
»Ich schicke überhaupt niemanden nach Hause.«
»Sir, ich möchte Sie darauf hinweisen, dass Beans Eindringen in das Lehrersystem eine hervorragende Möglichkeit bietet.«
»Um einen Schüler die Schülerdatenbanken durchstöbern zu lassen?«
»Um Bean zu beobachten. Wir können ihn nicht dazu bringen, das Fantasy-Spiel zu spielen, aber jetzt kennen wir das Spiel seiner Wahl. Wir beobachten, was er im System tut und was er mit dieser Macht anfängt, die er sich geschaffen hat.«
»Aber der Schaden, den er anrichten kann, ist ⦠«
»Er wird keinen Schaden anrichten, Sir. Er wird nichts tun, was ihn verraten könnte. Dieses Kind ist auf der StraÃe aufgewachsen. Es will nichts weiter als Informationen. Es wird sich alles ansehen, aber nichts anfassen.«
»Dann haben Sie ihn also bereits analysiert. Sie wissen, was er die ganze Zeit tut?«
»Ich weià nur eines: Wenn wir wirklich wollen, dass er etwas Bestimmtes glaubt, muss er es selbst herausfinden. Er muss es von uns stehlen. Also denke ich, dass dieses kleine Sicherheitsleck eine hervorragende Möglichkeit bietet, etwas viel Wichtigeres in die Wege zu leiten.«
»Ich frage mich nur, wenn er durch das Belüftungssystem gekrochen ist, was er sonst noch alles aufgeschnappt hat?«
»Wenn wir das System abriegeln, wird er wissen, dass man ihn entdeckt hat, und dann wird er nichts mehr von dem glauben, was wir ihn finden lassen.«
»Also muss ich zulassen, dass ein Kind durch die Schächte kriecht und ⦠«
»Er wird es nicht mehr lange tun können. Er wächst, und die Schächte sind extrem flach.«
»Das ist im Augenblick kein groÃer Trost. Und auÃerdem müssen wir Uphanad immer noch erschieÃen, weil er zu viel weiÃ.«
»Bitte versichern Sie mir, dass das ein Scherz war.«
»Ja, ich scherze. Sie werden ihn schon bald als Schüler bekommen, Captain Uphanad. Beobachten Sie ihn sorgfältig. Sprechen Sie nur mit mir über ihn. Er ist undurchschaubar und gefährlich.«
»Gefährlich? Der kleine Bean?«
»Er hat Sie übertölpelt, oder?«
»Sie auch, Sir, wenn Sie erlauben.«
Bean arbeitete sich durch die Unterlagen aller Schüler der Kampfschule, las täglich die Berichte über etwa ein halbes Dutzend. Die ursprünglichen Testergebnisse waren dabei noch das Uninteressanteste. Alle hier hatten bei den Tests auf der Erde so gut abgeschnitten, dass die Unterschiede beinahe vernachlässigbar waren. Beans Ergebnisse waren die besten, und der Abstand zwischen ihm und dem nächstbesseren, Ender Wiggin, war groà â so groà wie der Abstand zwischen Ender und dem Kind nach ihm. Aber das war alles relativ. Der Unterschied zwischen Ender und Bean betrug nur einen halben Prozentpunkt; die meisten Kinder bewegten sich zwischen 97 und 98 Prozent.
Selbstverständlich wusste Bean etwas, was sie nicht wissen konnten: Dass es für ihn ein Klacks gewesen war, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Er hätte mehr schaffen können, er hätte besser sein können, aber er hatte die Grenzen dessen erreicht, was der Test herauszufinden vermochte. Der Abstand zwischen ihm und Ender war viel gröÃer, als sie annahmen.
Und dennoch ⦠als er die Aufzeichnungen las, erkannte Bean, dass die Testergebnisse nur ein Hinweis auf das Potenzial eines Kindes waren. Die Lehrer sprachen überwiegend über Dinge wie Intelligenz, Einsicht, Intuition, die Fähigkeit, einen Rapport zu erstellen, schnellere Schlüsse zu ziehen als der Gegner, über den Mut, unerschrocken zu handeln, die Umsicht, sich zu
Weitere Kostenlose Bücher