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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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schließen und nicken. »Das würde voll und ganz reichen.«

kapitel 10 Hyden fuhr mich, immer noch in Jeremys Gestalt, ins Zentrum von Los Angeles. Ich starrte durch das Fenster auf die grauen Fassaden und grellen Graffiti der Innenstadt.
    »Bist du sicher, dass du das willst?«, fragte Hyden.
    »Ich muss es wenigstens versuchen.«
    »Aber mein Vater besitzt die technischen Möglichkeiten, jede Stimme nachzuahmen«, sagte er. »Er hat Zugang zu alten Telefonaufzeichnungen und Sprechproben in den Pages, aus denen sich neue Sätze zusammenbauen lassen. Du kannst dich nicht darauf verlassen, dass das, was du gehört hast, echt ist.«
    Ich hatte ihm erzählt, dass mein Vater über den Chip Kontakt mit mir aufgenommen hatte. Dass er Dinge wusste, die ein Fremder nicht wissen konnte. Wie diese Sache mit meinem Geburtstagsgeschenk. Ich presste beide Hände gegen die Stirn und suchte verzweifelt nach einem Weg, Hyden meine Gefühle begreiflich zu machen. Die Leere in meinem Innern dehnte sich aus, weil mich niemand verstand.
    »Trotzdem …« Ich hob den Kopf. »Wenn du an meiner Stelle wärst und deinen Vater so lieben würdest, wie ich es tue, und wenn du dann plötzlich seine Stimme im Kopf hörtest, als stünde er lebendig neben dir, würdest du doch auch Nachforschungen anstellen, oder?«
    »Du hast den Haken an der Sache vergessen. Ich liebe meinen Vater nicht.«
    Ich seufzte. »Mein Dad hat sich nach Tyler erkundigt.«
    »Es ist für jeden möglich, an solche Informationen heranzukommen. Und wir haben es hier mit meinem Vater zu tun.« Er stieß das Wort »Vater« hervor, als spräche er von einem Dämon.
    »Aber der Klang, der Tonfall … hundertprozentig Dad, bis ins kleinste Detail.« Ich suchte verzweifelt nach Argumenten, um den kleinen Hoffnungsfunken am Glimmen zu erhalten. »Und er wurde unterbrochen … Dein Vater hätte das Gespräch nicht so unvermittelt beendet.«
    Hyden sah mich so mitleidig an, als sei ich ein Kind, das nicht einsehen wollte, dass ein Goldfisch tot war, wenn er mit dem Bauch nach oben im Wasser trieb.
    »Es ist gefährlich für dich da draußen.« Er spähte angestrengt durch das Wagenfenster. »Mein Vater könnte jederzeit auf dein Chip-Signal zugreifen.«
    Er bog in einen Straßenblock mit Regierungsgebäuden ein. Die heroischen Statuen, die das Viertel einst geschmückt hatten, bröckelten vor sich hin. Gelangweilte Marshals sorgten dafür, dass die Teilnehmer einer Protestkundgebung hinter den Absperrungsseilen blieben. Hyden löste einen Parkschein für einen Tiefgaragenplatz. Wir nahmen die Treppe ins Erdgeschoss. Unsere Blicke wanderten zu einem Gebäude, auf dem in bombastischen Lettern STAATSARCHIV stand.
    »Bist du sicher?«, wiederholte Hyden.
    Ich brachte ihn mit meinem finstersten »Halt die Klappe«-Blick zum Schweigen und wandte mich den Eingangsstufen zu.
    In der Vorhalle wurden wir durch einen Ganzkörperscanner geschleust. Bei mir piepte das Ding sofort. Konnte es sein, dass mein Chip den Alarm auslöste? Ich begann zu schwitzen. Wie sollte ich mich herausreden?
    Eine Dame vom Wachpersonal winkte mich zur Seite und tastete mich mit einem Handgerät ab. Über meiner Tasche stoppte sie. Ich kramte darin herum und brachte ein paar Dollarmünzen zum Vorschein. Das stellte sie zufrieden.
    Beim Weitergehen überholten wir ein Starter-Mädchen, das am Ende einer langen Schlange an der Wand lehnte. Sie hatte die typische Ausrüstung der Straßen-Kids: ein paar Schichten zerlumpter Klamotten, eine Handleuchte und die an einem Schulterriemen befestigte Wasserflasche. Aber sie besaß eine glatte Haut, die makellos schimmerte, schön geformte Wangenknochen und eine perfekte Figur.
    Hyden starrte in ihre Richtung, und ich grinste ihn an.
    »Wette, dass du die gern scannen würdest«, flüsterte ich.
    Er deutete ein Lächeln an. »Ich glaube, wir müssen in den zweiten Stock«, sagte er und wies zur Treppe.
    Der Bau war alt, und keiner von uns hatte großes Vertrauen in den Z -Lift. Einige der neueren Gebäude besaßen Saprophyten-Anlagen, ein komplexes System der Energiegewinnung, bei dem sich Pflanzen von Pilzen ernährten. Der Sporenstaub diente als zeitweiliger Rohstoff für diesen Kreislauf, und es gab erfinderische Leute, die das Prinzip nutzten, um Zitronen in Limonade zu verwandeln. Aber es war umstritten, da es nach Ansicht mancher Experten die Luft mit gefährlichen Sporen verseuchte.
    Im zweiten Stock mussten wir endlos warten, bis uns schließlich eine

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