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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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schäbig aus«, stellte ich fest.
    »Bist du zur Stilkritikerin geworden oder was?«
    »Du weißt, was ich meine. Er muss nicht unbedingt ein Metallo sein. Jedenfalls sieht er nicht wie ein ehemaliger Kunde deines Vaters aus.«
    »Im Gegensatz zu dir kehrten die meisten von denen auf die Straße zurück«, meinte er. »Sie bekamen nicht mal ihr Honorar, als Prime geschlossen wurde.«
    Er hatte recht. Ich kam mir ziemlich blöd vor, obwohl es nicht meine Absicht gewesen war, ein Urteil über den Jungen zu fällen. Ich hatte nur nach typischen Merkmalen gesucht. Aber die lieferte weniger die Kleidung als das Aussehen, und das Aussehen dieses Starters war praktisch makellos. Er verschloss seine Wasserflasche und schob sich den Riemen über die Schulter.
    Hyden parkte den SUV . »Du bleibst im Auto und steigst auf keinen Fall aus!«
    Bevor ich eine Frage stellen konnte, sprang er aus dem Wagen und lief auf den Starter zu.
    Ich beobachtete die Szene. Hyden versuchte es mit der lässigen Tour, aber der Typ dachte nicht daran, sein Lächeln zu erwidern, und schüttelte auf seine Fragen nur nervös den Kopf.
    Hyden trat dicht an ihn heran. Der Starter schubste ihn weg und rannte los. Hyden zuckte mit schmerzverzerrter Miene zusammen, doch dann machte er sich an die Verfolgung. Ich kletterte über die Konsole auf den Fahrersitz, ließ den Motor an und fuhr den beiden nach.
    Ich hatte keine Ahnung, was Hyden vorhatte, wenn er den Starter erwischte, da er ihn doch gar nicht packen konnte. In diesem Moment lief der Typ in eine Sackgasse. Ich stellte den SUV dicht hinter Hyden quer und versperrte dem Jungen so den Fluchtweg. Hyden hielt ihm einen winzigen Gegenstand an den Nacken, ohne ihn direkt zu berühren. Der Junge sackte zusammen.
    Ich öffnete per Knopfdruck die Heckklappe und stieg aus. Hyden wickelte die Jackenärmel um seine Hände, und gemeinsam hievten wir den Bewusstlosen in den Laderaum. Von der Straßenecke her schrie ein Ender auf uns ein. Hyden ging drohend auf ihn zu und tat, als setzte er zu einem Sprung an. Der Ender ergriff die Flucht.
    Hyden kletterte zu dem Metallo in den Laderaum, während ich wieder hinter dem Lenkrad Platz nahm.
    »Fahr los«, befahl Hyden.
    Ich gab Gas. Vorsicht, Monkey fährt Auto! , hatte Tyler einmal gesagt. »Wohin?«
    »Zur Schnellstraße.«
    Ich stellte das Navigationsgerät ein und konzentrierte mich auf die Straße.
    Nach einigem Geraschel im Laderaum kletterte jemand von hinten auf den Beifahrersitz. Allerdings war es nicht Hyden, sondern der Typ mit dem Holzfällerhemd.
    In meiner Panik verriss ich das Lenkrad, und der Wagen schleuderte auf die mittlere Spur. »Was ist mit Hyden passiert?«
    Der Junge griff mit der Linken nach dem Lenkrad. »Vorsicht, fahr mein Auto nicht zu Schrott!«
    Ich starrte ihn an. Er lächelte, und etwas an diesem Lächeln kam mir vertraut vor.
    »Hyden?«, fragte ich.
    »Ja.« Holzfällerhemd nickte.
    Es war schlicht gruselig. »Bist du das wirklich?«
    »In Fleisch und Blut. Genau genommen in seinem Fleisch und Blut.«
    »Wie machst du das? Du eignest dir einfach seinen Körper an?«
    »Es ist zu seinem Besten. Er hätte nur gegen uns gekämpft.« Er nahm die Hand vom Steuerrad und wies mit dem Kinn nach vorn. »Achte auf die Straße!«
    Ich nahm die Einfahrtsrampe zur Schnellstraße. Hyden legte seine Hand auf meinen rechten Arm. Ich sah ihn – oder besser, Holzfällerhemd – von der Seite an.
    Er wirkte so friedlich, regelrecht glücklich, dass er mich berühren konnte. Aber für mich war es ein unheimliches Gefühl. Diese Hand gehörte nicht Hyden, sondern einem Fremden. Ich traute Hyden ohnehin nicht vollends. Kannte ich ihn denn wirklich?
    »Ist dein Körper echt okay dahinten?« Ich warf einen Blick über die Schulter auf Hydens reglose Gestalt.
    »Keine Sorge, alles bestens.«
    »Wie heißt du?«
    »Hyden.«
    »Nein, der Typ, in dem du steckst.«
    »Schon klar.« Hyden begann seine Taschen zu durchsuchen. Er entdeckte eine Brieftasche und einen Personalausweis.
    »Jeremy Stone.« Er warf einen Blick in die Geldfächer. »Wenig Bares. Entweder gehörte er zu den Spendern, die leer ausgingen, als Prime aufgelöst wurde, oder er brachte sein Honorar schnell durch.«
    »Wie konntest du so schnell in Jeremys Körper schlüpfen?«, fragte ich.
    »Dreimal darfst du raten.«
    Ich überlegte. »Du trägst einen Chip.«
    »Ich war Patient Null meiner Erfindung.«
    Seine Hand lag immer noch warm auf meiner Haut.
    »Das erinnert mich an deinen Vater«,

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