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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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paar Häuserblocks weiter, und ich beobachtete, wie unser schwarzer Punkt immer näher an den roten Punkt heranrückte.
    Hyden fuhr um die nächste Ecke. »Haltet die Augen offen«, sagte er.
    Die beiden Punkte überlagerten sich. Ernie entdeckte sie als Erster. Ein Mädchen saß auf der Bank einer Bushaltestelle. Eine Asiatin mit kurz geschnittenem Haar.
    »Seht ihr sie?«, rief Ernie.
    »Ich habe sie im Fadenkreuz«, bestätigte Hyden.
    »Die hübsche Schwarzhaarige?«, fragte ich.
    »Die absolut makellose Schwarzhaarige«, sagte Hyden.
    Sie stand auf, als sei sie es leid, auf den Bus zu warten, und machte sich zu Fuß auf den Weg.
    »Du bist sicher, dass sie die Richtige ist?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, meinte Ernie.
    Hyden fuhr an dem Mädchen vorbei und parkte am Straßenrand.
    Mehrere blaue Lichter leuchteten auf. Das erinnerte mich an den Monitor in Redmonds altem Labor, auf dem er meinen Chip verfolgt hatte.
    »Los, Ernie«, sagte Hyden. »Verbinde ihr die Augen.«
    »Sollte ich sie nicht besser zum Mitkommen überreden?«, warf ich ein.
    Ernie hatte bereits eine Hand am Türgriff. »Möchten Sie das denn?«
    »Das nächste Mal«, widersprach Hyden. »Schnell, bevor sie uns entwischt!«
    Als die zierliche Kleine an unserem Wagen vorbeiging, hechtete Ernie ins Freie und versuchte sie zu packen. Aber für alle völlig überraschend sprang sie hoch in die Luft und landete mit einem Salto auf einer breiten Mauer. Von dort balancierte sie zu einem Baum, griff nach einem Ast und schwang sich auf den Tisch eines Straßencafés.
    Ernie versuchte die ganze Zeit über, ihre Bewegungen vorauszusehen und sie abzufangen, doch das klappte nicht. Er bückte sich, sie wirbelte in die Höhe. Er machte einen Schlenker nach links, sie wich nach rechts aus.
    Ich beobachtete die Verfolgungsjagd durch das Wagenfenster. »So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt.«
    »Unglaublich, was die Kleine drauf hat. Zumindest zeigt es uns, dass im Moment niemand ihren Chip steuert. Sie ist zu gelenkig, zu flink«, sagte Hyden. »Das ist sie und niemand sonst.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du hast selbst erlebt, wie ruckartig und mechanisch sich Reece bewegte.«
    »Aber dein Vater konnte die Leute doch perfekt manipulieren.«
    »Unter idealen Bedingungen, ja. Hier jedoch fehlt die Kooperation des Spenderkörpers. Er befindet sich nicht mehr im Labor von Prime, wo er den Chip zwischen Spender und Mieter genau abgleichen konnte. Das erste Zugriffssignal aus einer gewissen Entfernung erlaubt keine exakte Kontrolle.«
    Ich nickte, obwohl ich nicht sicher war, dass ich alles verstanden hatte. Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Ernie zu. Allmählich stellte er sich besser auf die Ausweichmanöver dieser bemerkenswerten Akrobatin ein. Und als sie losschnellte, um sich auf eine Ladenmarkise zu schwingen, fing er sie mitten im Sprung mit beiden Armen auf.
    »Erwischt«, verkündete ich. Hyden entriegelte die Heckklappe und fuhr sie per Knopfdruck hoch, sodass Ernie das strampelnde, beißende und kreischende Bündel nur noch in den Laderaum werfen musste. Er hielt ihr mit einer Hand die Augen zu und kletterte ihr nach. Sie hörte zu schreien auf, fuchtelte jedoch mit beiden Armen so heftig vor seinem Gesicht umher, dass ich sicher war, sie würde ihm die Augen auskratzen. Aber er packte sie mit einer blitzschnellen Bewegung im Nacken, und sie erstarrte. Ihr Blick wurde glasig. Ihr Kopf sank nach vorn, als sei sie plötzlich eingeschlafen.
    »Ist sie okay?«, rief Hyden nach hinten.
    »Schlummert sanft wie ein Baby«, sagte Ernie.
    Ich entdeckte eine winzige Scheibe in Ernies Handteller. Er verstaute sie wortlos in seiner Anzugtasche, während Hyden anfuhr.
    »Warum musste er ihr die Augen zuhalten?«, wollte ich wissen.
    »Nur für den Fall, dass jemand versucht hätte, ihren Chip zu kapern«, erklärte Hyden. »Eine reine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Wenn ich nicht so in Eile gewesen wäre, hätte ich ihr die Augen verbunden«, meinte Ernie. »Aber die Kleine hüpfte rum wie ein Karnickel, falls ihr das mitbekommen habt.«
    Ernie setzte sich neben sie in den Laderaum und sammelte Atem.
    »Was geschieht jetzt mit ihr?«, fragte ich.
    »Wir warten ab«, meinte Ernie. »Unser Dornröschen wird bald wieder aufwachen.«

kapitel 8 Bei unserer Rückkehr in Hydens unterirdische Labors lag die Chipträgerin, die Ernie gefangen genommen hatte, noch immer hinten im Laderaum und rollte in jeder Kurve der

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