Enders
eines Freundes befindest. Ich vermute mal, dass mein Sohn in diesem Körper steckt.
Ich seufzte. Es war zu spät, und er war zu schlau. Jeremy trat zurück und beobachtete mich. Seine Miene verriet mir, dass er wusste, was in mir vorging.
»Warum benutzen Sie diesmal nicht Ihre elektronische Stimme, Brockman?«, fragte ich.
Ich sehe, ihr habt euch unterhalten. Die elektronische Stimme wirkt irgendwie so überheblich, findest du nicht? Ich habe beschlossen, ich selbst zu sein.
»Dann werden Sie in Zukunft auch nicht mehr die Stimme meines Vaters imitieren?«
Er schwieg einen Moment. Was meinst du damit?
Die Luft im Treppenhaus war plötzlich heiß und stickig. Das T -Shirt klebte mir am Körper. Vielleicht lag ich doch falsch, und ein anderer hatte sich als mein Vater ausgegeben.
Heiß da drinnen? Weshalb gehst du nicht ins Freie?
»Warum?«, fragte ich. »Wollen Sie, dass ich von hier verschwinde?«
Hyden schäumte vor Wut. Ich bedeckte meine Augen mit einer Hand, damit sein Vater ihn nicht beobachten konnte.
Richte Hyden aus, dass es ein Vater nicht schätzt, wenn sein Sohn sich in fremden Körpern herumtreibt.
»Sagen Sie ihm das doch selbst!«
Ich habe eine bessere Idee.
Ich sah Hyden an und gab ihm durch Gebärden zu verstehen, dass sein Vater irgendetwas vorhatte. Am Fuß der Treppe klangen Schritte auf, die in dem engen Schacht laut widerhallten. Und sie kamen auf uns zu.
Aufgepasst!
Ich spürte ein Prickeln im Nacken. Ein Mädchen erklomm die Treppe, Stufe um Stufe. Wir hatten sie schon einmal gesehen. Das schöne Starter-Mädchen vom Ende der Warteschlange. Aber mit ihren Augen stimmte etwas ganz und gar nicht.
»Sie ist fremdgesteuert!«, rief ich.
Kluges Mädchen!
»Sieh dich vor«, warnte ich Hyden.
Die Starter rannte in einer Art Kampfsport-Pose mit angewinkelten Armen auf Hyden zu.
Schwarzer Gürtel.
»Sie kann kämpfen«, sagte ich zu Hyden.
Hyden – in Jeremys Körper – wich mit einem schnellen, geschickten Seitenschritt aus. Sie rannte gegen die Wand.
»Jeremy ebenfalls, scheint mir«, kommentierte er.
Das Mädchen wirbelte herum und ging erneut auf Hyden los. Die beiden umklammerten einander in dem Versuch, den gegnerischen Angriff abzublocken. Es war ein zähes Ringen, ein Messen von Körperkraft und Willensstärke.
Die Starter schaffte es, Hyden wegzustoßen und seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen.
Der Kampf der beiden ging hin und her – und plötzlich spürte ich etwas Merkwürdiges. Der kleine Finger meiner rechten Hand bewegte sich auf und ab. Das wäre an und für sich nicht sonderlich beängstigend gewesen, nur …
… der Befehl dazu kam nicht von mir.
Ist das nicht bemerkenswert? Du bewegst dich auf meinen Befehl hin. Wie eine Marionette.
Ich senkte die Hand und richtete meine ganze Konzentration auf die Finger, versteifte sie, bis sie hart wie Stahl waren.
Die Metallo hatte inzwischen einen Arm um Hydens Hals geschlungen und schnürte ihm die Luft ab. Ich war mit zwei Schritten hinter ihr, legte die Arme um ihre Taille und riss sie von Hyden weg.
»Pack sie an den Füßen!«, rief ich.
Sie strampelte und trat nach Hyden, doch irgendwie bekam er ihre Knöchel zu fassen. Sie war leicht wie eine Feder, und gemeinsam trugen wir sie die Treppe hinunter.
»Was machen wir mit ihr?«, fragte ich.
»Ab in die Untergeschosse. Da ist sie am sichersten.«
Die Treppe endete nicht im Eingangsbereich, sondern führte weiter in die auf zwei Ebenen angelegte Tiefgarage. Allmählich stellte das Mädchen seine Gegenwehr ein und hörte zu schreien auf.
Ich blieb stehen. »Reicht das?«, fragte ich.
»Gehen wir zur Sicherheit noch ein Stockwerk tiefer.«
Wir begaben uns in die untere Parkzone. Plötzlich hing die Metallo schlaff zwischen uns. Offenbar hatten wir das Signal abgeschnitten. Sie fühlte sich viel schwerer an als zuvor.
»Er ist weg.« Hyden deutete mit dem Kinn auf das bewusstlose Mädchen.
»Wer?«
»Wer immer sich ihren Körper angeeignet hatte. Auf alle Fälle ein Handlanger meines Vaters.«
Er stieß mit einer Fußspitze die Tür zur unteren Parkzone auf. Wir legten sie sanft auf dem Betonboden ab. Sie war ohnmächtig.
»Ich hole den SUV «, sagte Hyden.
Ich musterte unsere Gegnerin. Sie sah plötzlich so harmlos aus, so friedlich. Dichtes braunes Haar umfloss ihre Schultern. Ich streckte die rechte Hand aus und starrte meinen kleinen Finger an.
Momentan bewegte er sich nicht von selbst. Genau, wie es sein sollte.
Kurz danach hielt Hyden mit
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